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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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sich, ob solche Rave-Partys wohl mal seine Szene gewesen waren, die er nun hinter sich ließ. Das schloss sie aus der Art, wie er weise nickte, während Larrayne redete und sich richtig aufregte.
    »Und die Unterhaltungen, Gott, die sind so was von banal«, sagte sie. Sie nahm Haltung und Sprachfall eines Junkies an und sagte: »Ich bin ja so fertig … Ja, ich auch, ich bin so, so total platt irgendwie …«
    Sie lachten.
    Ermutigt fuhr Larrayne fort: »Eine in der Schule, also, ein Dealer hat ihr fünfhundert Dollar geboten, wenn sie für ihn das Ecstasy auf eine Rave-Party schmuggelt – und stell dir vor wie: im Schlüpfer.«
    Wieder mussten sie lachen. Der Wein war mild und die Außenwelt weit weg. Ellen hatte die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet, und im dämmrigen Schein der Stehlampe schaute sie ihrer Tochter zu, die sagte: »Die Wachleute wollten den Dealer nicht reinlassen, und er war schon ganz verzweifelt, wo doch alle seine Kunden schon auf ihn warteten.«
    »Und was hat deine Freundin gemacht?«
    »Nein gesagt.«
    Ellen machte sich Gedanken über all die anderen, die Ja sagten, und all die Wachleute, die wegschauten.

21
    Als Pam Murphy am Mittwochmorgen gegen acht Uhr zur Arbeit kam, war die Luft wie elektrisiert vor Entschlossenheit. Die Männer der Special Operations aus Melbourne, unkommunikativ und ein wenig lächerlich wirkend in ihrer kantigen Grimmigkeit und den energisch stampfenden Stiefeln, waren noch am Dienstagabend eingetroffen – fast so, fand sie, wie in einem Mel-Gibson-Film. Als sie durchs Revier ging, kam sie an einer Gruppe von ihnen vorbei und fragte sich, wie die das wohl machten. Hatte sich der Kollege, der für die Ausstattung der verschiedenen Abteilungen bei der Polizei zuständig war, den neuesten Hollywood-Copstreifen angeschaut, um sich dort die Ideen zu holen? »Was wir brauchen, Sir, sind diese coolen Baseballmützen und …«
    Sie nahm am morgendlichen Appell teil und erfuhr, dass man Tank und sie bei der Jagd auf Ian Munro nicht brauchte.
    Sie waren letzte Nacht brüsk vom Commander der Special Operations befragt worden, doch nun war allen klar, dass die örtliche Polizei sich wieder um ihre üblichen kleinstädtischen, hinterwäldlerischen Dinge kümmern sollte. Wir melden uns schon, wenn wir was brauchen.
    Also setzte sie Sergeant van Alphen ans Telefon, und Tank sollte seine Runden im Streifenwagen drehen.
    Zuerst jedoch ging sie in die Kantine, fand den Typen, der den Subaru verkaufte, und zahlte tausend Dollar an. Eine neue Batterie, ein Riss in der Windschutzscheibe, der noch gerichtet werden musste, und schon sollte der Wagen ihr gehören. Vielleicht im Laufe des Tages, okay?
    Dann ab ans Telefon.
    Der erste Anruf kam um zehn Uhr.
    »Waterloo Police. Constable Murphy am Apparat.«
    »Ist da das Revier?«
    Pam wiederholte: »Waterloo Police. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ich hab grade meine Frau erschossen, und jetzt bring ich mich selber um.«
    Pam griff nach dem Schalter für die digitale Sprachaufzeichnung.
    Die Stimme hatte erst fiebrig geklungen, nun klang sie manisch.
    »Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich habe meine Frau erschossen, und jetzt bringe ich mich selber um.«
    Als sie die Aufnahme später abspielten, war Pam Murphys Pause deutlich zu hören. Man muss ja seine Möglichkeiten abwägen. Wenn man dem Typen sagt, er soll sich beruhigen, regt man ihn möglicherweise nur noch mehr auf. Geht man ganz nach Vorschrift vor und fragt erst nach Namen und Anschrift, ebenfalls. Tut man so, als sei das ein Juxanruf, ebenfalls.
    Also versuchte Pam es mit allen drei Ansätzen auf einmal und sagte: »Na kommen Sie, Sir, immer mit der Ruhe, sagen Sie mir, wer Sie sind, und wir regeln die Angelegenheit.«
    Es funktionierte. »Pearce, okay? Ich wohne in der Siedlung in der Nähe von Upper Penzance. Gleich an der Five Furlong Road.«
    Er nannte ihr Straße und Hausnummer. Pam kritzelte wild mit, schrieb »mögliche Schießerei« daneben und reichte den Zettel einem anderen Telefonisten.
    Dann fragte sie: »Sir, Mr. Pearce, die Waffe. Wo ist die jetzt?«
    »In meiner Hand. Was glauben Sie denn, zum Teufel?«
    »Sir, legen Sie sie doch einfach irgendwo hin. Am besten Sie bringen sie raus, gehen wieder ins Haus und warten. Es kommt gleich jemand bei Ihnen vorbei. Haben Sie Freunde oder Verwandte, die Sie anrufen können?«
    Als sie sich die Aufzeichnung später anhörten, bemerkte jemand, wie beherrscht Pearce war, wo man doch mit plötzlichen

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