Flug in Die Nacht
begleitet wurden. Die starken Störungen auf allen Radarfrequenzen zeigten, daß einige der feindlichen Maschinen keine Bomber, sondern ECM-Flugzeuge sein mußten.
Kapitän Sun Ji Guoming, der Chef von Yins Stab, faßte die bisherigen Erkenntnisse zusammen: »Nach ersten Meldungen sind an diesem Unternehmen sechsundzwanzig B-52, sechs B-1, vier B-2 – von denen die Jinan bereits einen abgeschossen haben soll –, zwei ECM-Flugzeuge EF-111 und vier bis sechs Jagdbomber FB-111 beteiligt. Damit hätte das erste Geschwader der Air Battle Force wenigstens drei Viertel, möglicherweise sogar vier Fünftel seiner Maschinen eingesetzt.«Sun lächelte wissend. »Wir können die gegen uns eingesetzten amerikanischen Luftstreitkräfte in einer einzigen Nacht vernichten.«
»Tatsächlich, Kapitän?« fragte Yin halblaut. »Offenbar haben wir erst ein Flugzeug abgeschossen, während die Amerikaner eine Fregatte und einen Zerstörer versenkt, zwei weitere Fregatten beschädigt und fast zwei Dutzend Vorpostenboote beschädigt oder versenkt haben. In weniger als dreißig Minuten können sie über dem Golf von Davao sein, ich sehe bisher keine Anzeichen für eine ›Vernichtung‹ der amerikanischen Luftstreitkräfte.«
»Sie haben einen großen Verlust erlitten, noch bevor sie das Zielgebiet erreicht hatten«, erklärte Sun ihm. »Und sie werden schwerste Verluste erleiden, sobald sie vor Davao in Reichweite unserer Zerstörer Dalian und Yinchuan kommen.
Die Amerikaner sind undiszipliniert: Sie greifen jedes kleine Vorpostenboot mit Lenkwaffen an, anstatt sich ihre Waffen für Fregatten, Zerstörer oder Landungsschiffe aufzuheben.
Huangshi und Kaifeng sind beide durch Zufallstreffer versenkt worden, aber die Yingtan ist noch einsatzbereit … «
»Sie haben die Möglichkeit eines Angriffs mit Marschflugkörpern Tomahawk nicht ausreichend berücksichtigt«, sagte Admiral Yin aufgebracht. »Unser äußerer Verteidigungsring ist allzu leicht durchbrochen worden. Und warum ist mir nie gemeldet worden, daß die Amerikaner auf Guam Stealth-Bomber B-2 stationiert haben … ?«
»Genosse Admiral, unser Marine-Nachrichtendienst hat gemeldet, die Trägerkämpfgruppe mit der Ranger liege weiter in Manado und habe von Indonesien keine Erlaubnis zu Offensivunternehmen erhalten«, stellte Sun fest. »Sollten amerikanische Kreuzer ihre Marschflugkörper aus indonesischen Gewässern gestartet haben, wäre das ein Völkerrechtsbruch … «Yin funkelte ihn an, denn diese Erklärung konnte ihn keineswegs zufriedenstellen.
»Genosse Admiral, wir greifen in Kürze Bomber B-52 an der äußersten Grenze der Reichweite unserer Fla-Lenkwaffen an«, meldete der Wachhabende. Während die Hong Lung eine Kursänderung nach Steuerbord vornahm, fühlten sie das ganze Schiff erzittern, als die Gasturbinen als Verstärkung der Dieselmotoren anliefen. »B-52 setzen Antischiffs-Lenkwaffen ein … Störsender wirkungslos, guter Radarkontakt, alle Ziele dürften abgeschossen werden.«
Yin hatte nicht die Absicht, Kapitän Sun weitere Vorwürfe zu machen – hätte Sun nicht vorgeschlagen, die Hong Lung zum Schutz der Invasionsflotte nach Osten zu verlegen, würden alle diese amerikanischen Bomber jetzt vielleicht seine Marineinfanteristen angreifen. »Invasionskräfte, Meldung«, verlangte Yin knapp. »Sind sie bereit zur Landung?«
»Alle Schiffe sind in Position«, berichtete Kapitän Sun. »Die Artillerievorbereitung beginnt in zwei Stunden, das Landungsunternehmen eine Stunde später … «
»Wir können nicht länger warten«, entschied der Admiral.»Die Landungsfahrzeuge sollen sofort ablegen!«
»Aber wir haben noch keine Zeit gehabt, einen Brückenkopf für die Landung unserer Marineinfanterie zu schaffen, Genosse Admiral», wandte Sun ein. »Wer weiß, was sie dort alles erwartet? Wir sollten nicht auf die Artillerievorbereitung verzichten, sondern den Strand mindestens eine Stunde lang beschießen, bevor wir … «
»Schlimmstenfalls werden sie schon in einer halben Stunde von diesen Bombern und Marschflugkörpern angegriffen«,unterbrach ihn Yin. »Los, sorgen Sie dafür, daß die Marineinfanterie an Land geht!«
»Wir haben keinen Grund zur Eile, Genosse Admiral«,wandte Sun erneut ein. »Wir sollten abwarten, bis feststeht, wohin die amerikanischen Bomber fliegen – vielleicht bombardieren sie sogar den Strand für uns. Jedenfalls sollten unsere Truppen nicht am Strand sein, wenn die Bomber kommen … «
»Und erst recht nicht auf
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