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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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nicht gehört zu haben.
    Endlich drehte er sich um, und ich schwöre, sein erfreutes Grinsen flutete den kleinen Raum.
    Er sprang auf und kam auf mich zu.
    »Charlotte! Endlich! Ich dachte schon, du wärst gar nicht gekommen. Hab die ganze Zeit schon nach dir Ausschau gehalten. Was für ein Chaostag.«
    Seine Augen funkelten übermütig, und er beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Ich sah auf seine Lippen und musste unwillkürlich daran denken, wie gerade eben erst Annabelle Leiniger an ihnen gehangen hatte, und drehte instinktiv den Kopf zur Seite.
    Erstaunt sah Justus mich an.
    »Äh, mir ist gerade nicht danach.«
    Justus schien ein Licht aufzugehen.
    »Sag, hast du gerade die Szene gesehen?«
    Ich nickte.
    »Wenn ich vorher gewusst hätte, dass wir heute ausgerechnet eine Liebesszene drehen, hätte ich das verschoben. Ich wollte dich aber unbedingt sehen. Ich weiß, dass es nicht prickelnd ist, dabei zuzusehen, aber ich kann dir versichern, dass es nichts Unerotischeres gibt als Filmküsse!«
    »Das sah aber ganz schön echt aus«, wandte ich ein.
    »Na, wenn es das nicht täte, könnte ich meinen Job an den Nagel hängen. Charlotte, das ist mein Beruf, es gehört dazu. Und du wirst dich daran gewöhnen müssen, denn ich habe auch richtige Bettszenen mit Annabelle vor mir, die du dir spätestens, wenn der Film fertig ist, ansehen wirst. Ich würde dich wirklich gerne verschonen, aber wenn du mit mir zusammen sein willst, musst du dich daran gewöhnen.«
    Wenn ich die Bettszenen mit Annabelle mal außen vor ließ, was schwer genug war, hatte ich dann eben richtig verstanden, dass Justus es ernst mit mir meinte?
    Ich riss mich zusammen.
    »Na gut. Aber hast du dir die Lippen wenigstens abgewischt?«
    Er lachte.
    »Nee, Annabelles Speichel schmeckt super. Hab ihn extra noch einwirken lassen für dich.«
    Spöttisch sah er sich meinen angeekelten Gesichtsausdruck an und zog mich an sich.
    »So, Frau Rosenzweig, jetzt zeige ich Ihnen mal, wie man beim Film so küsst! Immer schön die Zunge drinlassen, und bitte nur fischartige Luftbewegungen machen, den Unterkiefer bewegen und dabei den Kopf drehen. Gerne auch eine Hand als Zeichen besonderer Ergriffenheit auf meine Wange legen, was einzig und allein dem Zweck dient, einen gefakten Kuss zu übertünchen. Wir fangen an!«
    Er kam nah an mein Gesicht und gab mir einen Filmkuss. Ich bekam weiche Knie! Von wegen nichts fühlen! Allein seine Lippen zu spüren und ihn zu riechen reichten bei mir und garantiert jedem anderen weiblichen Wesen aus, um vor ihm niederzuknien.
    Der Filmkuss ging nahtlos in einen richtigen Kuss über.
    Justus hielt inne, sah mich an, schüttelte den Kopf und sagte leise: »Was machst du bloß mit mir, Charlotte?«
    Bitte? Das war meine Frage! Schließlich kannte ich mich kaum wieder! Und weiche Knie vom Küssen hatte ich bei meinen beiden Exfreunden nicht gehabt, was ich ihm aber bestimmt nicht auf die Nase binden würde.
    Es klopfte. »Justus, Uli möchte weitermachen«, hörte man dumpf Kais Stimme durch die Tür.
    Okay. Der Name Uli, mit einem oder mit zwei L, wurde hiermit für mich zum Unwort des Jahres gewählt!
    Widerwillig riss Justus sich los.
    »Bleibst du noch? Wir gehen später alle gemeinsam feiern, und ich möchte dich gern dabeihaben. Wir sind auch sicher bald fertig.«
    Ich weiß nicht, welche Zeitrechnung beim Film herrscht, aber unter »bald fertig« verstand ich nicht eine weitere Stunde.
    Kai und ich hatten uns auf eine der Bänke, die abseits vom Drehort aufgestellt waren, gesetzt, als Justus plötzlich vor mir stand. Noch in voller Montur und mit Schminke!
    »Charlotte! Du bist noch da!« Sein erfreutes Gesicht entschädigte für alles! Na ja, nicht ganz, denn wenn ich mir seine roten Lippen betrachtete, die schlimmstenfalls eine geschlagene Stunde von Annabelle durchgeknutscht worden waren – ich hatte genau gestoppt …! Aber ich würde nicht mehr eifersüchtig sein. Ich hatte mich unter Kontrolle, jawohl!
    »Hat Kai sich wenigstens gut um dich gekümmert?«
    »Das hat er allerdings! Ich habe fast vergessen, dass er dafür bezahlt wird, so viel Spaß hatten wir!«
    Kai grinste dankbar.
    Justus zog die Augenbrauen hoch.
    Täuschte ich mich, oder war er tatsächlich eifersüchtig?
    »Hast du denn noch Lust, mit feiern zu gehen? Wir würden gleich losgehen.«
    Ich nickte, und Justus lachte selig.
    Kai verschwand unauffällig, und Justus setzte sich zu mir.
    »Das war wie verflixt mit der Szene. Normalerweise geht das

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