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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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strafend an.
    »Lotte, du wirst sarkastisch! Das ist die Vorstufe zu frustriert und verbittert!«
    »Lass mir wenigstens meinen schwarzen Humor. Ist doch besser, als ständig in Tränen auszubrechen. Wenn ich in einer Woche immer noch so drauf bin, darfst du was sagen!«
    Nach einem Kaffee fühlte ich mich deutlich besser.
    Lasse war supernett und sein Akzent, wenn er Deutsch sprach, wirklich niedlich. Vor allem seine Zwischenrufe, als ich noch mal gebündelt von Justus erzählte, waren preisverdächtig.
    »Blödee Bock, den trrimm ich!«, was übersetzt heißen sollte: »Falls das Arschloch mir je über den Weg läuft, verprügel ich ihn!«
    Auf alle Fälle brachte er mich zum Lachen, was mir gut tat. Aber auch Caroline war in ihrem Element. Erst wimmelte sie unsere Mutter am Telefon ab: »Ja, es geht ihr gut, sie schläft noch!« Dann befahl sie mir, mich zu stylen, weil wir weggehen würden.
    »Ihr seid in Paris, und wir werden uns amüsieren!« So wie Caroline und Lasse das sagten, klang es mehr nach einer Drohung.
    Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hatten, aber innerhalb kürzester Zeit waren wir in einem Club, umringt von Lasses gut aussehenden Freunden, hatten, bevor der eine Drink leer war, bereits den nächsten in der Hand und tanzten uns die Seele aus dem Leib.
    Nach der Trübsal der letzten Tage war es erholsam, mal wieder ausgelassen zu sein. Selbst Lena hatte Spaß trotz des kommerziellen Mainstreams, der hier lief.
    Es dämmerte schon, als wir aus dem Club kamen. Arthur, gesprochen Artüüüür, zeigte uns, bei welchem Bäcker man um diese Uhrzeit bereits warme Croissants bekam. Ich fühlte mich besser. Immerhin ganze sechs Stunden nicht an Justus gedacht! Und überhaupt, wie frei hier alle waren! Lag bestimmt am Karma der französischen Revolution.
    Caroline biss herzhaft in ihr pain au chocolat.
    »Na, Lotti, was habe ich dir gesagt? Ablenkung und eine andere Umgebung ist das beste Mittel. So, jetzt gehen wir ins Bett, schlafen ’ne Runde und später zeige ich euch Paris.«
    Ausgeruht machten wir uns mittags auf, die Stadt zu erkunden. Zuerst die Tourirunde mit Eiffelturm und Louvre für Lena, die noch nie in Paris gewesen war. Dann das Einkaufszentrum Forum des Halles und das Kaufhaus Lafayette für mich. Aber so sehr ich mich auch bemühte, es machte mir keinen Spaß, Klamotten oder Schuhe anzuprobieren. Es kam mir so sinnentleert und hohl vor.
    Wozu noch mehr neue Klamotten, wenn sonst alles im Argen lag? Mein Selbstwertgefühl ließ sich damit momentan nicht steigern.
    Caroline kannte meinen Gesichtsausdruck und schaltete sofort. »Was haltet ihr davon, wenn wir einfach gemütlich an der Seine spazieren gehen und uns in ein kleines Café setzen?«
    Sehr viel! Stress gehört in die Beine. Wie wohltuend, sich einfach treiben zu lassen, Menschen zu beobachten und sich im Großstadtgetümmel selbst nicht mehr so wichtig zu nehmen. Wir schlenderten eine Weile wortlos an der Seine entlang, entdeckten ein ansprechendes Café, setzten uns und bestellten heiße Schokolade mit Sahne! Jawohl, mit Sahne und dazu eine tarte de pomme de terre !
    »Ich wüsste zu gern, was Justus gerade macht.«
    Lena schnaubte.
    »Untertauchen würde ich ihm raten und sich nie wieder blicken lassen!«
    Leider hatte ich trotz allem, was vorgefallen war, eine solche Sehnsucht nach ihm, dass es mich fast zerriss. Wie hatte er sich nur mit Annabelle einlassen können, ausgerechnet Annabelle! Mein Instinkt hatte mich von Anfang an vor ihr gewarnt, Frauen haben diesen Sinn, wenn es darum geht, welche andere Frau ihnen gefährlich werden könnte. Aber Justus hatte immer abgewiegelt, mir versichert, sie uninteressant zu finden.
    »Glaubt ihr, ich habe Justus in Annabelles Arme getrieben, weil ich ihn an Mamas Geburtstag weggeschickt habe? Er wirkte so verzweifelt, als er ging.«
    Caroline nahm meine Hand.
    »Lotti, du weißt, dass ich nicht gerade Expertin bin, was Beziehungen angeht. Meine halten ja meistens nicht so lange, als dass man auf Probleme stoßen würde, aber eines kapiere sogar ich. Nur weil ihr eine Krise oder einen Streit hattet, gibt das Justus kein Recht, sich mit Annabelle einzulassen. Gut, vielleicht war er dafür anfälliger, aber du hast ihn nicht in Annabelles Arme getrieben. Er ist erwachsen und selbst verantwortlich für seine Handlungen. Er hätte auch Nein sagen können.«
    Da war was dran. In mir nagte allerdings noch etwas ganz anderes. »Glaubt ihr, er ist in sie verknallt?«
    Beide schüttelten

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