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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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war, kam die Visieröffnung ganz von selbst an das Auge heran, und das Ziel erschien dann schließlich in ihr und vibrierte bei der Anstrengung des Körpers, den Bogen vollkommen ruhig zu halten. Der Effekt, das Ziel gewissermaßen einzurahmen, war ein großer Vorteil, jedenfalls für mich, denn er isolierte das, was getroffen werden mußte, und brachte es in eine eigentümlich intime Beziehung zum Schützen. Außerhalb des orangefarbenen Rahmens existierte nichts mehr, und alles, was darin war, war auf erschreckend konsequente und lebenswichtige Weise darin; es war, als sei das Ziel von dem Auge geschaffen worden, das es beobachtete.
    Die Pfeile waren nicht so gut, obgleich sie ihren Zweck erfüllen würden. Sie waren aus Aluminium, denn ich benutzte immer Zielpfeile aus Aluminium und wußte aus Erfahrung, daß Pfeile von dieser Dicke und Länge – vierundsiebzig Zentimeter – von meinem Bogen exakt geschossen wurden. Sie steckten in einem Köcher, der am Bogen befestigt war, denn ich wollte alles mit einer Hand tragen können, und einen Rückenköcher besaß ich nicht. Mit ihren scharfen Doppelspitzen von Howard Hill und den langen, gelben, spiralförmigen Federn wirkten sie absolut tödlich. Ich hatte versucht, sie mit schwarzer und grüner Tarnfarbe anzumalen, indem ich die Schäfte wahllos mit Klecksen versah; die Spitzen hatte ich auf dem Schleifstein eines Nachbarn geschärft. Das war etwas, was ich gut gemacht hatte, denn sie waren jetzt beinahe so scharf wie neue Rasierklingen. Sie hätten Haare abrasieren können, und mit einer Feile hatte ich sie auch ein bißchen angerauht, was nach den Zeitschriften für Bogenschützen sehr gut für tiefes Eindringen war.
    Mit dem Daumen betastete ich die Kante der einen Doppelspitze und ging dann in den Flur, um bei Licht sehen zu können, ob ich mich dabei geschnitten hatte. Ich hatte mich nicht geschnitten, und ich ging wieder ins Schlafzimmer, holte zwanzig Dollar aus meiner Brieftasche und ging dann durch das Wohnzimmer in die Küche, wo Martha sich mit aufblitzenden Brillengläsern barfüßig vor dem Herd hin und her bewegte. Ich sah in den Hinterhof hinaus. Ich hielt meine Tennisschuhe in der Hand und setzte mich auf den Fußboden, um sie anzuziehen, immer noch hinausblickend. Die Bäume da draußen erschienen mir wild und urwüchsig, freie Objekte, die nur durch Zufall in eine domestizierte Umgebung verschlagen worden waren, und aus irgendeinem Grund fühlte ich mich seltsam gerührt.
    Dean erschien hinter mir und zog an den Hosen meiner Fliegerkluft. Ich hob ihn hoch und schaute dabei immer noch auf die Umgebung, in der ich lebte. Meist langweilen sich Kinder, wenn man in eine Richtung blickt, in der sich nichts bewegt. Dies mal aber verhielt sich Dean genauso still wie ich und betrachtete, was da draußen war. Ich gab ihm einen Kuß, und er hielt meinen Hals fest umschlungen. Er war sonst kein sehr zärtliches Kind, und sein Verhalten jetzt beunruhigte mich. Martha kam auch herbei, ihr Gesicht war von der aufsteigenden Hitze des Herdes gerötet. Ich erhob mich, und wir standen da wie ein Familienbild.
    »Weißt du überhaupt, wohin ihr fahrt?« fragte sie.
    »Nicht genau. Lewis weiß es. Irgendwo in den Nordosten, wo er schon mal gefischt hat. Wenn alles gutgeht, müßten wir Sonntag abend zurück sein.«
    »Warum sollte es denn nicht gutgehen?«
    »Es wird schon gutgehen, aber man weiß ja nie. Du kannst sicher sein, wenn ich glaubte, daß es irgendwie gefährlich wäre, würde ich nicht fahren, ganz bestimmt nicht. Es geht nur darum, mal ein bißchen rauszukommen. Und man sagt, in den Bergen sei es um diese Jahreszeit herrlich. Da fällt mir ein, daß ich auch ein paar Fotos machen könnte.«
    Ich ging zurück ins Schlafzimmer und holte eine Rolleiflex, die ich aus dem Studio mitgebracht hatte. Ich nahm auch noch eine weitere Bogensehne mit und steckte sie in die Beintasche meiner Fliegerkombination. Als ich zurückkam, war Lewis gerade in den Hof gefahren. Ich legte kameradschaftlich den Arm um Martha. Dann nahm ich sie in beide Arme und verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken, während Dean hinter sie trat und meine Hände zu lockern versuchte. Ich öffnete die Tür, und in diesem Moment war Lewis schon aus seinem Kombi gestiegen und kam auf uns zu.
    Sein langes Wolfsgesicht war gerötet, und er grinste. Er grinste ständig, aber andere Leute grinste er nie direkt, sondern immer nur von der Seite an. Sein Blick hatte so immer etwas Ausweichendes,

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