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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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tatsächlich von den Pfeilen verletzt worden war, wie ich eben gesagt hatte.
    »Und dann kam mir ein Fels in die Quere, und etwas stach mir in die Seite, und der Bogen war weg. Ich habe keine Ahnung, wo er geblieben ist. Es wird ihn vermutlich flußabwärts getrieben haben.«
    »Gut, es ist ein schöner, sauberer Schnitt«, sagte er. »Aber ausgefranst. Er ist einerseits glatt und sauber, und andererseits sieht er wie zerhackt aus. Da ist noch irgendein Fremdkörper drin, den ich jetzt rausholen muß.«
    »Die Pfeile waren mit Tarnfarbe bemalt«, sagte ich. »Das wird’s wohl sein. Aber vielleicht steckt auch noch was anderes drin. Gott weiß was.«
    »Wir werden es schon herausholen«, sagte er. »Und dann steppen wir Sie zu wie eine Bettdecke. Wollen Sie etwas Linderndes?«
    »Ja«, sagte ich. »Scotch.«
    »Ich meine etwas anderes, als Sie möchten«, sagte er. »Wahrscheinlich werden Sie ganz schön warten müssen, bis Sie einen Scotch kriegen, denn hier unten haben wir Alkoholverbot.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie hier nicht mal gebrannten Schnaps haben? Noch dazu in einer so abgelegenen Gegend? Wohin ist es denn mit diesem Georgia gekommen?«
    »Keinen Selbstgebrannten Klaren«, sagte er. »Im übrigen bin ich dagegen. Enthält meist Bleisalz.«
    Er gab mir eine Spritze in die Hüfte und behandelte meine Wunde weiter. Ich blickte aus dem Fenster auf das schwindende Grün des Tages. Außer den verschiedenen Grüntönen gab es da draußen nichts zu sehen.
    »Möchten Sie heute nacht bei uns bleiben? Wir haben genug freie Zimmer. Das ganze Krankenhaus steht Ihnen zur Verfügung. Und so eine Chance wie diese werden Sie sobald nicht wieder haben, das kann ich Ihnen sagen. Hier ist es still und friedlich. Keine angeschossenen Farmer. Keiner, der untern Traktor gekommen ist. Keine Autounfälle. Nur Sie und Ihr Freund und ein kleiner Junge, den eine Schlange gebissen hat, und der wird morgen entlassen. Das Gift von Mokassinschlangen ist nicht so schlimm.«
    »Nein, danke«, sagte ich, obgleich ich natürlich bei Lewis geblieben wäre, wenn das irgendeinen Sinn gehabt hätte. »Flicken Sie mich nur wieder zusammen, und sagen Sie mir, ob es hier einen Gasthof oder etwas Ähnliches gibt, wo man übernachten kann. Ich möchte gern mit meiner Frau telefonieren, und vor allem möchte ich allein sein. Ich möchte nicht auf einer Krankenstation oder in einem Krankenzimmer schlafen, wenn’s nicht unbedingt nötig ist.«
    »Sie haben Blut verloren«, sagte er. »Sie werden noch ganz schön schwach auf den Beinen sein.«
    »Das bin ich schon seit Tagen«, sagte ich. »Geben Sie mir, was ich brauche, und lassen Sie mich gehen.«
    »Ihren Freund, den anderen Herrn aus dem Boot, habe ich in den Ort zu Biddiford’s geschickt. Dort wird man Sie gut behandeln. Aber an Ihrer Stelle würde ich trotzdem hierbleiben.«
    »Nein, vielen Dank«, sagte ich. »Ich werde es schon schaffen. Sagen Sie der Polizei, wo ich bin. Sie brauchen mich nur hinzufahren, und kümmern Sie sich bitte um Lewis.«
    »Der andere Arzt behandelt ihn schon. Es sieht ziemlich schlimm aus mit ihm. Er kann von Glück sagen, wenn er keinen Wundbrand kriegt. Ein verteufelter Bruch.«
    »Wir sind froh, daß wir Sie haben.«
    »Ach, Scheiße«, sagte er. »Danken Sie Ihrem Schutzengel.«
    Er brachte mich in seinem eigenen Wagen in die Stadt, und an der größten Tankstelle im Ort parkten der Kombiwagen von Lewis und Drews Oldsmobile. Ich ging hinein, noch ziemlich steif, brauchte die Wunde aber wenigstens nicht mehr mit dem Ellbogen zusammenzuhalten. Ich sprach mit dem Besitzer und bekam von ihm die Adresse der Brüder Griner, denen wir noch den Rest des Geldes schicken mußten. Lewis hatte alles arrangiert, und ich brauchte mit dem Tankstellenbesitzer nur noch ein paar Worte zu wechseln. Ich hatte nicht genug Geld bei mir, aber ich konnte mir entweder etwas von Lewis borgen, oder ich konnte es überweisen, wenn ich wieder in der Stadt war. Hauptsache, die Schlüssel waren da.
    Ich verabschiedete mich von dem Arzt und sagte, ich würde am nächsten Tag im Krankenhaus vorbeikommen. Dann rief ich Martha an und sagte ihr, daß wir einen Unfall gehabt hätten, daß Drew ertrunken sei und Lewis sich das Bein gebrochen habe. Ich bat sie, Lewis’ Frau anzurufen und ihr zu sagen, er liege hier im Krankenhaus und müsse noch etwas bleiben, aber er wäre bald wieder okay. Falls Mrs. Ballinger bei ihr oder bei Lewis’ Frau anrufe, solle man ihr nur sagen, daß wir in ein

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