Flurfunk (German Edition)
wie sie offensichtlich war.
Annabelle biss kokett auf ihrem Zeigefinger herum, was wohl ausdrücken sollte, dass sie nachdachte.
»Nein, also für mich ist das eher ein Kompliment. Welche Frau hört das nicht gerne?« Gekicher und verschmitzter Blick, und Drechsler, der auf sie abfährt, wird rot!
Super! Und mit dieser Frau ist Justus Tag und Nacht zusammen! Warum konnte er nicht in einer Schwulenserie mitspielen?
Drechsler sammelte sich, sicher ist ihm seine Frau eingefallen, die ihn erst mal töten wird, wenn er heimkommt.
»Und jetzt spielen Sie in einem neuen Film von Uli Becker mit Justus Staufen zusammen ein Liebespaar. Da trifft also Ihr Pendant, nämlich der momentan bei den Frauen angesagteste Schauspieler Justus Staufen, auf eine der erotischsten Schauspielerinnen! Bahnt sich da ein neues Traumpaar an?«
Annabelle blickte verlegen zu Boden, kicherte abwehrend und sagte dann: »Vielleicht! Schauen wir mal!«
Drechsler, der seine Hoffnungen dahinschwinden sah, hakte knallhart nach. »Also ist an den Gerüchten, dass Sie sich nicht nur auf dem Set verstehen, etwas dran?«
Stille! Annabelle zierte sich – ich hörte auf zu atmen.
Dann: »Ich würde es auf alle Fälle nicht verneinen, wenn sie wissen, was ich meine. Justus ist jung und ungebunden, ich bin jung und ungebunden. Mehr möchte ich dazu nicht verraten!«
Lena, Drechsler und ich saßen alle drei mit offenem Mund
da!
Drechsler fing sich als Erster. »Das ist ja äußerst interessant!«
Meine Starre löste sich ebenfalls und schlug augenblicklich in Aggression um. »Sag mal, spinnt die komplett? Diese Lolita für Fußgänger lügt öffentlich, und keiner hindert sie! Wo ist denn bitte Justus, der es richtig stellt?«
Lena war nicht minder empört! »Das ist echt dreist! Promotion in allen Ehren, aber das ging eindeutig zu weit!«
Allerdings! Das wollte ich auch meinen!
Wusste Justus von Annabelles Alleingang?
Sofort wählte ich seine Nummer. Es war nur die Mailbox zu erreichen!
Nachdem ich immer wieder seine Nummer gewählt hatte und stets ein fröhliches »Justus, hinterlasst ’ne Nachricht« zu hören bekam, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.
Was, wenn Annabelle gar nicht gelogen hatte und Justus sich tatsächlich als Single und ungebunden sah? Dass wir ein Paar waren, hatte er noch nicht offiziell gemacht. Gut, dass ich kein One-Night-Stand für ihn war, hatte ich begriffen, aber wer weiß, was diese Künstler so unter Treue verstanden …
Konnte jemand, der im Kinderladen aufgewachsen war, überhaupt verstehen, was monogame, spießige, einengende Zweierbeziehung hieß, oder hatte er »freie Liebe« und »Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment« mit der Muttermilch eingesogen?
Vielleicht empfand er für mich Gefühle und für Annabelle Triebe.
Wieso hatte er überhaupt sein Handy ausgeschaltet? Merkwürdig, um diese Uhrzeit war er immer schon im Hotel, es sei denn, eine Party stünde an, aber davon wüsste ich. Ha, bestimmt genoss er gerade sein und Annabelles ungebundenes Singleleben!
Aber nicht mit mir! Eine Charlotte Rosenzweig ließ sich nicht verarschen! Ich war kein Soapsternchen, das er ins Verderben treiben konnte! Ich würde ihm sagen, was ich von ihm hielt, und dann nie wieder mit ihm sprechen!
»Lena, zieh dir was über. Wir fahren zu Justus!«
Lenas Blick nach zu urteilen, hielt sie mein Vorhaben für keine gute Idee.
»Lotte, jetzt raste bitte nicht gleich aus. Es ist nach elf. Wir brauchen fast zwei Stunden bis Hamburg!«
»Nicht, wenn ich in diesem Zustand fahre, glaube mir!«
»Lotte, hör auf, dich da reinzusteigern! Sprich erst mal mit Justus in Ruhe. Wahrscheinlich löst sich alles in Wohlgefallen auf.«
»Ha, guter Rat. Wenn er sich bequemen würde, ans Telefon zu gehen, würde ich genau das machen! Was meinst du, weshalb ich da hinfahre? Natürlich um mit Justus zu sprechen!«
»Lotte, so kenne ich dich überhaupt nicht. Wo bleibt dein Stolz? Du wirst doch nicht mitten in der Nacht einem Kerl hinterherfahren? Du machst dich lächerlich!«
»Sei’s drum! Ich hab genug davon, die ganze Zeit so zu tun, als ob es völlig normal und okay wäre, nur um einen Film zu hypen, Lügen, Affären und Funken zu verkaufen, und zwar auf meine Kosten! Wenn er es ernst meint, soll er sich zu mir bekennen und eine Ulli Becker und eine Annabelle Schleimiger nicht ungehindert agieren lassen. So naiv ist Justus auch wieder nicht! Er weiß, was gespielt wird, und die Nummer Hey, das ist
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