Flusskrebse: Roman (German Edition)
Welt. Aber die RCD hat die Mine einem Deutschen verkauft, einem Gangster, der die Mine mit Zwangsarbeitern und Kindern betrieben hat. Anstatt Steuern an die Regierung zu zahlen, hat er Schutzgelder an die Milizen gezahlt. Mit solchen Typen wie ihm hat Nkunda seinen Bürgerkrieg finanziert. 16 Millionen hab ich gezahlt, und als ich meine Leute hingeschickt habe, hat er versucht, sie umbringen zu lassen. Hat einfach dem Armeechef gesagt: nehmt sie gefangen und bringt sie um die Ecke. Meine Leute sind nur davongekommen, weil die in der Rebellenarmee selber uneinig waren und er den falschen Mann beauftragt hat. Ich sag Ihnen, kein Ende! Schließlich hat die RCD selber den Mann verhaftet, aber die deutsche Botschafterin in Ruanda hat ihn herausgehauen! Die handelt auch mit illegalen Rohstoffen. Das ist eine solche Schweinebande! Da steckt direkt die deutsche Bundesregierung dahinter.“
Mautners Miene schien wohl Unglauben auszudrücken. Nagel wandte sich ihm zu: „Schauen Sie, unter Mobutu hat die GfM, eine deutsche Gesellschaft, die inzwischen Amerikanern gehört, ein Joint Venture mit der kongolesischen Regierung gemacht, ja, eine gemeinsame Gesellschaft, die zu 70% den Deutschen und zu 30% den Kongolesen gehört hat. Das war die SMK. Die SMK hat zeitweise über 3000 Menschen beschäftigt, das war schon ein gewaltiger Faktor in der Gegend. Die GfM hat deutsche Exportkreditgarantien gehabt, und als das Gebiet unruhig geworden ist, wegen dem Völkermord in Ruanda und dem Vormarsch der Kabila-Leute gegen Mobuto, hat die SMK den Betrieb eingestellt und die GfM ist von der deutschen Regierung mit 8 Millionen entschädigt worden und hat dafür ihre Anteile an der SMK an die Bundesregierung abgetreten. Weil die SMK nicht gearbeitet hat, hat die Regierung Kabila sie enteignet und hat mir die Schürfrechte übertragen. Klarer Fall. Ich habe ja auch bezahlt dafür.
Dieser Gangster, der Holbach, der war ja nur ein Manager der GfM. Aber gegenüber der RCD-Verwaltung hat er sich als Eigentümer der SMK ausgegeben. Verstehen Sie? So ist er zur Verfügung über die Mine gekommen. Der hat Niob an die Deutschen verschachert, wissen Sie, was Niob ist, nein, natürlich nicht, das ist ein Metall, ähnlich wie Tantal, braucht man für Spezialstähle. Na, egal. Der Holbach, der Gauner, hat Niob an die Deutschen verschachert, illegal, und hat mit den Schutzgeldern, die er gezahlt hat, den Bürgerkrieg mitfinanziert. Verstehen Sie das jetzt? Ich hab den Holbach und seine Bande überall verklagt, beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag, in Deutschland und im Kongo natürlich auch. Aber diese Dinge brauchen Zeit, die brauchen Zeit. Man muss Geduld haben.“
Nagel wandte sich wieder Juvénal zu: „Aber junger Mann, lassen Sie sich deswegen keine grauen Haare wachsen. Sie sollen da gar nicht hineingezogen werden in diesen Sumpf von Geschäft und Politik. Ja, das ist ein Sumpf, und man muss schon eine unempfindliche Nase haben, wenn man da durchschwimmen will. Sie, Sie machen ein schönes Buch mit ihren Gedichten. Ich stelle Bilder aus meiner Sammlung zur Verfügung, ich habe auch einiges aus dem Kongo, der Rudi Holzer wird das mit Ihnen zusammen aussuchen. Ich nehme dem Verlag einen Teil der Auflage ab, sagen wir 800 Stück, ja, die verschenken wir an Geschäftspartner und Kunden, und was Sie mit dem Rest machen, das machen Sie sich mit dem Verlag aus, nicht wahr. Über den Buchhandel wird schon auch etwas weggehen. Es ist doch so: Ich will den Menschen in Ihrem Land Arbeit geben, und das ist es doch, was sie brauchen. Sie sollen in ihrem eigenen Land anständig leben können, darum geht’s doch. Die Sehnsucht nach dem besseren Leben über der Grenze, die sie so wunderschön dargestellt haben, die ist doch letztlich eine Illusion. Das haben Sie ja auch schon gemerkt. Ach ja, wegen Ihrem Asylantrag, da lässt sich vielleicht etwas machen. Rufen Sie nächste Woche meinen Anwalt an, ich schreib Ihnen die Nummer auf. Der wird schauen, was da möglich ist. Aber erst nächste Woche, ich muss erst mit ihm reden, ja.“
Nagel holte eine abgewetzte Lederbrieftasche aus der Innentasche seines Sakkos und einen silbernen Drehbleistift aus der Brusttasche. Auf eine Visitenkarte schrieb er hinten den Namen und die Nummer des Anwalts und drückte sie Juvénal in die Hand. „Also dann noch einmal Prost, auf unser Projekt! So, und jetzt muss ich gehen, es war mir ein Vergnügen, wirklich ein Vergnügen!“
Nagel schüttelte reihum alle Hände, die er
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