Flug in Die Nacht
Kellerman war dabei, die Positionen der übrigen Maschinen ihrer Angriffsformation nach den über Funk eingehenden Standortmeldungen in ihre Karte einzutragen.
»Geschafft!« sagte sie. »Alle sechs B-52 der zweiten Ostgruppe und Diamond One-Two sind durchgekommen. Sie sind zwei Minuten voraus.«
»Und die anderen?« fragte Carter.
»Die Südgruppe hat’s schwer erwischt«, berichtete Kellerman. »Eine B-2 und eine der B-52 aus Castle sind abgeschossen worden … «
»Etwa unsere B-2? Cobb und McLanahan?«
»Cobb und McLanahan haben’s geschafft, aber Whiteman’s B-2 ist abgeschossen worden. Eine weitere B-2 der Nordgruppe hat umkehren müssen; alle anderen Maschinen sind durchgekommen.
Die übrigen fünf B-52 der Südgruppe scheinen den Zerstörer östlich von ihnen außer Gefecht gesetzt und ein paar Vorpostenboote versenkt zu haben – (folglich müßten sie’s jetzt auch schaffen. Aber aus Westen nähert sich eine weitere Zerstörerkampfgruppe, die gefährlich werden kann, wenn die Bomber später nach Süden abfliegen.
Sonst keine weiteren Meldungen: Alle anderen kommen offenbar planmäßig voran. Kanes EB-52, die Begleitschutz für die Ostgruppe zwei fliegt, hat zwei chinesische Jäger abgeschossen.«
»Suchradar bei elf Uhr«, meldete Atkins. »Gold-Band-Suchradar … Luftraumüberwachungsradar Sea Eagle, Zerstörer der Luda-Klasse, jetzt auch Jägerleitradar, vermutlich Jäger aus Nordwesten im Anflug.«
»Der Zerstörer steht vierzig Seemeilen entfernt und wird von fünf Schiffen begleitet«, sagte Kellerman über ihr Seitensichtradar gebeugt. »Wir erreichen ihn etwa sechzig Sekunden vor den südlichen B-52. EW, wir sind jetzt in TACIT-RAINBOW-Reichweite. Los, nehmt Maß und zeigt’s ihnen!«
In der Bangoy-Straße vor Davao zur selben Zeit
Im Golf von Davao, keine zehn Seemeilen vor der Stadt Davao, stand der größte chinesische Flottenverband seit dem Koreakrieg angriffsbereit.
Der Verband war in zwei Angriffsgruppen unter Führung je eines Zerstörers aufgeteilt. In der Bangoy-Bucht nördlich des Samar International Airports stand der von sechs Schnellbooten begleitete Zerstörer Dalian mit fünf ehemals amerikanischen Panzerlandungsschiffen LST-1, die jeweils zweihundertfünfzig Marineinfanteristen, zwanzig gepanzerte Mannschaftstransportwagen und zehn Schützenpanzer an Bord hatten. Dazu kamen vier Landungsschiffe der Yukan-Klasse, von denen jedes über vierhundert Marineinfanteristen und etwa tausend Tonnen Nachschub und Ausrüstung transportierte.
Jedes Landungsschiff hatte mehrere kleinere Landungsfahrzeuge an Bord, die jeweils dreißig Marine-Pioniere absetzen wurden, die den Auftrag hatten, Drahthindernisse am Strand zu beseitigen, Minenfelder zu räumen und Panzersperren zu sprengen. Danach würden die Landungsschiffe den Strand anlaufen, ihre Bugtore öffnen und die Marineinfanteristen in massiven Wellen an Land schicken.
Sobald die Hubschrauber der Schiffe der Yukan-Klasse weitere Marineinfanteristen und Geschütze abgesetzt hatten, würden die Invasionstruppen einen Küstenstreifen nördlich des Flughafens besetzen und dann nach Süden vorstoßen.
Die Hauptangriffsgruppe unter Führung des Zerstörers Yinchuan stand nur vier Seemeilen südlich von Davao. Zu ihr gehörten zehn Panzerlandungsschiffe LST-1, acht Landungsschiffe der Yukan-Klasse und zahlreiche kleinere Landungsfahrzeuge, Minensucher und Versorgungsschiffe.
Dieser Verband hatte den Auftrag, das Hochland westlich von Davao zu besetzen, die Stadt von Land her einzuschließen und sich mit der Nordgruppe zu vereinigen, um gemeinsam mit ihr den Samar International Airport einzunehmen.
Um 01.35 Uhr, zwei Stunden vor dem ursprünglich geplanten Angriffsbeginn, standen die beiden Zerstörer der Luda-Klasse acht Seemeilen vor den beiden Landungszonen, eröffneten das Feuer mit ihren 13-cm-Geschützen und überschütteten die Landungsgebiete mit einem Geschoßhagel.
Verschossen wurden hauptsächlich dreiundzwanzig Kilogramm schwere Granaten mit dreieinhalb Kilogramm Sprengladung, aber auch Spezialgranaten mit Infrarotsuchköpfen, die Wärmequellen wie Fahrzeuge oder MG-Nester ansteuerten, Brandgranaten, die Gebäude und dichtes Buschwerk mit Napalm in Brand setzten, und Splittergranaten gegen Flächenziele. Zwei Hubschrauber mit Infrarotsichtgeräten sollten Ziele für die Schiffsartillerie aufspüren, aber im allgemeinen begnügten die Chinesen sich damit, die Landungszone fast wahllos zu beschießen. Der Zerstörer
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