Flug ins Feuer
echt in der Patsche saßen. Das Feuer hatte sich im trockenen Holz eingenistet, weitete sich in nördlicher wie in südlicher Richtung aus und vernichtete auf seinem Weg alles, und sie hatten immer noch nicht das Ende des Feuers erreicht. »Sie sagen, dass wir eine Menge Arbeit vor uns haben, aber dass alles wieder gut wird.«
Sie starrte ihn sekundenlang an. »Und jetzt wiederhole das ohne diesen Bullshit.«
Sie hatte Recht, er hatte automatisch versucht, sie zu beruhigen. Er war daran gewöhnt, die Frauen in seinem Leben mit Samthandschuhen anzufassen, aber es war erfreulich erfrischend, dass es nun nicht von ihm erwartet wurde, auch wenn er immer noch das Bedürfnis hatte, sie von hier wegzubringen, irgendwohin, weit weg von diesem Feuer und in Sicherheit. »In Ordnung. Wir haben echte Probleme.«
Ihre Miene war zwar düster, aber sie nickte ruhig. »Nun sag schon.«
Sie konnte nicht wissen, wie sehr er darüber erstaunt war, bei ihr nicht vorsichtig sein zu müssen. Sie war nicht zerbrechlich; verdammt, sie war stärker als er selbst. Er wies mit dem Kopf gen Süden, den Hügel hinab Richtung Stadt. »Dort sollten wir unsere Bemühungen konzentrieren. Um die Stadt vor den Flammen zu retten.«
»Richtig. Aber...«
»Aber das Feuer rast nach oben, wie es das immer tut, in Richtung offene Wildnis. Wir müssen ihm zuvorkommen. Aber wir haben nicht genug Männer und Möglichkeiten, um unsere Kräfte zu teilen.«
Lyndie atmete etwas zittrig ein. »Ja. Wir haben echte Probleme – he.« Sie legte den Kopf schief. »Hörst du das?«
Das tat er. Fließendes Wasser. Sich ein bisschen Glück zu wünschen schien zu viel des Guten zu sein, besonders da er seit langer Zeit kein Glück mehr gehabt hatte, aber er hörte, was er hörte. »Komm.«
»Ich komme.«
Ihre Worte, die in ihm nachhallten, waren völlig unschuldig gemeint, aber aus irgendeinem Grund spielte sein Verstand mit ihnen, verdrehte sie zu etwas anderem. Ich komme. Komme.... Er musste verrückt sein, dass er sie mit sexueller Bedeutung auflud, zumal ihn Sex ein Jahr lang nicht im Geringsten interessiert hatte, aber als er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick.
Beharrlich und direkt.
Er war auf so etwas nicht vorbereitet. Auf sie.
»Der rio «, sagte sie. »Er ist ziemlich flach im Moment...«
»Es ist dennoch Musik in meinen Ohren.« Er schlug sich durchs Gebüsch, sie direkt hinter ihm, bis sie dort waren. Es war definitiv ein Fluss, er führte wenig Wasser, ja, aber er kam von der Bergspitze über ihnen, von Norden, und floss nach Süden, parallel zu dem Punkt, an dem sie sich befanden, dann wieder über ein weiteres, felsiges Kliff bis hin zu den Ranches und der Stadt dort unten. »Mein Gott...«
»Was ist?«
»Eine natürliche Brandschneise.« Es passierte zwar selten, aber jetzt lächelte er, während er einige zusätzliche Koordinaten in sein PDA eingab. »Also, wir haben einen
Fluss, der den Canyon in zwei Hälften schneidet, und einen Hügel mit hartem Felsgestein über uns, was beides gut ist, sehr gut.« Er verstaute das Gerät wieder in seiner Tasche und winkte ihr mit den Fingern. »Wir überqueren ihn. Gib mir deine Hand.«
»Warum?«
»Damit ich dir helfen kann.«
Sie lachte. »Das schaff ich schon.«
Zweifellos würde sie das, also hob er ein weiteres Mal resignierend die Hände und ließ sie sich ihren Weg über die Steine und Äste im Wasser ohne Hilfe suchen.
Er hatte gewusst, was heute auf ihn zukäme, und war entsprechend gekleidet, einschließlich der Stiefel. Lyndie nicht. Sie hatte damit gerechnet, ihn zu fliegen und dann wieder zu verschwinden, deshalb die Tennisschuhe, die erst beim ernsthaften Klettern zum Problem geworden waren. Eine weitere Sorge, die er die ganze Zeit über gehabt hatte: ihre Bluse. Sie hatte sich die Ärmel über die Ellbogen geschoben. Er hatte sie zweimal gebeten, die Ärmel wieder herunterzulassen, aber sie hatte es nicht getan. Er blieb stehen. »Wir gehen erst weiter, wenn du die Ärmel herunterkrempelst und die Handschuhe anziehst, die Sergio dir gegeben hat. Ich habe auch noch ein Ersatzhemd …«
Sie warf ihm einen ihrer speziellen Blicke zu, der sicher jeden anderen hätte erzittern lassen. Aber er hatte zu viele andere Sorgen, um sich von ihr einschüchtern zu lassen.
Verdammt, sein ganzes Leben war im Moment erschreckend. »Tu es einfach, Lyndie.«
Sie blickte gen Himmel, seufzte schwer und sah ihn wieder an. »Bist du immer so herrisch?«
Er dachte darüber nach. »Ja.«
Sie
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