Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
unbemerkt auf die Straße schauen konnte.
    Da stand er, nervös, aber umwerfend wie immer.
    »Ist daas de blödde Bock? Den klopp ich mier!« Lasse, ganz Gentleman, hob die Faust.
    »Lasse, bleib hier. Misch dich da nicht ein!«, hielt Caroline Lasse zurück, der mit gerötetem Gesicht und Zornesfalte zur Tür stürmen wollte. »Justus sieht ja hinreißend aus!«, rutschte es ihr dann noch heraus.
    Kein Wunder, er war auch sicher geflogen!
    Mein Magen zog sich zusammen, mein erster Impuls war, sofort hinunterzurennen, ihn zu umarmen und alles zu vergessen. Immerhin war es ihm wichtig genug gewesen, herauszufinden, wo ich war. Nicht jeder reiste einem hinterher, aber auch nicht jeder wird knutschend mit Annabelle Leiniger von Paparazzi geknipst, sagte eine andere Stimme in mir. Beim Gedanken daran, wie er Annabelle berührt und angefasst hatte, wurde mir schlecht. Ich konnte es nicht vergessen – zumindest noch nicht.
    »Ich kann das nicht. Ich will nicht mit ihm sprechen, sonst schafft er es vielleicht noch, mich umzustimmen. Es wäre zu schnell. Sag ihm, dass er mich erst einmal in Ruhe lassen soll. Ich melde mich bei ihm, wenn ich so weit bin, mit ihm zu reden.«
    Caroline ging hinunter und sprach kurz mit Justus, der daraufhin nach oben blickte. Auch wenn er uns nicht sehen konnte, so zuckte ich bei seinem geschlagenen Blick zusammen.
    »Lena, er sieht so traurig und verletzt aus.«
    »Ja, nur dass er es war, der dich verletzt hat. Vergiss das bitte nicht!«
    Lasse nickte zustimmend. »Bai uns wüürdä er in Schnee geschdopft!«
    Oder in ein Ikea-Regal namens Justus verarbeitet?
    Caroline kam wieder hoch.
    »Und, was hat er gesagt?«
    »Dass er dir unbedingt alles erklären muss. Und es ihm unendlich Leid tut. Er versteht, dass du erst mal nichts von ihm hören willst. Ach, und dann meinte er, du hättest Recht gehabt, was Ulli Becker anbelangt.«
    Was meinte er denn damit? Hatte sie sich die Maske vom Gesicht gerissen, und darunter war Gundel Gaukeley, die Disney-Hexe, zum Vorschein gekommen, oder wie kam er darauf?
    »Ich fand ihn übrigens ziemlich sympathisch. Er mag ein guter Schauspieler sein, aber dem geht’s echt dreckig!«
    Das war nun wirklich keine große Hilfe.
    »Mach endlich das Päckchen auf!«, drängte Lena.
    Stimmt. Das hatte ich komplett vergessen.
    Ich öffnete die Bänder, und zum Vorschein kam ein leeres Blatt Papier und eine selbst gebrannte dvd.
    »Leg ein!«
    Es waren Aufnahmen, die Justus mit seiner Super-8-Kamera auf der Insel von uns gemacht hatte. Die Aufnahmen waren passend auf ein Lied geschnitten, das ich und jeder, der schon mal richtig Liebeskummer gehabt hatte, nur zu gut kannte.
    Weißes Papier von Element Of Crime. Der Text und die glücklichen Bilder von Justus und mir waren einfach zu viel. Sofort liefen mir die Tränen über die Wangen, und als ich neben mich blickte, sah ich, dass Lena und Caroline ebenfalls feuchte Augen hatten. Na, super, wenn das schon anderen nahe ging, die nicht direkt involviert waren. Super Inszenierung, Herr Staufen!
    Jetzt wusste ich auch, was das weiße Papier bedeutete. Es bezog sich auf den Text.

    Weißes Papier
    Ich nehm deine Katze und schüttel sie aus
    Bis alles herausfällt
    Was sie jemals aus meiner Hand fraß
    Später klopf ich noch den Teppich aus
    Und find ich ein Haar von mir darin
    Dann steck ich es einfach ein
    Nichts soll dir böse Erinnerung sein
    Verraten, was ich dir gewesen bin
    Sag nicht, dass das gar nicht nötig wär
    Denn schmerzhaft wird es hinterher
    Wenn wieder hochkommt, was früher mal war
    Dann lieber so rein und dumm sein wie weißes Papier

    Auch werd ich in Zukunft ein anderer sein
    Als der, den du in mir sahst
    Die Hose, die du mir gehäkelt hast
    Werf ich in den Container der Heilsarmee rein
    Ich ess auf dem Fußboden aus der Hand
    Seh mir jeden Trickfilm im Fernsehn an
    Alles was du nicht magst, lob ich mir
    Ich werd einfach so rein und dumm sein wie weißes Papier

    Nicht mal das Meer darf ich wiedersehen
    Wo der Wind deine Haare vermisst
    Wo jede Welle ein Seufzer
    Und jedes Sandkorn ein Blick von dir ist
    Am liebsten wär ich ein Astronaut
    Und flöge auf Sterne, wo gar nichts vertraut
    Und versaut ist durch eine Berührung von dir
    Ich werd nie mehr so rein und dumm sein wie weißes Papier

    Der kleine Film war zu Ende, und es herrschte erst mal Stille.
    »So rein optisch habt ihr ja gut zusammengepasst«, bemerkte Caroline, die nie ein Blatt vor den Mund nahm.
    Lena tobte und war gar nicht mehr in ihrem

Weitere Kostenlose Bücher