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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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und die nahm ich mir auch – bis mein Handy klingelte.
    Hektisch rief ich: »Lena, es ist Justus! Soll ich rangehen? Oder ist es cooler, nicht ranzugehen und später zurückzurufen?«
    »Spinnst du? Natürlich gehst du ran, sonst muss ich wieder deine endlose Fragerei ertragen, weshalb er dich wohl sprechen wollte.«
    Das waren deutliche Worte. Ich nahm ab – zu spät.
    Lena sah mich drohend an. »Ruf ihn sofort zurück! Und wenn ich sage sofort, heißt das jetzt und nicht erst in einer Stunde!«
    Ohne Widerrede wählte ich seine Nummer.
    »Charlotte! Zum Glück, ich dachte schon, ich erreiche dich nicht rechtzeitig!«
    Justus klang richtig erleichtert.
    »Rechtzeitig wofür?«
    »Wie lange brauchst du, um für zwei Tage zu packen?«
    »Das kommt drauf an. Mit Abend- oder Sportprogramm ’ne Stunde, alles andere ’ne halbe. Wieso?«
    »Weil ich dir jetzt ’nen Fahrer vorbeischicke, der dich abholt und zum Flughafen bringt. Ich bin schon da und warte. Wir fliegen nämlich ans Meer.«
    »Wir machen was?«
    »Wir fliegen ans Meer. Okay?«
    »O-kay«, stammelte ich.
    Kaum hatte ich aufgelegt, wurde ich hysterisch.
    »Lena, er will mit mir ans Meer. Was nehme ich bloß mit? Bikini, Strandtuch, Sonnenhut, leichte Klamotten für tagsüber, wärmere für abends? Eher schicker oder lässig?«
    In Windeseile packte ich einen Koffer und zwei Segeltaschen, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
    Lena fand zwar, dass ich komplett spinnen würde, sie sei damals mit Ole mit nur einem Rucksack und drei Unterhosen durch Südamerika gereist, aber Ole war auch einer von der Sorte gewesen, die alles ganz natürlich finden und sich nicht gleich schreiend die Ohren zuhalten, wenn das Wort Periode fällt. Dem konnte man sicher sagen: Du Ole, ich muss mal wieder meine Schlüpfer waschen!
    Mein Kosmetikkoffer war gerade fertig gepackt, da klingelte es schon, und der Fahrer stand unten vor der Tür.
    Lena half mir, die Taschen rauszutragen.
    »Du bist nicht böse, dass ich dich allein Video gucken lasse?«
    »Quatsch! Die Wohnung mal nur für sich zu haben ist gar nicht so schlecht, und außerdem hättest du eh wieder einen dieser geschmacklosen Amifilme vorgeschlagen!«
    Der Fahrer, der zur Produktionsfirma gehörte, verstaute mein Gepäck. Ich umarmte Lena und stieg lachend in den Wagen ein. »Wir holen das nach, okay?«
    Lena streckte beide Daumen in die Höhe und winkte mir nach.
    Am Flughafen wartete Justus mit Sonnenbrille und Mütze. Als ob ihn so niemand erkennen würde! Bei solch einer Aufmachung schaute man doch erst recht hin, außerdem war man durch die Paparazzifotos geschult und wusste, dass Stars immer Sonnenbrille, Mütze, Jogginghose, Flip Flops und eine kurze Jeansjacke trugen und einen Becher Kaffee in der Hand hielten.
    Als er mich sah, nahm er die Brille allerdings sofort ab und strahlte mich an.
    »Da bist du ja! Na, hast du überhaupt Lust, wegzufliegen?«
    Und ob! Mit ihm würde ich sogar freudestrahlend in einen verregneten Zelturlaub aufbrechen, was viel hieß!
    Justus umarmte mich lange, aber Küsse in der Öffentlichkeit vermied er anscheinend lieber. Wir gingen zur Lufthansa-Lounge, Justus war natürlich Senator .
    »Wo geht’s denn hin?«, wollte ich wissen, während ich einige Häppchen zu mir nahm.
    »Überraschung! Aber ich bin sicher, es wird dir gefallen.« Justus freute sich wie ein kleines Kind.
    Ob es einen Grund gab, dass er mich so kurzfristig eingeladen hatte? Vielleicht sein schlechtes Gewissen.
    »Und was hast du gestern unternommen?« Endlich war die Frage raus.
    »Mein Vater war in der Stadt, und da haben wir mal wieder einen Vater-Sohn-Abend gemacht. Ich seh ihn ziemlich selten.«
    Erleichtert atmete ich aus. Das waren doch mal gute Nachrichten! Sollte er sich ruhig um seinen alten Vater kümmern! Wie löblich!
    »Und deine Mutter ist zu Hause geblieben?«
    »Meine Eltern sind geschieden«, sagte Justus, ohne mich dabei anzublicken.
    Ein Scheidungskind! Sollte ich nachfragen oder ihn erzählen lassen?
    Er wechselte von allein das Thema, also wollte er wohl nicht drüber sprechen.
    Kurz darauf wurde unser Flug aufgerufen.
    Auf dem Weg zum Flieger wurde Justus zum Glück nur von einer Dame erkannt, die dezent um ein Autogramm bat, und so machten wir es uns bereits wenig später in den Sitzen der Maschine bequem und tranken Tomatensaft mit Worcestersoße. – Warum bekam ich in Fliegern eigentlich immer Lust auf Tomatensaft? Sonst passierte mir das nie, aber in der Luft war ich ganz

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