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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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kommen und gehen, aber vielleicht hat ja trotzdem jemand was gesehen oder gehört.«
    »Ian Munro gesehen, meinen Sie. Das muss er doch gewesen sein, oder nicht?«
    Challis fuhr sie gereizt an: »Nichts muss irgendwas oder irgendwer sein, Ellen«, und er fragte sich, was er damit meinte.
    Sie tat einen Schritt zurück und reckte die Hände besänftigend.
    »Schon gut, immer mit der Ruhe, ich kümmere mich drum.«
    »Und dann möchte ich, dass Sie zum Ehemann mitkommen.«
    »Sie glauben doch nicht, dass er es war?«
    Seine Stimme klang sofort wieder gereizt, er konnte es nicht verhindern. »Man muss es ihm doch sagen, oder nicht?«
     
    Die Autoreifen knirschten leise über den lockeren Schotter auf der Zufahrt der Casements, und Ellen sagte: »Er muss sich doch schon fragen, wo sie ist.«
    Challis lehnte gegen die Fahrertür. Er hatte noch kein Wort gesagt, seit er eingestiegen war. Nun richtete er sich auf und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Nicht notwendigerweise. Sie hat oft bis spät in die Nacht gearbeitet. Und er surft offenbar Tag und Nacht im Internet.«
    Sie stellten den Wagen ab, klopften an der Haustür, drehten sich dann gemeinsam um und schauten hinaus auf die weit entfernt liegende Bucht. Das Wasser wirkte träge und schwarz, wurde aber hier und da vom Mond beschienen, und jenseits der schwarzen Masse lag Phillip Island voller funkelnder Lichter.
    Sie hatten keine Schritte gehört, doch plötzlich flammte ein Licht auf, das die Einfahrt beleuchtete, und ein Schloss wurde entriegelt. Rex Casement machte die Tür auf, blinzelte ins grelle Licht und starrte an ihnen vorbei in die Dunkelheit hinaus. Er schien verwirrt – genau wie ein Mann, der gerade aus seiner Arbeit gerissen worden war, fand Challis.
    »Wer … ich war … was ist?«, fragte Casement.
    Ellen ging auf ihn zu und sagte leise: »Dürfen wir reinkommen?«
    Casement kam zu sich und fragte: »Stimmt was nicht? – Ich war im Internet«, fügte er hinzu und warf ihnen abwechselnd Blicke zu.
    »Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Kitty schon zu Hause ist.«
    Er trug eine Trainingshose, Slipper und, wie es aussah, ein Schlafanzugoberteil unter einem gestreiften Fleece-Footballpullover. Seine Haare waren ganz verwuschelt, und er zog daran herum, wie Challis bemerkte. Vielleicht hatte er falsch investiert, dachte Challis.
    »Eigentlich wollten wir zu Ihnen, Mr. Casement«, sagte Ellen.
    Casement runzelte zweifelnd die Stirn und führte sie in die Küche.
    »Bei Nacht ist es hier noch am gemütlichsten, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus. Tee? Kaffee? Was Stärkeres?«
    Er wusch sich die Hände, so als wollte er das Unausweichliche abwaschen, und als Challis ihm den Grund für ihren Besuch nannte, hörte er auf, sich am Waschbecken zu beschäftigen, und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Oh nein, oh nein.« Er blickte auf. »Erschossen?«
    »Ja.«
    »War das dieser Munro?«
    »Mr. Casement«, sagte Ellen, »ich weiß, es ist sehr schwer für Sie, aber ich muss Sie fragen, was Sie heute Abend gemacht haben.«
    Casement wandte sich mit offenem Mund zu ihr und mühte sich sichtlich, sie zu verstehen. »Ich?«
    »Ja.«
    »Ich war hier, arbeiten.«
    »Im Internet?«
    »Ja. Warum?«
    »Und Sie waren nirgendwo sonst?«
    »Nein.«
    »Haben Sie einen eigenen Telefonanschluss für den Computer?«
    »Ja.«
    »Hat jemand angerufen heute Nacht?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Wir haben einen Anrufbeantworter.« Er ging zu einer Ecke der Küchenzeile, die sich als Allzweckbereich entpuppte: Notizen, die an einer kleinen Pinnwand flatterten, Adresskartei, Notizzettel und Stifte, Telefon und Anrufbeantworter. Casement drückte auf einen Knopf, die Maschine piepte, und sie hörten Kitty Casement sagen, dass es später werden würde.
    Casement schluchzte, wandte sich ab und kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück.
    »Sind Sie heute Abend fort gewesen?«
    Challis sah, wie sich Casements Gesichtsausdruck veränderte; Verwirrung und Kummer wichen Ungläubigkeit. »Sie wollen von mir ein Alibi? Das ist doch wohl …«
    »Nein, ist es nicht«, unterbrach ihn Challis ruhig. »Die statistische Wahrscheinlichkeit ist hoch, und fragen müssen wir Sie sowieso.«
    »Wenn ihr Mistkerle Munro verhaftet hättet, dann wäre das alles nicht –«
    Challis unterbrach ihn erneut. »Fällt Ihnen sonst noch jemand ein, der Ihrer Frau etwas hätte antun wollen?«
    »Von Munro abgesehen? Nein. Ist doch offensichtlich, dass er es war, also warum fragen Sie mich? Lassen

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