Flurfunk (German Edition)
in einem der Kochbücher, während Justus Annabelle zurückrief.
»Hi Annabelle, du wolltest mich sprechen?«
Stille.
»Nein, ich bin mit Charlotte spontan weggefahren.«
Stille.
»Wie meinst du das, ob sie dazu in der Lage sei?«
Stille und verdutzter Blick seitens Justus in meine Richtung.
»Aha. Wo? Im Jaguar ? Wer, sagst du?«
Es war nicht schwer zu erraten, was Annabelle gerade petzte, erstaunlich fand ich nur, dass es sie überhaupt nicht störte, mich im Hintergrund zu wissen.
Justus schaute genervt drein.
»Nein, wusste ich nicht, ist jetzt aber auch egal. Weshalb hast du denn angerufen?«
Stille.
»Das hat auch noch bis Montag Zeit. Deshalb musst du mich doch nicht Samstagabend anrufen.«
Stille.
»Nein, ich bin dir nicht böse, aber das können wir wirklich schnell am Montag durchgehen. Weißt du, du solltest die freie Zeit auch mal nutzen, um abzuschalten.«
Stille.
»Annabelle, ich bin nicht sauer! Ich möchte jetzt nur nicht an die Arbeit denken. Verstehst du das?«
Stille.
»Annabelle, beruhige dich! Ich habe nicht gesagt, dass du nervst, ich denke, es ist wichtig, in seiner freien Zeit mal an etwas anderes zu denken. Geh raus und amüsier dich.«
Stille.
»Ja natürlich kannst du anrufen, wenn du was auf dem Herzen hast. Hast du denn etwas auf dem Herzen?«
Stille.
Ich war kurz davor, einen Küchenunfall zu simulieren, um Justus vom Handy wegzueisen.
»Natürlich spiele ich gern mit dir zusammen, Annabelle. Nein, ich finde dich begabt – aber du … ich muss jetzt. Charlotte und ich wollen essen gehen. Wir sehen uns Montag. Ja, das wird alles klappen, keine Sorge.«
Justus legte auf und sah mich an. »Du warst gestern mit einem anderen im Jaguar , der dir an deinem viel zu kurzen Mini hing und mit dem du beinahe Brüderschaft an der Bar getrunken hast?«
War er eifersüchtig?
»Äh, also, Lena und ich hatten einen unserer Mädelabende, und da haben wir leicht über den Durst getrunken, und dieser Typ hatte sich an mich rangehängt. War aber natürlich nichts.«
Justus zog die Augenbrauen hoch. »Aha, wenn das so unverfänglich war, hättest du mir doch erzählen können, dass du Annabelle getroffen hast? Sie meinte übrigens, dass sie dich erst gar nicht erkannt habe, so stark geschminkt wärst du gewesen. Gehst du öfter so weg, oder ist das eine deiner gespaltenen Persönlichkeiten?«
Unglaublich, aber wahr! Annabelle hatte sich gerade in meinem persönlichen Antiranking an Ulli Becker vorbei auf Platz eins geschoben. Wie erklärte ich Justus, dass alles harmlos und nur eine Trotzreaktion darauf gewesen war, dass er sich nicht gemeldet hatte …?
»Justus, ich war gestern nicht gut drauf, und da sind Lena und ich dann noch losgezogen. Da war nichts dabei, und wenn ich mal Lust habe, mich schrill anzuziehen, mach ich das eben. Wenn du Annabelle glaubst, dass ich mir sofort ’nen Typen anlache, wenn du dich umdrehst, kann ich es auch nicht ändern.«
Justus zeigte den Ansatz eines Schmunzelns!
»Ich frage mich vielmehr, warum ich den Mini-Stiefel-Look vorenthalten bekomme? Dass du ein braves Mädchen bist, musst du mir nicht erklären, das glaube ich dir auch so. Warum aber hast du denn so viel getrunken?«
»Weil ich nicht gut drauf war!«
»Und warum?«
»Wenn du es genau wissen willst, weil ich mich nach dir gesehnt habe!«
Er kam näher und gab mir einen Kuss.
»Das ist süß und ein sehr guter Grund.«
Noch süßer wäre, wenn er sagen würde, ich habe mich auch nach dir gesehnt, aber man will ja nicht gleich schleckig werden, wenn Justus Staufen einen, nur mit Handtuch bekleidet, küsst!
»Ich hab Hunger! Komm, lass uns in dieses Dorfrestaurant gehen.« Justus war zwar ein Feingeist, weltlichen Genüssen aber alles andere als abgeneigt. Er verstand etwas von gutem Essen und Trinken, vor allem aber vom Feiern.
In dem kleinen Dorfrestaurant konnte man herrlich draußen sitzen und frisch gefangenen Fisch und Garnelen essen. Es war ein einfaches Lokal mit guter Küche, und was brauchte man mehr als ein Essen, das schmeckte, Sonne, frische Luft und einen braun gebrannten, gut gelaunten Justus, der einen fortwährend ausquetschte.
»Hast du Geschwister, wie sind deine Eltern, wie viel Männer hattest du?«
Gern beantwortete ich seine Fragen, zumal er förmlich an meinen Lippen hing.
Er hingegen ließ sich jede Kleinigkeit, sein Privatleben betreffend, aus der Nase ziehen.
Keine Ahnung, was er damit bezweckte! Ob Männer auch solch hilfreiche Ratschläge in
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