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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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du schon im Bett warst.«
    »Willst du denn wirklich mitfahren, Liebling?«
    »Nun, mein Leben hängt nicht gerade daran«, sagte ich. »Und ich würde auch nicht gerade daran sterben, wenn ich hierbliebe. Aber das Atelier hängt mir wirklich zum Hals heraus. Ich hatte gestern einen furchtbaren Tag, bis ich mich dann endlich in die Arbeit stürzte, und alles schien so entsetzlich unwichtig. Mir war plötzlich alles gleichgültig geworden. Wenn dieser Ausflug in die Wälder mir neuen Auftrieb gäbe, dann hätte er sich gelohnt.«
    »Hat es etwas mit mir zu tun?«
    »Um Gottes willen«, sagte ich, obwohl daran etwas war; es ist immer ein Fehler, wenn Frauen allzu nüchtern sind.
    »In dieser Stimmung lasse ich dich nicht gern gehen. Ich meine, daß du dir nur davon etwas erhoffst. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun.«
    »Das kannst du auch.«
    »Haben wir noch genug Zeit?«
    »Das will ich meinen. So wichtig nehme ich die Sache mit Lewis nun auch wieder nicht. Im übrigen kann er ruhig etwas warten. Ich aber nicht.«
    Wir lagen ineinander verschlungen wie Liebende.
    »Leg dich auf den Rücken«, sagte sie.
    Sie hatte wunderbare erfahrene Hände. Da war noch etwas von der Krankenschwester in ihr, das mich immer wieder erregte:
    Die sachliche Einstellung zum Sex, die entschiedene und direkte Art, einem wohlzutun. Mein Blut ebbte und stieg im Dunkeln unter ihren wissenden Händen und dem leicht schmatzenden Geräusch der Creme. Martha legte ein Kissen in die Mitte des Bettes, warf dann mit einer stürmischen Bewegung die Decke zurück und drückte ihr Gesicht in das Kissen. Ich kniete mich hin und drang in sie ein, und ihre Gesäßbacken hoben und senkten sich.
    »Oh«, sagte sie. »Oh, ja.«
    Ich spürte die Körperwärme einer anderen, die mich erhitzte und ein Bild in mir aufsteigen ließ. Das Mädchen im Studio warf die Haare zurück und griff sich an die Brust, und mitten in Marthas erfahrenem Sichheben und -senken schimmerte das goldene Auge – es hatte nichts von der Nüchternheit jenes Sex, der sich selbst überleben will, sondern war seine Verheißung, die zugleich anderes verhieß, ein anderes Leben, Befreiung.
    Ich ging ins Badezimmer und urinierte mit geschlossenen Augen. Als meine Blase leer war, warf ich den Bademantel über und sah in den von den Seiten her beleuchteten Spiegel, aus dem das reflektierte Licht auf die dünnste Stelle meines Haares fiel, auf genau jene Stelle, wo es sich am stärksten zu lichten begann. Und es warf Schatten auf die Partie unter meinen Augen, die mir bewußt machten, daß die Augen nie wieder so sein würden, wie sie gewesen waren. Ich würde schnell altern. Aber noch hatte ich kräftige Schultern, meine Hüften und der Bauch waren zwar schwer, aber fest. Das Haar wuchs zottig auf meiner Brust, und oben auf dem Rücken lag es so dicht und dick wie ein Joch, und in diesem Licht glänzte sein sanftes Grau wie Affenfell. Wenn ich hätte wählen können, wem ich gern geglichen oder auch nur ähnlich gesehen hätte unter den auf Erden lebenden Männern oder denen der Vergangenheit, wäre ich in Verlegenheit geraten. Ich glaube, daß ich diese Einstellung zum Teil von Lewis übernommen habe, der unaufhörlich an seinem Körper arbeitete, aber keinen Wert auf Kleidung legte. Er trieb keinen Kleiderkult, aber einen Kult mit seinem Körper. »Es geht darum, was man aus ihm herausholen kann«, pflegte er zu sagen, »und was er für dich leisten kann, auch dann, wenn du selbst noch gar nicht weißt, worum es geht. Kondition und Training, nur das kann dich retten.« – »Mich retten?« fragte ich Lewis. »Mich retten? Wovor und wofür?«
    Trotzdem schätzte mich Lewis immerhin so, daß er sich mit mir abgab; ich war vermutlich sein bester Freund. Er hatte mir das Bogenschießen beigebracht, und darin war ich ganz gut. Lewis sagte, ich hätte einen ungewöhnlich sicheren Stand und zielte fast ebenso unfehlbar wie er. Ich hatte aber Schwierigkeiten, Entfernungen richtig abzuschätzen, und Lewis hielt Bogenschießen mit Visier nicht für richtiges Bogenschießen; seiner Ansicht nach kam es allein auf den Instinkt an. Beim Wettschießen erreichte ich bei vierzehn Zielschüssen immer zwischen 160 und 170 Punkte. Lewis lag bei 230, und einmal war er sogar schon auf 250 gekommen. Es war ein reines Vergnügen, ihn beim Schießen zu beobachten und zu sehen, wie liebevoll er mit Pfeil und Bogen umging. Er fertigte sich das alles selbst an, sogar die Bogensehnen.
    Im Wohnzimmer war es

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