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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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kein Wort mehr gesagt.
    Anne Jeffries lebte auf einem zehntausend Quadratmeter großen Grundstück voller Hundezwinger an einer Seitenstraße landeinwärts von Penzance Beach. Challis brauchte zehn Minuten, um vom Revier in Waterloo dorthin zu gelangen, und er fand sich in vertrauter Umgebung wieder, eine unbefestigte Straße voller Schlaglöcher und freigewaschenen Baumwurzeln. Selbst bei geschlossenen Fenstern konnte er die Hunde in ihren Zwingern hören, ein ununterbrochenes Kläffen und tieferes Bellen. Er hielt neben einer Buchsbaumhecke und stieg aus. Das Grundstück lag in einer stickigen Senke, und der Geruch von eingesperrten Hunden hing schwer in der Luft. Challis reckte sich. Er konnte in der Entfernung die Anhöhe sehen, die Upper Penzance darstellte, in mittlerer Entfernung Obstgärten, Weinstöcke und weidendes Vieh.
    Im Vordergrund stand Anne Jeffries, die durch ein altes, vielfach gestrichenes Maschendrahttor in der Hecke trat.
    »Sie müssen Inspector Challis sein.«
    Sie gaben sich die Hand. Anne Jeffries war um die sechzig, wettergegerbt, weißhaarig, in Overall, Gummistiefeln und einem alten Armeehut. Challis konnte ihre Augen nicht sehen, denn sie trug eine vom Anti-Cancer Council empfohlene Rundum-Sonnenbrille mit sehr dunklen, fast schwarzen Gläsern.
    So als habe sie seine Gedanken gelesen, nahm sie die Brille ab, wischte sich die rot umrandeten wässrigen Augen mit einem Taschentuch und setzte die Brille wieder auf.
    »Kummer mit den alten Augen«, sagte sie. »Ertrage kein helles Licht mehr.«
    Challis nickte. Nun wusste er, warum die Scheiben des Landrovers ringsum so dunkel getönt waren. Wie geschaffen für die Person, die Kittys Cessna gerammt hatte, fand Challis. Es gab keine Möglichkeit, herauszufinden, ob es sich um einen Mann oder eine Frau oder um jemanden gehandelt hatte, den Kitty kannte.
    Challis kam sofort zur Sache. Es dauerte nicht lange. Anne Jeffries schloss ihren Landrover nie ab. »Ich meine, das hier ist schließlich die Halbinsel«, erklärte sie.
    Challis wollte ihr sagen, dass die alten Zeiten schon lange vorüber waren.
    Sie war Samstagabend zu Bett gegangen und hatte nichts gehört. Als sie aufstand, war der Landrover fort.
    Sie hatte erst nichts gemeldet, weil sie dazu neigte, Sachen zu vergessen. Vielleicht hatte sie ihn irgendwo stehen gelassen und war mit dem Taxi heimgefahren. Wäre nicht das erste Mal gewesen. Letzten Monat hatte sie ihn an der Bahnstation Bittern abgestellt und war mit dem Zug nach Frankston gefahren und von da in die Stadt, auf dem Rückweg war sie dann in Frankston ausgestiegen und hatte den Bus nach Hause genommen. »Ich bin eine dumme alte Kuh«, sagte sie. »Mein Kurzzeitgedächtnis reicht von zwölf bis Mittag.«
    »Und die Hunde haben Sie nicht geweckt?«
    Sie legte den Kopf zur Seite und sah Challis amüsiert an, so als wollte sie sagen, er solle mal seinen Verstand gebrauchen. »Die vermaledeiten Köter bellen rund um die Uhr«, erklärte sie.
    Das war alles. Challis fuhr zurück nach Waterloo.

19
    Das hier war doch kein Mord, was also machte Challis hier? Diesen Gedanken konnte Ellen Destry auf den Gesichtern von Pam Murphy und John Tankard lesen, als die beiden Polizeifahrzeuge sich am Eingang zu Ian Munros Farm trafen. Die beiden waren nur uniformierte Constables, also war das keine Frage, die Ellen beantworten musste, aber für sie war das eine nützliche Erinnerung, dass dies ihr Fall war und Challis nur mitfuhr.
    Die Zufahrt, eine schmale Fahrrinne zwischen eingezäunten Weideflächen, führte zu einer breiten, flachen Ebene mit Eukalyptusbäumen, Hecken und Schuppen. Das Farmhaus selbst stand etwas zurückgesetzt im feuchten, trüben Schatten riesiger Fichten. Die Zufahrt war der einzige erkennbare Ausgang, und Ellen wies Tankard an, den Weg mit dem Polizeivan zu versperren.
    Scobie Sutton klopfte an die Fliegentür. Der Mann, der öffnete, wirkte so angespannt wie viele Männer, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen. Er beäugte sie abschätzig, sein Blick glitt von einem zum anderen, bis er auf Challis als dem vermeintlichen Vorgesetzten liegen blieb. »Was wollen Sie und wozu die Armee?«
    Ellen sah, wie Challis den Kopf schüttelte und zur Seite trat. Sie übernahm. »Ian Munro?«
    Munro ignorierte sie. Er wandte sich an Pam Murphy und John Tankard und sagte: »Lasst mich raten – ihr beiden habts versiebt, also mussten nun eure Chefs mitkommen und euch zeigen, wies geht.«
    »Sind Sie Ian Munro?«
    Er schaute

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