Flug ins Feuer
auf der Nase und einer zerrissenen Bluse, stapfte platschend durch den Fluss, atmete keuchend und ging davon aus, dass er ihr folgte. Als er dies nicht tat, drehte sie sich um und hob fragend die Augenbraue.
Er ebenfalls: »Wäre es auch ein Zeichen meines... fehlgeleiteten Sinns für Heldentum, wenn ich dich darauf aufmerksam mache, dass du in die falsche Richtung gehst? Ich wollte fluss auf wärts gehen.«
Sie blieb stehen und blickte sich um, auf das Feuer, auf die Felswand, dann wieder den Fluss hinauf und hinab und verdrehte die Augen über ihre eigene Dummheit. Sie fluchte leise, wirbelte herum, ging spritzend zu ihm zurück und an ihm vorbei und ignorierte sein leises Lachen.
Dann, merkwürdig genug, verlangsamte sie ihren Schritt und ließ ihn passieren. Aber weil sie keine Frau war, die freiwillig die Führung aufgab, hielt er inne. »Was ist los?«
»Nichts.« Sie ging platschend weiter, blieb aber deutlich zurück und atmete immer noch schwer, viel zu schwer für eine Frau, wie ihm jetzt bewusst wurde, die in enorm guter körperlicher Verfassung war.
»Was ist es?«, drängte er sie.
»Ich sagte doch, nichts.« Aber sie steckte die Hand in die Hosentasche, dann in die andere, und dann wurde sie außerordentlich still. »Nein.« Sie schlug sich auf die hintere Hosentasche, dann sah sie ihn an, und ihm wurde klar, dass er sie noch nie zuvor richtig ängstlich gesehen hatte.
Bis zu diesem Augenblick.
»Lyndie?«
Wieder tastete sie ihre Taschen ab, dann wirbelte sie im Kreis herum und suchte den Boden ab. Ihre Atmung war jetzt nicht nur keuchend, sondern total außer Kontrolle.
Und ihm sank das Herz. Er ging zurück zu ihr, ergriff ihren Arm. »Was ist es? Asthma?«
»Ja«, keuchte sie.
» Du liebe Güte.« Er sah sie hilflos an. »Warum hast du das nicht vorher gesagt?«
»War nicht nötig. Jedenfalls bis jetzt nicht.« Sie blickte zurück auf den steinigen Hang, den sie gerade heruntergerutscht waren. Ihre Brust hob und senkte sich mit flachen, kleinen Atemzügen, die geballte Faust über ihrer Brust sagte ihm, wie schlimm es war. »Ich habe meinen Inhalator verloren.«
»Wo?«
»Vor dem Fall, glaube ich. Auf dem Weg.«
»Okay.« Endlich etwas, was er tun konnte, ohne dass sie ihm einen Schritt voraus sein wollte, und er war ein Mann der Tat. Er legte den Rucksack ab und stellte ihn auf einen Stein, der aus dem Wasser ragte. Dann holte er ein Halstuch heraus.
»Was hast du vor?«
»Ich gehe ihn suchen.«
»Nein! Griffin, das Feuer...«
»Ich gehe. Herrgott, Lyndie, der Rauch muss dich fast umgebracht haben. Binde dir das hier vors Gesicht.«
Ohne darauf zu warten, dass sie es tat, trat er hinter sie und legte es ihr über Mund und Nase, bevor er es an ihrem Hinterkopf verknotete. Umgeben von dem wirbelnden Wasser und der Felswand im Rücken, wäre sie in Sicherheit. »Warte hier.«
»Griffin …«
»Ich beeile mich.« Ihr Atem ging so stockend, dass es ihn erschreckte. »Beweg dich so wenig wie möglich.«
»Nein.« Sie versuchte ihn zurückzuhalten. »Das ist viel zu gefährlich, die Flammen haben sich inzwischen weiterbewegt …«
Die Hände auf ihren Armen, drückte er sie wieder zurück auf den Stein. »Schhh. Mir passiert nichts.« Er bückte sich zu ihr hinunter und sah ihr in die Augen, hasste es, wie schwer ihr jeder Atemzug fiel. »Dir passiert hier nichts«, sagte er, und als sie nickte, trat er zurück und betete im Stillen, dass es der Wahrheit entsprach.
Lyndie lehnte sich an den Stein und musterte den feurigen Himmel, während sie vorsichtig und schmerzhaft atmete, aber kein Atemzug war tief genug, um ihre Lungen zu befriedigen.
Er war zurückgegangen. Unmittelbar ins Feuer.
Für sie.
Der Gedanke, wie er ihre Schritte zurückverfolgte und dabei direkt auf den Flammen gegenüberstand, machte ihr wirklich zu schaffen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Atmung, ein Atemzug nach dem nächsten, statt sich all die Dinge vorstellte, die ihm zustoßen konnten.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie mit geschlossenen Augen da gesessen und verzweifelt versucht hatte, ganz flach zu atmen, und noch verzweifelter, nicht auf das Feuer zu lauschen, das das Gehölz um sie herum verschlang, als zwei Hände sich um ihre Schultern schlossen.
Keuchend öffnete sie die Augen und begegnete Griffins Blick. Ein Auge war ein wenig geschwollen, wahrscheinlich von dem Sturz zuvor, und der Schnitt darüber hatte eine dünne Blutspur auf seinem Gesicht hinterlassen.
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