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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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leuchtendes Vorbild vorgehalten wurde.
    Als Katharina mit Eiskunstlauf begonnen und einfach entzückend in ihrem weißen Kleidchen ausgesehen hatte, wurden wir nur eine Woche später natürlich auch aufs Eis geschickt. War Katharina auf Synchronschwimmen umgestiegen, durften wir die Kufen gegen Nasenklammern eintauschen. Als Katharina eine Zeit lang keine Produkte mit Gluten aß, gab es bei uns selbstredend das gleiche Verbot. Und als Katharina für das Amt der Schulsprecherin kandidierte, wollte meine Mutter uns überreden, uns auch zur Wahl aufstellen zu lassen. Das wäre wohl der ultimative Test zwischen meiner Mutter und ihrer Busenfreundin Marlene geworden: Welche Tochter war beliebter?
    Caroline und ich hatten die Aktion zum Glück abwenden können, doch Katharina war und blieb Reizthema, was nicht zuletzt an Marlene lag, die nicht oft genug meiner Mutter aufs Brot schmieren konnte, wie talentiert, gut aussehend und beliebt ihre Tochter war.
    Natürlich war Katharina heute Abend mit ihrem Verlobten da, den sie jedem vorstellte, während sie wie zufällig mit ihrem Verlobungsring spielte. Marlene immer ein gutes Stück dahinter, mit stolzgeschwellter Brust.
    Er hieß Yannick, kam aus gutem Hause, war zugegebenermaßen attraktiv und zu allem Übel auch noch sehr sympathisch. Überhaupt nicht borniert, sondern ungezwungen und humorvoll. Wie war so ein netter Typ ausgerechnet an Katharina die Große geraten?
    Es ging bereits auf Mitternacht zu, als endlich alle ihre Scheckhefte zückten und ich nach Hause fahren konnte.
    Es brannte noch Licht in unserer Altbauwohnung, die eigentlich meinen Eltern gehörte und in der wir mehr oder weniger umsonst wohnen durften. Lena und mein grauer Tigerkater Cara waren noch wach. Lena las wieder ein Buch über Gesteinsschichten. Gut, ich konnte mir eine spannendere Lektüre vorstellen, aber Lena war von Versteinerungen, Kristallen und Edelsteinen einfach fasziniert. Sie saß im Wohnzimmer und hatte den Kamin angemacht.
    »Na, wie war’s heute in der großen bunten Schillerwelt des Privatfernsehens?«, rief sie süffisant, als ich zur Tür hereinkam.
    Lena hielt nicht viel vom Fernsehen und schon gar nicht von schnöden Privatsendern, die ihrer Meinung nach Volksverdummung betrieben. TV -plus kannte Lena nur vom Wegschalten, wie sie betonte, und außer arte, der Tagesschau und, wenn’s mal hoch kam, 3sat sah sie nicht fern. Wir waren wahrscheinlich die einzige WG , bei der die ersten beiden Schaltplätze mit arte und 3sat eingespeichert waren. Wenn ich eine meiner amerikanischen Serien schauen wollte, verließ Lena kreischend und unter Protest das Wohnzimmer, um aus der Wohnküche immer wieder »kommerzieller Amischrott!« rüberzurufen. In solchen Momenten wünschte ich, meine Eltern wären anwesend und könnten alle ihre Vorurteile bestätigt sehen. Ich sah meinen Vater förmlich vor mir, wie er zurückrufen würde: »So, so, Amischrott, ja? Wenn die Amis uns nicht gerettet hätten, wärst du, junges Fräulein, mit Broiler und Urlaub am Plattensee aufgewachsen!«
    Auch wenn Lena meine Vorliebe für Film und Fernsehen nicht teilte, so ließ sie doch eine spöttische Toleranz mir gegenüber walten, die gleiche, die ich versuchte ihren geologischen und geschichtlichen Ausschweifungen zukommen zu lassen.
    Es war nicht so, dass wir vollkommen verschieden waren, auch wenn man das auf den ersten Blick leicht glauben konnte. Uns verband die Musik. Wir teilten uns sogar einen Flügel, und während Lena es liebte, Chopin und Bach zu spielen, studierte ich gruppentaugliche Popsongs ein, die man an Mädelabenden oder am Ende einer grandiosen Party spätnachts zum Klavier trällern konnte – My way, Angel oder Moonriver waren meine Lieblingsstücke. Ab und zu schrieb ich auch eigene Songs, fand aber nie einen passenden englischen Text, was Lena wieder anstachelte, ich solle es doch mal mit deutschen Texten versuchen, es gebe doch genug Künstler, die das vorgemacht hätten. Im Gegenzug machte ich ihr klar, dass, bevor ich Komm mit mir ins Abenteuerland dichten würde, lieber bei »lalalala« bleiben würde.
    »Und, was macht das internationale Showbiz? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.« Lena wurde ungeduldig. Immerhin interessierte sie sich für meine Arbeit.
    Ich ging in die Küche und setzte Tee auf, dann gab ich Auskunft. »Also, ich bin jetzt im inner circle und total close , wie meine neuen Freunde es ausdrücken würden. Ach Lena, eigentlich war es heute erst mal nur

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