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Flug in Die Nacht

Flug in Die Nacht

Titel: Flug in Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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sein dunkles Helmvisier hochklappen.
    Auch Cobb klappte jetzt sein dunkles Visier hoch. »Yeah, Patrick, mir fehlt nichts.« Seine linke Hand lag wieder auf den Leistungshebeln; nachdem er rasch die Instrumente kontrolliert hatte, nahm er seine gewohnte Haltung ein – den Kopf leicht nach vorn gereckt, die Augen in ständiger Bewegung, die Hände an Steuerknüppel und Leistungshebeln.
    »CROWBAR, hier Vapor Two-One, Zustand grün«, meldete McLanahan der Bodenstelle. »Bitte um Freigabe für einen Überflug des Nullpunkts.«
    »Bitte warten, Vapor.« Diesmal war die Pause kürzer.
    »Vapor Two-One, Freigabe erteilt, bleiben Sie über dem Ziel in sechstausend MSL.«
    Cobb zog die Maschine in einer weiteren steilen Linkskurve herum und schwenkte die Tragflächen der FB-111B nach vorn, bis mit 54 Grad die maximale Spreizung erreicht war, die mithelfen würde, den Bomber auf Überschallgeschwindigkeit zu bringen. Die verheerende Wirkung der BLU-96 war unübersehbar, sobald sie wieder auf Gegenkurs waren. Um die rauchenden Überreste des Zielturms herum erstreckte sich ein kreisförmiger Brandfleck mit über einem Kilometer Durchmesser. Panzer und Schützenpanzer waren umgestürzt und teilweise durcheinandergeworfen worden; von normalen Lkw waren nur noch ausgeglühte Stahlgerippe übrig. Noch in drei Kilometern Entfernung waren Schutzzäune versengt oder umgeworfen, und alle Schaufensterpuppen waren unabhängig von ihrer Uniformierung verschwunden.
    »Mein Gott … «, murmelte McLanahan. Obwohl er außer auf alten Fotos von Hiroshima und Nagasaki noch nie den Nullpunkt einer Atomwaffendetonation gesehen hatte, konnte er sich vorstellen, daß er jetzt nur einen Bruchteil der dort angerichteten Verwüstungen vor sich harte.
    »Cool«, sagte Cobb nur, aber für ihn war das gleichbedeutend mit einer langen Kette von Flüchen und verwunderten Ausrufen.
    McLanahan wandte sich von der noch rauchenden Brandstätte unter ihnen ab. »CROWBAR, hier Two-One, Überflug beendet, erbitte Anflugfreigabe.«
    »Vapor, hier CROWBAR, auf achttausend steigen und halten, Kurs drei-null-null, frei zum Verlassen von R-4806 W und Hinflug in R-4808N über Meldepunkt PALACE zu Anflug und Landung. Danke für Ihre Hilfe.«
    »Achttausend, drei-null-null, Meldepunkt PALACE, Vapor alles verstanden. Schönen Tag noch. Ende.«
    Während McLanahan beobachtete, wie Cobb die Maschine auf Kurs brachte, stand er noch immer unter dem gewaltigen Eindruck, den die HADES auf ihn gemacht hatte. Eine verheerende Waffe! Gewiß, die BLU-96 war keine Atombombe, aber allein die Tatsache, daß ein Flugzeug eine Bombe abwerfen konnte, die im Umkreis von zwei bis drei Kilometern alles Leben vernichtete, war ziemlich erschütternd.
    Ein einziger Bomber B-52, der dreißig bis vierzig dieser Waffen trug, konnte bereits eine mittlere Großstadt zerstören.
    Aber zum Glück zeichnete sich gegenwärtig keine Bedrohung ab, die den Einsatz der HADES hätte rechtfertigen können. Im allgemeinen war die Welt friedlicher geworden.
    Viele Staaten, die früher als Aggressoren aufgetreten waren, bemühten sich jetzt, ihre Konflikte am Verhandlungstisch zu lösen. Bürgerkriege gab es weiterhin, aber kein Staat wollte gegen einen anderen Krieg führen, weil die Möglichkeit massiver Vergeltungsschläge selbst zahlenmäßig unterlegener Streitkräfte eine demonstrierbare Realität war.
    Und aus McLanahans Sicht war das durchaus in Ordnung.
    Es war besser, Waffen wie die BLU-96 in den Munitionsbunkern zu lassen oder zu vernichten, als sie wirklich einzusetzen.
    Allerdings konnte Patrick McLanahan nicht ahnen, daß sich eine halbe Welt entfernt ein Konflikt zusammenbraute, der ihn und seine Fliegerkameraden wieder dazu zwingen konnte, solche schrecklichen Waffen einzusetzen.
1
Vor den Spratly-Inseln, Südchinesisches Meer
Mittwoch, 8.Juni 1994, 22.47 Uhr Ortszeit
    Als der siebenundfünfzigjährige Flottillenadmiral Yin Po Lún, der Befehlshaber der Spratly-Islands-Flottille der chinesischen Volksbefreiungsmarine, eben nach dem Becher Tee greifen wollte, den ein junger Steward ihm servierte, holte sein Schiff so stark nach Backbord über, daß das Teetablett quer über die Brücke seines Flaggschiffs segelte. Nun, das bedeutete, daß er seinen Abendtee noch eine Viertelstunde später bekommen würde. Kapitän Lubu Vin Li, der Kommandant des Flaggschiffs, stauchte den jungen Steward wegen seiner Ungeschicklichkeit zusammen. Yin betrachtete den armen Messejungen – einen schmächtigen

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