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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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neben einer Viehrampe.
    Tankard bog auf einen schmalen Schotterpfad, der zwischen Zäunen, an einem Damm und einer alten Apfelplantage vorbei zu einer Lichtung und einem Schindelhaus führte, das stumm und dunkel unter riesigen Fichten stand. Jemand hatte das Haus vor langer Zeit weiß gestrichen, doch Pollen, Seeluft, Luftfeuchtigkeit und fehlende Sonne hatten die Bretter grünlich schwarz werden lassen. Die Regenrinnen waren schon seit einer Weile nicht mehr gesäubert worden, hatten Rost angesetzt, und Gras wuchs aus ihnen heraus. Fichtennadeln bedeckten den Boden. Pam stieg aus und spürte, wie beengt alles wirkte. Das Licht war trüb, und die Fichtennadeln dämpften ihre Schritte. Selbst das pinkfarbene Barbie-Fahrrad, das an einem Verandapfosten lehnte, wirkte freudlos.
    »Hier lang«, sagte Tankard und ging auf eine Tür auf der mit Fliegengitterwänden umschlossenen Veranda zu.
    »Bitte«, sagte plötzlich eine Stimme, »lassen Sie uns in Ruhe.«
    In der Tür stand eine Frau. Pam hatte Scobie Sutton auf dem Parkplatz getroffen und ihm von Munro erzählt, und er hatte Munros Frau als verhärmt beschrieben. Mehr als das, dachte Pam und betrachtete die Frau durch das verdreckte Fliegengitter. Geschlagen. Sie wartete auf das Unvermeidliche, wie immer das auch aussah.
    »Mrs. Munro?«, sagte Tankard. »Wir müssen mit Ihrem Mann sprechen.«
    Ihre Stimme war farblos. »Können Sie uns nicht in Ruhe lassen?«
    »Nur kurz.«
    »Er hat im Augenblick ziemlich viel zu tun.«
    »Es dauert nicht lange.«
    Die Stimme veränderte sich, wurde schrill und anklagend. »Ihr könnt es einfach nicht lassen, stimmts? Ihr schubst einen rum, streitet es ab und beruft euch auf diese Vorschrift und jene Vorschrift, bis man einfach alles verloren hat, selbst die eigene Würde.«
    Pam fragte sich, ob dies Aileen Munros eigene Worte waren oder die ihres Mannes. »Wir werden Mr. Munro nicht lange aufhalten«, sagte sie. »Nur ein paar kurze Fragen.«
    »Wenn es um diesen Inspekteur von der RSPCA geht …«
    »Es sind Anschuldigungen erhoben worden«, sagte Tankard. »Das kennen Sie ja schon: Ersparen Sie sich weiteren Kummer, und sagen Sie uns nur, wo er ist.«
    Pam legte ihm eine Hand mahnend auf den Arm. Kurze Ärmel. Seine Haut war feucht. Sie zuckte zurück und sagte: »Vielleicht könnten Sie ihn bitten, auf dem Revier in Waterloo vorbeizuschauen?«
    »Ist schon in Ordnung, Liebes, ich rede mit ihnen.«
    Ian Munro hatte die ganze Zeit im Dunkeln hinter seiner Frau gestanden. Gesicht, Hände und Hemd waren feucht, so als ob er gerade zur morgendlichen Teepause hereingekommen wäre und sich mit ein paar Hand voll Wasser den Farmdreck abgespült hätte. Auf den ersten Blick wirkte er nicht unbedingt wie die Art von Mann, der man besser nicht den Rücken zukehrte. Er hatte ein freundliches, vierzig Jahre altes, wettergegerbtes Farmergesicht, sah erheblich gesünder aus und schien den Umständen besser angepasst als seine Frau. Sein Körper war ein kräftiges Bündel aus Muskeln und Sehnen, er wirkte zurückhaltend, fit und gut aussehend, wie ein großer, schlanker Hund. Pam fühlte sich angezogen und abgestoßen zugleich.
    Er hatte sich sorgfältig rasiert und saubere Koteletten geschnitten, die am Ohrläppchen endeten. Er trug eine Lesebrille mit einem dicken, angekaut wirkenden Gestell, die Gläser ein wenig zerkratzt oder versengt, so als trage er sie bei der Arbeit, wenn er zum Beispiel mit der Schmierpistole unter einem Farmgerät lag oder ein Eisentor schweißte.
    Er starrte Pam über die Gläser hinweg an, und in seinem Blick war deutlich eine Spur von Irrsinn zu erkennen – starke, kaum verhohlene Feindseligkeit, Bereitschaft, sich angegriffen zu fühlen, Verachtung für alles Offizielle. Es blitzte nur kurz auf und war schon wieder verschwunden, so als habe Pam sich das nur eingebildet.
    »Dürfen wir hereinkommen, Sir?«
    »Nein.«
    »Vielleicht können wir hier draußen miteinander reden«, schlug Pam vor.
    »Na gut.«
    Er trat aus dem Haus, kam ganz nah an Pam vorbei, sodass sie ihn riechen konnte, eine nicht unangenehme Mischung aus Shampoo und Rasiercreme, Schweiß, Dieseldämpfen und etwas anderem, vertraut, aber schwerer zu erkennen. Irgendein Öl?
    Pam erstarrte. Waffenöl.
    »Worum geht es?«, fragte Ian Munro sanft.
    »Ein Inspekteur der RSPCA namens Clive Fenwick behauptet, Sie hätten ihn angegriffen«, sagte Tankard.
    »Nein, tut er nicht. Hab ich auch nicht«, erwiderte Munro. Dann lächelte er, ein abwertendes

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