Flurfunk (German Edition)
Hotel stand?«.
Ich hörte Annabelle hämisch kichern, und mit einem Schlag wusste ich wieder, weshalb ich da war, nämlich um sie umzubringen!
»Hast du heute zufällig Annabelle bei Drechsler gesehen?«, fragte ich beherrscht.
»Nein, wieso? Ich meine, ich weiß natürlich, dass es heute ausgestrahlt wurde, aber wie du siehst, komme ich gerade erst vom Dreh. Wir hatten nämlich einen Nachtdreh, deshalb konnte ich mich auch noch nicht bei dir melden. Aber wieso bist du hier, und was ist mit Annabelle?«
»Das wollte ich eigentlich dich fragen!«
»Hä?«
Entweder war Justus wirklich erstaunt oder eben einfach gut! Warum musste ich mich auch mit einem Schauspieler einlassen? Ein Popstar hätte es doch auch getan, und der wäre bestimmt nicht so gut darin, andere zu täuschen!
»Auf die Frage von Drechsler, ob du und Annabelle das neue Traumpaar auch außerhalb des Filmsets werdet, kam ein ›Schauen-wir-mal‹, und auf die Frage, ob also an den Gerüchten, dass zwischen euch was liefe, was dran sei, sagt Annabelle, ich zitiere: ›Ich würde es auf alle Fälle nicht verneinen … Justus ist jung und ungebunden, ich bin jung und ungebunden …‹ So, und jetzt frage ich mich eben, wie ungebunden du eigentlich bist.«
Justus sah erschrocken aus.
»Und deshalb fährst du hierher? Komm, lass uns auf mein Zimmer gehen und dort sprechen. Das muss ja nicht jeder mitbekommen!«
Stimmt! Wer weiß, vielleicht war er immer so vorausschauend und deshalb noch nie erwischt worden.
Wir gingen an Annabelle, Ulli und Uli Becker und den anderen vorbei ins Hotel und in seine Suite.
Die Produktion musste Geld haben, die Zimmer waren bestimmt nicht billig.
Justus setzte sich auf das Bett, ich blieb stehen, was mir sehr schwer fiel, denn wie er so vertraut dasaß und mich mit diesem Hammerblick ansah, hätte ich am liebsten alle Vorsätze über Bord geworfen.
»Also Charlotte, noch mal von vorne. Du bist sauer über Annabelles Kommentare bei Drechsler ?«
»Ja, oder wie fändest du es, wenn umgekehrt diese Bemerkungen republikweit über mich über den Äther gegangen wären?«
»Amüsant!«
Bitte? Hatte ich mich gerade verhört?
»Amüsant, weil ich dem Ganzen keine Bedeutung beimessen würde, schließlich wüsste ich es besser, und das solltest du auch tun. Wen interessiert schon, was die Öffentlichkeit denkt oder weiß? Ich bin froh, dass wir nach wie vor so privat sein können und niemanden haben, der uns hinterherschnüffelt. Sieh es doch mal so: Annabelle erweist uns letztlich einen Gefallen, indem sie ablenkt, und dem Film schadet es sicher auch nicht – und dass der ein Erfolg werden soll, willst du doch sicher auch, oder?«
Ja schon, aber seit wann hatte Justus Gehirnwäsche drauf? Was hatte ich noch mal wissen wollen?
Ja genau, ob er sich eigentlich als gebunden oder ungebunden ansah.
»Sag, Justus, würdest du über dich sagen, dass du gebunden bist?«
Er streckte seine Hand nach mir aus. So gern ich sie auch gegriffen hätte, ich blieb stehen. Justus stand auf und sah mich nachdenklich an.
»Charlotte, wieso drängst du plötzlich darauf, dass wir uns auf Worte festlegen, anstatt den Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen? Gefühle kann man doch nicht einengen oder in eine Form zwängen. Du weißt, was du mir bedeutest, aber findest du es nicht spießig, auf solche Standardsätze zu bauen? Soll ich sagen, ja, wir sind zusammen, gehen miteinander, sind Freund und Freundin, ein Liebespaar? Ich kann es sagen, doch was bedeutet es? Wenn du nicht spürst, was zwischen uns ist, und eine öffentliche Bekundung brauchst, frage ich mich, wofür und vor allem für wen? Für dich oder deine Freunde und Familie?«
Langsam wurde ich sauer.
»Justus, du weißt genau, dass ich kein promigeiles Groupie bin. Ich habe mich in dich verliebt, und dass du prominent bist, ist eben oder leider Zufall. Ich möchte nicht einen Zipfel deines Rampenlichts haben oder mich mit dir darin sonnen. Von mir aus bleibe ich gerne im Hintergrund, und du wirst von mir garantiert nie einen Satz gegenüber der Presse hören. Mir tut es einfach nur weh, dass ich keine Bedeutung in deinem Leben zu spielen scheine oder nicht wichtig genug bin. Ich verlange nicht, dass du sagst, ich habe eine Freundin, die heißt Charlotte Rosenzweig, ist sechsundzwanzig Jahre, Praktikantin und kommt aus Berlin. Ich möchte aber, dass du wenigstens sagst, dass es jemanden in deinem Leben gibt und dagegen vorgehst, wenn du als Single verkauft wirst. Alles
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