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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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Schließlich erschien Bobby zum letztenmal zwischen den Blättern.
    »Wir sind fertig«, sagte er.
    »Alles klar mit den Wagen?«
    »Soweit ich weiß, ja«, sagte er. »Lewis verhandelt gerade mit den Kerlen. Ich bin heilfroh, daß wir sie loswerden.«
    In der Ferne hörten wir, wie ein Motor angelassen wurde. Mir fiel ein, daß ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie der dritte Fahrer im Kombi ausgesehen hatte.
    »Ich möchte nur wissen«, sagte Bobby, »wie sie verdammt noch mal die Wagen auf die Straße raufbringen wollen.«
    »Auch ein Gedanke«, sagte Drew. »Was, wenn sie es nicht schaffen?«
    »Dann sind wir längst weg«, sagte ich. »Und dann ist es ihre Sache.«
    »Von wegen ihre Sache«, sagte Bobby. »Was machen wir, wenn wir den Fluß geschafft haben und in Dingsbums die Wagen nicht vorfinden?«
    Lewis sprach zwischen den Zweigen hindurch. »Sie werden schon dasein«, sagte er. »Macht euch deswegen man keine Sorgen.«
    Wir hatten uns die Schwimmwesten übergestreift, und ich hielt das hölzerne Kanu fest, damit Bobby hineinklettern konnte. Er watete unsicher durch das Wasser und zog sich dann auf den Vordersitz hinauf. Dann kletterte Lewis ins Boot. Das Gewicht der beiden drückte das Kanu tief ins Wasser, und es lag nun so stabil wie möglich.
    »Okay«, sagte Lewis. »Laß los.«
    Ich ließ los, und sie glitten davon. Ich stand, dem Ufer zugewandt, da und sah ihnen über die Schulter nach. Ich war so tief in den Schlamm eingesunken, daß ich mich fragte, wie ich da wieder herauskommen sollte. Ich stand wie angewurzelt und hielt das Aluminiumboot, während Drew vorn einstieg und das Paddel ergriff.
    »Hält man das Ding so? Oder wie?« fragte er mich.
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Halt es einfach … so, wie du es hältst.«
    Ich zog den einen Fuß aus dem Schlamm heraus und sank dadurch mit dem anderen noch tiefer ein; dann griff ich nach einem langen Zweig und zog mich daran hoch, wobei die Strömung des Flusses heftig an meinem linken Bein zu spüren war. »Er läßt mich schon nicht mehr los«, sagte ich.
    »Wer läßt dich nicht los?«
    »Er.«
    Ich arbeitete im Schlamm herum und zog mich an dem Zweig heraus. Mit dem einen Fuß trat ich mir einen festen Halt in die Uferböschung und stieg von da aus mit einem Riesenschritt in das Heck von Lewis’ Kanu. Alles schaukelte und schwappte. Mit den Paddeln stießen wir uns vom Ufer ab. Eine unmerkliche Kraft zog uns fort; das Ufer wich langsam zurück. Ich spürte das unterschiedliche Reißen und Ziehen der Strömung, in der sich viele verschiedene Kräfte zu vereinigen schienen, und zugleich hatte ich ein Gefühl wie oft kurz vor dem Einschlafen; man nähert sich etwas Unbekanntem und Unausweichlichem, weiß jedoch, daß man von dort zurückkehren wird. Ich tauchte mein Paddel ein. Von Wildwestfilmen und Kalendern mit Indianerbildern her hatte ich eine vage Vorstellung davon, was ich jetzt tun mußte. Langsam ließ ich das Paddel durchs Wasser streichen, tauchte es tief ein und zog es links am Boot vorbei. Die Spitze des Bootes, wo Drew saß – ich sah jetzt, daß beim Wenden des Kanus das Hauptproblem darin bestehen würde, ihn dazu zu bringen, sein Gewicht auf die eine oder andere Seite zu verlagern –, schwang schwerfällig auf die Mitte des Flusses zu, wo die Strömung uns stärker erfaßte und schneller vorwärts trieb. Obwohl wir uns nur einfach treiben ließen, war das Gefühl des leichten Dahingleitens schon aufregend genug und wurde nur durch das Gewicht der Ausrüstung und unsere Unsicherheit beeinträchtigt. Lewis und Bobby, etwas weiter flußabwärts, ging es offenbar nicht anders als uns; auch ihre Paddelschläge wirkten hilflos, schienen nicht aufeinander abgestimmt, obgleich Lewis sein Bestes tat. Ich glaubte, er wollte Bobby erst Gelegenheit geben, ein Gefühl für das Wasser zu bekommen und herauszufinden, auf welcher Seite er lieber paddeln würde. Ich sagte Drew, er solle auf der rechten Seite paddeln, und wir versuchten ein paar gemeinsame Schläge, während wir eine besonders flache Stelle passierten, wo das Wasser schneller floß und sich über den graubraunen Kieselsteinen brach und weiß aufschäumte. Das Boot ruckte heftig, als es über die Steine hinwegscharrte.
    »Vorwärts, kräftiger«, sagte ich. »Wir müssen herausfinden, wie man das Boot in die Gewalt bekommt.«
    Er tauchte das Paddel ein, und wir taten ein paar gleichmäßige Schläge. Auf diese Weise erreichten wir eine gute Geschwindigkeit und näherten uns

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