Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
dich auch ganz gerne an!«, meinte er und grinste zweideutig.
    »Nix da, es ist so schönes Wetter, da möchte ich unbedingt an den Strand.«
    Bereitwillig kam er mit.
    Wir gingen am Wasser entlang spazieren und ließen kein Klischee aus, das man als Verliebtenpflichtprogramm an einem romantischen Ort zu absolvieren hat. Natürlich spritzten wir uns gegenseitig beim Baden nass und wälzten uns verliebt am Strand durch den Sand, der schließlich noch mit einem Herz, in dem »Justus & Charlotte« stand, geschmückt wurde. Wir ließen nichts aus. Die Muscheln, die wir fanden, waren natürlich die schönsten, die wir je gesehen hatten, und wenn Justus mir die Muschel ans Ohr hielt, vergaß ich auch, dass es kein Meeresrauschen, sondern mein eigener Puls war, den ich hörte.
    Justus und ich filmten uns abwechselnd mit seiner alten Super-8-Kamera und fanden uns furchtbar originell.
    »Ich weiß, was wir noch nicht gemacht haben!« Justus sah mich gespannt an.
    »Du meinst, wir haben eine Peinlichkeit ausgelassen? Das gibt’s doch gar nicht!«
    »Doch! Lass uns Pferde mieten und am Strand entlangreiten. Du auf einem schwarzen Hengst und ich auf ’ner Schimmelstute.«
    »Genial!« Justus stapfte los, ich hinterher, um auf einem der Bauernhöfe Pferde auszuleihen.
    Zwar war ich schon lange nicht mehr geritten, aber was man einmal intensiv erlernt hat, vergisst man so leicht nicht. Zu meinem Erstaunen machte auch Justus eine sehr gute Figur auf dem Pferd.
    »Hast du das bei deiner Schauspielausbildung gelernt?«
    »Auch, aber eigentlich konnte ich es schon vorher. Mein Vater hat es mir beigebracht. Er sagte immer, Reiten bringt einem viel fürs Leben. Von wegen oben sein, runterfallen und wieder aufsatteln. Außerdem fand er, dass man an Pferden lernen konnte, auf andere einzugehen. Wir hatten früher sogar mal eigene Pferde.«
    Justus hatte definitiv schöne Erinnerungen daran.
    »Dein Vater scheint ein kluger Mann zu sein. Den würde ich gerne mal treffen.«
    Justus wich aus.
    »Soso. Reicht dir der Sohn etwa nicht mehr aus? Willst du meinem Vater auch noch den Kopf verdrehen?«
    Anstatt zu antworten, trabte ich los und hängte Justus ab. Er holte mich erst am Reitstall wieder ein, wo ich bereits absattelte.
    »Komm du mir nach Hause!«, versuchte er eine Drohgeste, die aber komplett missriet, weil er lachen musste.
    Es dämmerte bereits, als wir an unserem Häuschen ankamen. Justus brachte den Kamin in Gang, und während ich Tee aufsetzte, verzog er sich unter die Dusche.
    Sein Handy klingelte. Ich wusste nicht, ob ich rangehen sollte.
    Es klingelte penetrant lange. Irgendwann musste doch seine Mailbox anspringen.
    »Justus, dein Handy klingelt!«, rief ich ins dampfende Bad.
    »Gehst du bitte ran und sagst, dass ich zurückrufe?«
    Ich kramte in seiner Jackentasche. Auf dem Display konnte ich sehen, wer ihn zu erreichen versuchte. Natürlich Annabelle! Hätte ich mir auch denken können. War sie noch nicht zum Zuge gekommen, meinen peinlichen Ausflug haarklein zu erzählen?
    Nur zu gern ging ich ran.
    »Hallo, Charlotte hier.«
    »Hä?«, fiepste ihr Stimmchen erstaunt.
    »Hier ist Charlotte an Justus’ Handy.«
    Sie war immer noch erstaunt.
    »Äh, ach du bist es. Ich wollte Justus sprechen!«
    Nein, welch ein Geniestreich! Auf die Idee wäre ich so nicht gekommen.
    »Er duscht gerade.«
    »Aha.« Jetzt klang sie doch verstört.
    »Soll er dich zurückrufen?«
    Pause. Vielleicht war in Annabelles sphärische Welt noch nicht durchgedrungen, dass die technischen Möglichkeiten dafür durchaus vorhanden waren.
    »Ja, soll er!« Jetzt klang sie trotzig.
    »Gut, ich richte es aus.«
    »Na hoffentlich!«
    Justus kam aus der Dusche, nur mit einem Handtuch bekleidet, und fuhr sich durch die nassen Haare. Dieser Anblick musste eigentlich jedes Kurzzeitgedächtnis sofort außer Kraft setzen.
    »Annabelle, du sollst sie bitte zurückrufen.«
    Zum Glück sah er nicht sonderlich erfreut aus.
    »Mann, ich hab auch mal Wochenende! Ich finde es ja toll, wie sehr sie sich in ihre Rolle reinhängt und mich um Rat fragt, aber das reicht doch noch Montag. Na ja, vielleicht ist’s ja wichtig.«
    Interessante Frage, was bei Annabelle wichtig hieß. »Uups, mir ist ein Teller runtergefallen, und jetzt weiß ich nicht, wohin mit den Scherben« oder »Hilfe, meine Augen sind rot vom vielen erstaunten, ungläubigen Aufreißen« oder »Mein Schmollmund hatte beim vielen Schnuteziehen einen Krampf«?
    Ich setzte mich an den Tisch und blätterte

Weitere Kostenlose Bücher