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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Einwände abwehren. »Ich weiß, genau betrachtet ist das nicht mein Gebiet, aber vielleicht war es versuchter Mord. Außerdem kenne ich Kitty, und ich habe den Zwischenfall beobachtet, ich bin also involviert.«
    Ellen sah Scobie an. Der nickte einwilligend, und sie sagte: »Geht in Ordnung, Hal.«
    »Nächster Punkt.« Er zeigte ihnen Kitty Casements Luftaufnahme. »Die habe ich in dem Hangar, in dem Kitty arbeitet, an ihrer Pinnwand gefunden.«
    Er schaute zu, wie die beiden sich vorbeugten und das Bild betrachteten. Scobies Haar wurde schütter, stellte Challis fest. Ellens Haar war akkurat gescheitelt, kurze blonde Haare standen hier und da zwischen den längeren; Challis überkam eine absurde Zuneigung zu ihr, er erinnerte sich an seine Kindheit und wie er mit seiner Schwester auf dem Boden im Wohnzimmer gespielt hatte.
    »Und was gibt es da zu sehen?«, fragte Scobie.
    Ellen wusste es. Mit einem langen, schlanken Zeigefinger klopfte sie auf den Bereich mit dem dunklen Grün unter den ausgewaschen wirkenden Eukalyptusschattierungen. »Marihuana«, sagte sie. »Große Pflanzen, erntereif, so wie es aussieht.« Ihr Finger glitt weiter. »Bewässerungsrohre hier und hier, von diesem Damm herunter. Pumpenhaus. Das könnte der Trockenschuppen sein.« Sie sah zu Challis auf.
    »Wo ist das aufgenommen worden?«
    Challis zuckte mit den Schultern.
    »Hat sie was damit zu tun?«, fragte Scobie.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Challis. »Sie hat ständig irgendwelche Aufträge von Leuten. Wir können nicht sicher sein, ob sie tatsächlich weiß, was auf diesem Bild zu sehen ist.«
    »Weiß sie, dass Sie bei der Polizei sind?«
    »Ja.«
    »Dann wäre sie ja schön blöd, das Bild herumliegen zu lassen, wo Sie es sehen können, oder?«
    »Das dachte ich auch«, sagte Challis.
    »So oder so«, sagte Ellen, »reden müssen wir mit ihr. Wir müssen zumindest herausfinden, wo sich dieser Ort befindet.«
    »Ich komme mit«, sagte Challis.
    Aus einem Anflug von Schuldgefühl heraus rief er das Verwaltungsbüro des Flughafens an und erfuhr, dass Kitty zur Arbeit gekommen war. Sie habe sich mit den zuständigen Beamten der Luftsicherheitsbehörde verabredet, die ihre beschädigte Cessna untersuchen wollten. Ob er eine Nachricht hinterlassen wolle?
    »Nein, danke, ist schon in Ordnung.«
    Er wandte sich an die beiden. »Auf gehts.«
    Sutton fuhr den Zivilwagen des CIB, Ellen saß auf dem Beifahrersitz, Challis hinter ihr. Sutton fuhr meistens, und nicht zum ersten Mal fragte sich Challis, warum sie ihn chauffieren ließen. Sutton neigte dazu, unaufmerksam und ruhelos zu sein, er rutschte auf seinem Platz herum, seufzte, nahm plötzlich einen Schluck aus einer Wasserflasche und blieb fast stehen, wenn er sich an der Unterhaltung beteiligte. Ellen meinte, Scobie Sutton sei die hibbeligste Person, die sie je kennen gelernt hatte.
    Sutton steuerte den Wagen an einer Siedlung vorbei, durch Marschland und eine Obstplantage, in der die Birnbäume verwachsen und dürr aussahen, während der Wind die absterbenden Blätter davonriss, dann drehte er sich zu Challis um. »In Kalifornien gilt Marihuana als die lukrativste Anbaupflanze nach Mais.«
    »Um Himmels willen, Scobie, achten Sie auf die Straße«, sagte Ellen.
    Scobie drehte sich schnell nach vorn und umklammerte den Lenker. »Ich habe letztens was über Sinsemilla gelesen. Wurde in Kalifornien gezüchtet. Dazu reißt man die männliche Pflanze aus und zwingt so die weibliche Pflanze dazu, mehr und größere Blüten zu treiben, um bestäubt zu werden. Die Pflanzen werden bis zu dreieinhalb Meter hoch und haben sechzig Blütenstände. Worauf ich hinauswill«, fügte er hastig an, so als spüre er ihre Ungeduld, »große Cannabisernten können auch Sprengfallen und rivalisierende Banden bedeuten.«
    Challis nickte und fühlte sich auf der einen Seite an die Sprengfallen erinnert, auf die er gestoßen war, als er vor ein paar Jahren eine Weile bei der Drogenfahndung arbeitete – Stolperdrähte an Schrotflinten in Kniehöhe, Stahldrahtschlingen, Angelhaken und Granaten voller Schrapnell –, auf der anderen Seite dachte er, ob der Flugplatzzwischenfall nicht etwas mit der Drogenernte auf dem Foto zu tun haben könnte.
    »Und wie gehen wir vor?«, fragte Ellen.
    »Sie übernehmen das«, antwortete Challis. »Konzentrieren Sie sich auf das Foto, nicht so sehr auf den Zwischenfall. Wenn das Foto etwas damit zu tun hat, werde ich ihr ein paar Fragen stellen. Bis dahin beobachte ich einfach

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