Flugrausch
nur. Ich möchte sie nur erst beruhigen, okay?«
Ellen nickte.
Sie trafen noch rechtzeitig ein, um mitzubekommen, wie ein kleiner Mobilkran den Rumpf der Cessna von einem grasbewachsenen Teil des Flugfelds in einen der Hangars transportierte. Die Flügel – von denen einer schwer beschädigt war – waren vom Rumpf abmontiert worden und warteten im Gras darauf, dass der Kranwagen zurückkam. Kitty war im Hangar und beaufsichtigte das Absetzen des Rumpfes. Daneben wartete eine Hand voll Mechaniker und Männer mit Klemmbrettern.
Sie war so beschäftigt, dass sie erschrak, als Challis ihr ins Ohr flüsterte: »Können wir dich mal kurz sprechen?«
Sie sah ihn an, warf Ellen Destry und Scobie Sutton einen Blick zu und betrachtete dann wieder den Torso ihrer Cessna. »Es ist sehr ungünstig im Augenblick«, sagte sie leicht ungehalten. »Ich glaube auch nicht, dass ich dem, was ich dir schon gesagt habe, noch etwas hinzufügen kann.«
»Wir haben neue Anhaltspunkte, Mrs. Casement«, sagte Ellen.
Kitty blinzelte sie zerstreut an, wollte höflich bleiben, fühlte sich aber für ihr Flugzeug verantwortlich, das in den Haltegurten hängend sanft auf dem Betonboden aufkam. Challis machte einen Schritt auf sie zu, berührte sie am Oberarm, um wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, stellte Ellen und Scobie vor und fügte an: »Wir machen es so kurz wie möglich.«
»Zeit ist Geld, Hal. Ich muss so schnell wie möglich wieder in die Luft.«
»Ich verstehe.«
Kitty seufzte. »Also gut, wo sollen wir hingehen?«
»Deine Arbeitsecke ist okay.«
Sie führte sie zu ihrer Werkbank in dem Hangar, in dem auch Challis seine Dragon Rapide restaurierte. Ellen war schon einmal hier gewesen, aber Sutton nicht. Der sah sich um und pfiff leise.
»Nicht schlecht.«
Sie überhörten ihn. Kitty lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Werkbank und sah Challis leicht missbilligend an, der Ellen zunickte, sie könne beginnen.
Ellen zog das Foto aus einer Aktenmappe. »Mrs. Casement, ist das eines Ihrer Fotos?«
Kitty machte eine schüchterne Handbewegung. »Nennen Sie mich Kitty. Das tun alle.« Sie beugte sich vor. »Ja, das habe ich gemacht. Eigentlich …«, sagte sie und warf einen Blick auf ihre Pinnwand, »eigentlich hing das genau da. Woher haben Sie …«
»Können Sie uns sagen, wann Sie es geschossen haben?«
Kitty zuckte mit den Schultern. »Das ist von einem Job übrig geblieben, den ich für jemanden ausgeführt habe.«
»Und wann haben Sie die Aufnahme gemacht?«
»Vor einem Jahr? Sechs Monaten? Ich weiß nicht mehr.«
»Vor einem Jahr bestimmt nicht«, sagte Scobie. »Schauen Sie mal die Obstbäume in der oberen rechten Ecke. An den Bäumen ist noch das ganze Laub.«
»Ich weiß wirklich nicht mehr wann.«
»Und von wem stammte der Auftrag?«
Kitty nahm das Foto und sah es sich genau an, dann ließ sie den Blick in die Ferne schweifen. Einen Augenblick später hellte sich ihr Gesicht auf, und Challis war sicher, dass dieser Wandel nicht gespielt war, sondern echt.
»Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte sie und hielt dann inne.
»Und?«, gab ihr Ellen das Stichwort.
»Das war so eine Werbegeschichte.«
»Eine Werbegeschichte?«, fragte Scobie.
»Ich wollte Aufträge reinbekommen, verstehen Sie?«, sagte Kitty. »Ich bin ein paar Tage lang über die Halbinsel geflogen – ganz bestimmte Gegenden wie Red Hill, Merricks North, Flinders – und habe Aufnahmen gemacht. Ein paar davon waren einfach Küstenbilder aus mittlerer Höhe, andere waren aus niedriger Höhe aufgenommene Privatgrundstücke, Häuser, Gärten, Weiden, all so was. Ich weiß noch, ich habe jede einzelne Aufnahme mit einer Nummer auf einer topografischen Karte vermerkt, um sie einzelnen Adressen zuordnen zu können, und dann habe ich an Türen geklopft und versucht, Fotos zu verkaufen.«
»Und?«
»Lief ganz gut. Die Leute waren fasziniert und geschmeichelt. Ich habe ihnen ein paar Beispiele für Größen gezeigt, matt und glänzend, und habe Bestellungen entgegengenommen. Oder ich habe ihnen die Aufnahmen gleich an Ort und Stelle verkauft.«
Die drei Polizisten beobachteten Kitty. Challis glaubte ihr, und er spürte, dass die anderen beiden es auch taten. Ellen wies auf das Bild in Kittys Hand und sagte: »Vielleicht könnten Sie in Ihren Unterlagen nachschauen und uns sagen, welcher Teil der Halbinsel hier abgebildet ist.«
Kitty nahm das Bild hoch und betrachtete es eingehend. »Warum? Was gibt es denn da zu
Weitere Kostenlose Bücher