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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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den allerneuesten Progress auf, der über Nacht gedruckt worden war. Da war der Brief des Einmischers und Tessas Kolumne über den Spinner mit dem Frettchen, daneben ihre schärferen, kontroverseren Bemerkungen über Asylbewerber und das Internierungslager. Er konnte sie regelrecht wettern hören, als sie schrieb, sie fände es nötig, den braven Bürgern von Waterloo mal deutlich zu sagen, dass ihre Einwände gegen das Lager sich nicht auf dieses Lager auf diesem Flecken Land beschränkten, sondern von der Vorstellung gespeist seien, Asylbewerber überhaupt einzusperren. Sicherlich würde sie nun ein paar Geschäftsanzeigen weniger bekommen, und die Polizisten auf dem Revier würden ihn scheel ansehen und sich Gedanken über seine Beziehung zu dieser Schlampe, dieser linken, rosaroten Redakteurin des Lokalblättchens machen.
    Er warf die Zeitung in den Papierkorb und nahm sich die Ankerleichenakte vor. Nicht zum ersten Mal wunderte er sich über die vielen Personen, die jedes Jahr verschwanden, ungemeldet und offenbar ungeliebt und unauffindbar. Aber irgendjemand musste sie doch geliebt haben. Jemand musste sich doch an sie erinnern. Hier war ein Mann, der wohlhabend genug war, eine Rolex zu besitzen: Er musste doch irgendwo Spuren hinterlassen haben.
    Aus einem Impuls heraus nahm Challis die Gelben Seiten und fand über die Rubrik »Uhrmacher« eine junge Frau, die ihm erklärte, dass es sich bei den Zahlen, die in das Gehäuse der Rolex eingeritzt waren, um Reparaturmarken handelte. Sie schrieb sich die Zahlen auf und versprach, ein paar Telefonate zu führen und ihm in ein, zwei Tagen Bescheid zu geben, wer die Uhr repariert hatte.
    Fortschritte, immerhin. Als Nächstes begutachtete Challis Kitty Casements Luftaufnahme des Cannabisfeldes. An der Wand hing eine topografische Karte der Halbinsel, aber er konnte den winzigen Abschnitt der Küste auf der Fotografie nicht auf der Karte wiederfinden.
    Ein Job für das CIB und danach für die Drogenfahndung, also machte er sich auf die Suche nach Ellen Destry. Sie war nicht in ihrem Büroabteil. Er ging die Treppe hinunter und landete in einer Meute Polizisten in Uniform und in Zivil, von denen sich manche Frühstückshamburger aus dem Schnellimbiss auf der anderen Straßenseite in die Münder schoben.
    Challis schauderte. Er entdeckte Pam Murphy und bahnte sich einen Weg zu ihr. »Was ist los?«
    Pam wurde ein wenig rot, so als sei sie überrascht, dass er sie kannte und ansprach. Tatsächlich schätzte Challis ihre polizeilichen Fähigkeiten hoch ein und wusste, dass sie die Uniform ablegen wollte. »Der Montagsvortrag, nur diesmal am Dienstag.«
    Sie wies auf eine maschinenschriftliche Notiz an der Wand im Flur. Challis las, dass Senior Sergeant Kellock seinen Leuten von neun Uhr bis neun Uhr fünfundvierzig etwas über »Autoselektion und kriminelle Denkweisen« erzählen wollte. Kellock hatte darunter gekritzelt: »Die Anwesenheit aller ist dringend erwünscht.«
    Nichts für mich, dachte Challis, doch dann betrat Ellen den Flur und zupfte ihn am Ärmel. »Na, kommen Sie, Hal, vielleicht lernen Sie noch was.«
    Er ließ sich von ihr in den Konferenzraum führen, lehnte sich neben sie an die Wand und schaute über ein Meer von Köpfen hinweg zu einem Tisch und einer Präsentationstafel am anderen Ende des Raumes.
    »Scobie ist noch nicht da?«
    Ellen schüttelte den Kopf. »Bringt seine Tochter in die Schule.«
    Kellock war eine stattliche Erscheinung. Mit seiner massigen Brust, den breiten Schultern und dicken Muskeln unter einem dichten Pelz wirkte er wie ein Ochse. Waterloo war sein Revier. Kellock führte ein strenges Regiment. Er sagte zwar andauernd, seine Tür stünde jederzeit offen, doch letztes Jahr hatte jemand den Schlüssel zum Drogensafe geklaut, und seitdem waren diese Worte eher rhetorisch denn wörtlich gemeint.
    »Wie Sie wissen«, sagte Kellock und bewegte den massigen Kopf hin und her, »war ich mit einem Churchill Fellowship in den Staaten und in Europa.«
    »Und ich bin ungeheuer eingebildet deswegen«, murmelte Ellen Challis ins Ohr. Challis grinste.
    »Das Thema des heutigen Gesprächs ist eine sehr nützliche Erkenntnis, die Kriminologen in Großbritannien gewonnen haben«, sagte Kellock. »Dabei handelt es sich um etwas derart Offenkundiges und Simples, dass man darüber nur verwundert den Kopf schütteln kann.«
    Er sah sie erwartungsvoll an und wartete, dass sie anbissen, doch die Luft in dem Raum war dafür zu warm, zu abgestanden, zu

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