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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer
Autoren: Shalvis Jill
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zwischen sich und dem Feuer abbrennen, bis es kohlrabenschwarz ist.«
    »Kohlrabenschwarz?«
    »Die Erde muss komplett frei sein von Nadeln, Zweigen, allem, was dem Feuer Nahrung bietet. Haben sie irgendwelche zusätzliche Ausrüstung?«
    »Wie... was?«
    »Feuerschutzanzüge. Oder, wie wir sie unter uns nennen, Backschläuche.«
    Sie blinzelte, wartete darauf, dass er lächelte, aber offenbar war das kein Scherz. »Klingt makaber.«
    »So ist es auch gemeint. Wer von einem Feuer überrascht wird ohne entsprechenden Feuerschutz ist verloren.«
    Sie drehte sich zu den Männern um und fragte nach zusätzlicher Ausrüstung. Aber außer Schutzhelmen und Handschuhen
hatten sie nichts. Sie erklärte ihnen, dass sie die Brandschneisen verbreitern müssten, und wandte sich wieder Griffin zu. »Gehen wir.«
    »Schon wieder ›wir‹«, murmelte er und packte ihren Arm, als sie losmarschieren wollte. Es war nicht das erste Mal, dass er sie berührt hatte, er schien das häufig zu tun. Normalerweise reagierte sie darauf abwehrend.
    Und jetzt wartete sie auf eine von zwei möglichen Reaktionen: auf das Bedürfnis, ihm eine zu knallen, oder ihn so anzulächeln, dass sie todsicher später im Schlafzimmer landen würden.
    Aber dieses Mal war ihre Reaktion weder bloßer Ärger noch schiere Lust, sondern sehr viel komplizierter, und das verwirrte sie erneut.
    »Das hier wird ein verdammt harter, verdammt heißer Job«, sagte er, und sein Blick ruhte ernst auf ihr. »Ganz abgesehen davon, dass es höllisch gefährlich wird.«
    »Na und?«
    »Und ich bin daran gewöhnt. Du nicht. Du musst das nicht tun.«
    Er machte sich Sorgen um sie. Das hätte sie vermutlich nicht rühren oder ihre Verwirrung verstärken sollen. »Ich war schon in schlimmeren Situationen, glaub mir. Ich kann die Zeit erübrigen. Tom erwartet es von mir.«
    »Ich habe jetzt die Verantwortung hier, Lyndie, und...«
    Sie musste ausgiebig darüber lachen. »Noch vor wenigen Minuten warst du kurz davor, deine Stiefel voll zu kotzen, Supermann, also erzähl mir nichts von Verantwortung und so. Du willst wissen, wie weit das Feuer sich ausgebreitet hat? Großartig, gehen wir. Ich würde dich ja fliegen, aber wie wir auf dem Weg hierher festgestellt haben, ist die Sicht gleich null. Also... nach dir.«

    Er starrte auf sie herunter, aber als sie sich nicht rührte, zuckte er die Achseln und warf sich seinen Rucksack über.
    »Sag Sergio, dass er uns anfunken soll, sobald Tom mit dem Traktor und dem neuesten Wetterbericht hier aufkreuzt.«
    »Geht klar.« Sie übersetzte es, dann folgte sie ihm.
    Es war ein mühsamer Weg. Sie verschwendeten keine Kraft mit Unterhaltung, sondern folgten dem äußeren Rand des Feuers, das sie aufwärts leitete. Wegen der vom Rauch behinderten Sonne wirkte der Tag jetzt schon dämmrig, was alles noch unheimlicher machte.
    In der ausgezeichneten Verfassung, in der sie war, sollte sie eigentlich keine Probleme haben, aber sie trug nur Tennisschuhe, keine Stiefel, und der Rauch machte ihr zu schaffen. Der Weg war steil und unglaublich staubig. Und schlüpfrig unter ihren Gummisohlen. Sie kletterte und war sich überdeutlich ihres keuchenden Atems und des Mannes an ihrer Seite bewusst, und vielleicht führte Letzteres dazu, dass sie ausrutschte und hart auf die Knie fiel. »Verdammt.«
    Ein Arm legte sich um ihre Taille und hob sie hoch. Eng an Griffins Seite, blinzelte sie hoch zu ihm. »Mit geht’s gut.«
    »Deine Knie sind okay?«
    »Ich sagte doch, mir geht’s gut.«
    Seine Finger glitten über ihren Oberschenkel zu dem neuen Loch in ihrer Hose, zogen das Material beiseite und enthüllten ein blutiges Knie. »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten in meinem Rucksack.«
    Da seine Berührung die Schmerzen so gut wie vertrieben hatte, spottete sie: »Das verdient nicht mal ein Pflaster.«
    Kopfschüttelnd ließ er sie frei und hob resignierend die Hände.

    Sie gingen weiter, und Lyndies Knie protestierten heftig. Aber eher würde sie von einer Klippe fallen, als das zugeben. Der Mann hatte es ernst gemeint; es war ein harter, ein heißer Job, und er dauerte noch länger, weil er eine Karte zeichnete, während sie gingen. Ihre ein Meter achtundfünfzig hatten es schwer, mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Sie musste sich wirklich anstrengen, ihm auf den Fersen zu bleiben, und das ärgerte sie. Sie war zuletzt wohl etwas faul gewesen, und sie beschloss, ihr tägliches Laufpensum um ein bis zwei Kilometer zu verlängern. Ihre Lungen fühlten sich
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