Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
betäubt erhob sich auch Rachel, griff nach Tanjas Arm und wartete, bis Frank ebenfalls aufgestanden war und sie am anderen Arm ergriffen hatte. Tanja stöhnte leise, als sie sie zwischen sich nahmen und ihre Arme um Rachels und Franks Schultern legten, und obwohl sie sich alle Mühe gab, ihnen zu helfen, mussten sie sie mehr tragen, als dass sie ging.
    Sie waren kaum zehn Schritte weit gekommen, als hinter ihnen eine dumpfe Explosion erklang und ein düsterroter Feuerblitz die Straße für einen Moment in blutiges Licht tauchte. Rachel sah sich erschrocken um und erkannte, dass das zertrümmerte Wrack des Mercedes ein zweites Mal von einer gewaltigen Explosion zerrissen wurde, zusammen mit den beiden Männern, die dahinter Deckung gesucht hatten.
    »Weiter!«, befahl De Ville und sie stolperten gehorsam voran. Der Mann, der bis jetzt hinter ihnen gekniet und die Straße mit seinem Gewehr abgesucht hatte, folgte ihnen rückwärts gehend und die Waffe immer noch im Anschlag, und auch sein verletzter Kamerad hatte das im Moment nutzlose Betäubungsgewehr weggeworfen und stattdessen eine Pistole aus dem Gürtel gezogen. Aber sie kamen auch diesmal nur wenige Schritte weit. Vor ihnen explodierten plötzlich Funken aus dem Straßenbelag und über das Prasseln der Flammen und den fernen Kampflärm hinweg konnte Rachel das widerwärtige Geräusch davonheulender Querschläger hören. De Ville fluchte ungehemmt und riss seine Waffe in die Höhe, ohne ein Ziel zu finden, auf das er anlegen konnte.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun!«
    Darkovs Stimme klang verzerrt und von einem sonderbar blechernen Echo begleitet, als spräche er durch ein Megafon oder irgendeine andere technische Einrichtung und es war Rachel unmöglich, auch nur die Richtung zu orten, aus der sie kam. Aber sie zweifelte nicht daran, dass der Söldnergeneral ganz nahe war, denn die Geschosssalve, die sie gestoppt hatte, hatte zu präzise gelegen, um aus großer Distanz abgefeuert worden zu sein.
    »Was wollen Sie?«, brüllte De Ville. »Zeigen Sie sich, Sie Feigling!«
    »Jederzeit – sobald Sie und Ihre Männer Ihre Waffen gesenkt haben«, antwortete Darkov. »Seien Sie vernünftig, De Ville. Es ist vorbei. Sie können nichts mehr erreichen, außer Ihrem Tod und dem aller anderen.«
    »Dann erschießen Sie uns!«, antwortete De Ville. Er sah sich immer hektischer um. Seine freie Hand, die die Pistole hielt, zitterte und Rachel spürte, dass ihm diese Worte in diesem Moment bitterernst waren. Er würde eher sterben als aufgeben.
    »Ich will nicht Ihren Tod«, antwortete Darkov. »Das wollte ich nie, begreifen Sie das endlich, Sie Dummkopf! Geben Sie auf!«
    De Ville wollte widersprechen, aber Torben sagte leise: »Er hat Recht, Hauptmann. Es ist vorbei. Es gibt nichts mehr, worum sich noch zu kämpfen lohnte.«
    De Ville starrte ihn an. In seinem Gesicht arbeitete es und Rachel konnte deutlich sehen, wie unendlich schwer es ihm fiel, schließlich die Hand mit der Pistole sinken zu lassen.
    »Jetzt die anderen«, befahl Darkov. »Bitte!«
    De Ville nickte seinen Begleitern müde zu und die beiden Soldaten ließen ihre Waffen ins Gras fallen. Der verwundete Mann sank auf die Knie und starrte aus leeren Augen vor sich ins Nichts. Und auch aus dem anderen schien jegliche Kraft zu weichen.
    »Ich komme jetzt zu Ihnen«, rief Darkovs elektronisch verstärkte Stimme. »Ich hoffe, Sie stehen zu Ihrem Wort und machen keine Dummheiten!«
    Der Himmel flackerte. Es ging zu schnell, um die Ursache der plötzlichen Lichtflut wirklich zu erkennen, aber für eine halbe Sekunde wurde es fast taghell und gleichzeitig erlosch auch noch der Rest jeglicher Farbe, sodass sie die gegenüberliegende Straßenseite wie auf einer hoffnungslos überbelichteten Schwarzweißaufnahme sahen. Doch schon das wenige, was Rachel erkannte, reichte aus, ihr auch noch den letzten Rest von Mut zu nehmen. Sie hatten es mit mindestens einem Dutzend schwer bewaffneter Söldner zu tun und das waren nur die, die sie sehen konnte. Vermutlich lauerten hinter den teilweise eingeschlagenen Fenstern der einfachen Bauern- und Wohnhäuser auf der anderen Seite noch zahlreiche Scharfschützen, die nur auf eine unbedachte Bewegung warteten. Es war vorbei. Alles in ihr sträubte sich dagegen, aber ihr war gleichzeitig auch klar, dass jetzt nicht einmal mehr ein Wunder reichen würde, um sie zu retten. Sie hatten verloren. Endgültig.
    Nachdem das grelle Licht erloschen war, versank die Straße wieder

Weitere Kostenlose Bücher