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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschrocken, aber dann erschien auf seinem Gesicht ein Ausdruck von blankem Entsetzen.
    »Ihr seid die beiden, die sie suchen«, murmelte er.
    Das war nicht besonders klug, fand Rachel. Mit diesen Worten ließ er Benedikt praktisch gar keine andere Wahl mehr, als etwas zu tun, das ihm ganz bestimmt nicht gefallen würde.
    Zumindest im ersten Moment reagierte Benedikt jedoch gar nicht. Er blieb einfach reglos hinter Rachel stehen und sah den Jungen müde an, aber auf einer tieferen, unsichtbaren Ebene ging eine unheimliche Veränderung mit ihm vor: Weder an seiner Haltung noch an seinem Gesichtsausdruck oder in seinem Blick änderte sich irgendetwas, aber er wirkte plötzlich so gefährlich und aggressiv wie eine Königskobra, die sich aufgerichtet hatte und ihr Opfer fixierte. Rachel erschrak, als dieser Gedanke in ihrem Bewusstsein Gestalt annahm, und sie erschrak ein zweites Mal und noch heftiger, als sie sich fragte, ob er sich vielleicht gar nicht verändert hatte, sondern sie ihn möglicherweise nur zum ersten Mal so sah, wie er wirklich war.
    »Uns suchen?« Sie hoffte, dass die Verwirrung in ihrer Stimme halbwegs überzeugend klang, als sie sich zu dem Trucker herumdrehte.
    »Ich habe kein Problem damit«, versicherte der. »Ich meine, ihr braucht keine Angst zu haben, dass ich euch verrate oder so etwas.«
    »Bestimmt nicht«, pflichtete ihm Rachel bei. »Wir sind nämlich nicht die, die Sie meinen. Sie müssen uns verwechseln.«
    »Sicher«, sagte der Trucker nervös. »Es tut mir Leid. Ich dachte nur –«
    »Du hast ganz richtig gedacht.« Benedikt trat mit einem schnellen Schritt an ihr vorbei. Rachel bemerkte, dass er die linke Hand zur Faust geballt hatte – aber vielleicht hatte er es ja nur getan, um das Blut zu verbergen, das an seinen Fingern klebte. »Wir sind die beiden. Aber woher weißt du das?«
    Der Trucker machte eine nervöse Kopfbewegung zum offen stehenden Führerhaus seines Wagens hinauf. »Ich habe euch gerade im Fernsehen gesehen. Die Nachrichten sind voll von euch. Aber die Fotos werden euch nicht gerecht.« Er wandte sich mit einem nervösen Lächeln direkt an Rachel. »Sie sind viel hübscher.«
    Im Fernsehen. Rachel war überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass De Ville Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, aber sie hätte nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde.
    »Haben sie auch gesagt, warum man uns sucht?«, erkundigte sich Benedikt.
    »Ihr sollt einen Bullen umgelegt haben«, antwortete der Trucker. »Aber das glaube ich nicht.«
    »Wieso?«
    »Weil ihr nicht ausseht wie Mörder«, antwortete der Trucker. Natürlich ahnte er, dass er möglicherweise um sein Leben redete, und wahrscheinlich hatte er im Moment das dringende Bedürfnis, sich selbst die Zunge abzubeißen, weil ihm diese dumme Bemerkung herausgerutscht war. »Außerdem ist es mir egal. Ein Bulle weniger. Und? Das ist nicht mein Problem. Ich werde jedenfalls niemandem was sagen, ihr braucht keine Angst zu haben.«
    »Wie beruhigend«, sagte Benedikt.
    »Ich mache euch einen Vorschlag«, fuhr der junge Mann nervös fort. Rachel las in seinem Blick, dass er ernsthaft mit dem Gedanken spielte, einfach herumzufahren und wegzulaufen, aber auch zu spüren schien, wie sinnlos dieser Versuch wäre. »Ich nehme euch mit, wenn ihr wollt. Die Bullen suchen euch beide, aber sie können nicht jeden Wagen anhalten. In meinem Truck seid ihr sicher.«
    Benedikt schwieg eine Sekunde. Er sah sehr nachdenklich aus. »Und wohin?«
    »Wohin ihr wollt. Ich meine: Ich … ich fahre nach Brüssel, aber die Richtung ist doch eigentlich egal, oder? Hauptsache weg.«
    Der Trucker atmete sichtbar erleichtert auf und drehte sich herum, um in den Wagen zu steigen, und Benedikt schlug ihm die Faust in den Nacken und fing ihn auf, als er bewusstlos zusammenbrach. Rachel flehte zum Himmel, dass er nur bewusstlos war.
    »Mach die Tür auf«, befahl Benedikt. Rachel gehorchte ganz automatisch und öffnete die hintere Tür des Landrover, und Benedikt trug den Bewusstlosen ohne sichtbare Mühe zum Wagen zurück und warf ihn grob auf die freie der beiden Rückbänke. Rachel sah ihm wie gelähmt zu. Sie empfand … nichts. Allenfalls eine Art stilles Entsetzen, das aber nicht stark genug war, um die Betäubung zu durchbrechen, die von ihren Gedanken Besitz ergriffen hatte.
    »Worauf wartest du?« Benedikt warf die Tür ins Schloss und deutete zum Führerhaus des Trucks hinauf. »Steig ein.«
    Erneut wollten sich ihre Beine praktisch

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