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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Koloss eine unheimliche scheinbare Bewegung; es sah tatsächlich so aus, als stünde dort drüben ein urzeitlicher Gigant, der ihnen zuwinkte.
    »Die Auffahrt liegt dort drüben.« Rachel deutete die Straße hinab. »Ungefähr ein Kilometer.«
    Benedikt nickte, aber er fuhr noch nicht sofort los, sondern brachte den Schalthebel für den Geländeantrieb in eine neue Stellung; anders als Rachel gerade allerdings, ohne dass das Getriebe dabei aufschrie wie nach einer Begegnung mit der spanischen Inquisition.
    Rachels Herz machte einen erschrockenen Sprung, als er losfuhr und den Wagen in spitzem Winkel die Böschung hinaufsteuerte, statt der Straße zu folgen. Selbst die grobstolligen Reifen fanden auf dem nassen Gras nur schlecht Halt, sodass der Wagen nicht nur in eine bedrohliche Schräglage geriet, sondern auch immer wieder wegzurutschen drohte. Rachel klammerte sich mit beiden Händen an den Sitz und wartete mit nahezu angehaltenem Atem, bis Benedikt den Wagen die Böschung hinaufgesteuert hatte und sie auf den weitläufigen Parkplatz der Rastanlage rollten.
    »Kannst du eigentlich irgendetwas auf normale Art tun?«, murmelte sie. Ihr Herz hämmerte.
    Statt zu antworten, deutete Benedikt mit einer Kopfbewegung zum anderen Ende des Parkplatzes. Selbst über die geringe Entfernung hinweg ließ der Regen die Automobile dort zu einer bunten Masse zusammenschmelzen, deren einzelne Teile kaum auseinander zu halten waren. Trotzdem brauchte sie nur Sekunden, um die beiden grün-weiß lackierten Streifenwagen zu identifizieren, die zwischen dem Tankstellengebäude und dem roten Ziegelsteinbau des Restaurants geparkt waren; und ganz bestimmt nicht zufällig so, dass ihre Besatzung die Zufahrt zur Raststätte im Auge behalten konnte, ohne selbst sofort gesehen zu werden.
    »Woher hast du das gewusst?«, fragte sie.
    »Gewusst?« Benedikt schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Aber es ist nicht besonders schwer, sich auszurechnen, dass sie die Autobahnen und Raststätten überwachen.«
    Und die Bahnhöfe und Flughäfen vermutlich auch, fügte Rachel in Gedanken hinzu. Selbstverständlich hatte Benedikt Recht. Mit hundertprozentiger Sicherheit lief bereits eine Großfahndung nach ihnen. Vermutlich waren ihre Bilder spätestens in der nächsten Nachrichtensendung im Fernsehen zu sehen und selbstverständlich würde Naubach jeden nur vorstellbaren Weg, der aus der Stadt herausführte, überwachen lassen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie von einer Streife aufgespürt oder von irgendjemandem erkannt wurden.
    »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Wir brauchen einen anderen Wagen«, antwortete Benedikt. »Und saubere Kleider. In dieser Kiste und so wie wir aussehen, können wir uns auch gleich ein Schild um den Hals hängen, auf dem Gesucht steht.«
    Er schien eine Lücke zwischen den geparkten Wagen entdeckt zu haben, denn er fuhr langsam weiter und hielt schließlich zwischen zwei riesigen Lkws an. Rachels Blick hing die ganze Zeit wie gebannt an den beiden Polizeiwagen, aber in ihrem Inneren rührte sich nichts. Vermutlich beobachteten die Beamten die Zufahrt zum Parkplatz, versuchte sie sich zu beruhigen, nicht seinen hinteren Teil. Aber früher oder später würden sie die Raststätte ja wieder verlassen müssen.
    Sie sprach den Gedanken laut aus: »Und was, wenn sie einfach jeden Wagen kontrollieren?«
    »Unmöglich.« Benedikt schüttelte überzeugt den Kopf. »So viele Beamte haben sie gar nicht.«
    Rachel nickte zwar, aber die Bewegung diente im Grunde nur dem einen Zweck, sie selbst zu beruhigen. Sie war keineswegs sicher, dass Benedikt Recht hatte. Und wenn Naubach und De Ville tatsächlich glaubten, dass es um nichts Geringeres als die Zukunft der gesamten Menschheit ging, dann würden sie buchstäblich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihrer habhaft zu werden.
    Und nicht nur sie …
    Hinter ihnen erklang ein halblautes Stöhnen und Rachel und Benedikt drehten sich gleichzeitig im Sitz herum. Der verwundete Söldner bewegte sich mühsam. Kopf und Schultern hingen weiter kraftlos nach vorn, aber seine rechte Hand tastete unsicher nach dem Verschluss des Sicherheitsgurtes, der ihn aufrecht im Sitz hielt. Rachel bezweifelte, dass er die Kraft hatte, sich aufrecht zu halten. Wenn es ihm gelang, den Gurt zu lösen, dann würde er von der Bank fallen und sich womöglich noch mehr verletzen.
    Benedikt schien wohl zu dem gleichen Schluss gekommen zu sein, denn er streckte den Arm aus und schob die Hand des Verletzten mit

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