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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in graue Dämmerung, die auch der Flammenschein nicht wirklich zu durchdringen vermochte. Es vergingen jedoch nur noch wenige Augenblicke, bis sie zwei, dann drei und schließlich vier Gestalten ausmachte, die mit langsamen Schritten auf sie zukamen.
    Ihr Herz schien sich zu einem leblosen Klumpen zusammenzuziehen, als sie neben Darkov und den beiden bewaffneten Männern, die ihn begleiteten, auch Benedikt erkannte. Und dennoch war sie zugleich unendlich erleichtert, ihn zu sehen. Er lebte und war offenbar unverletzt.
    »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihr Wort halten«, sagte Torben leise und ohne De Ville anzusehen. »Ich bitte Sie darum.«
    De Ville reagierte nicht, sondern starrte den näher kommenden Söldnern mit steinernem Gesicht entgegen. Er hatte seine Waffe nicht fallen gelassen, sondern in den Gürtelholster zurückgeschoben, und seine Hand schloss sich unentwegt zur Faust und öffnete sich wieder, als müsse er sie irgendwie in Bewegung halten, um sie daran zu hindern, die Pistole gegen seinen Willen wieder zu ziehen.
    »Wer ist das?«, murmelte Tanja müde. Dann sog sie scharf die Luft ein. »Nein! Nicht … nicht noch einmal.«
    »Keine Angst«, sagte Rachel mit belegter Stimme. »Er wird dir nichts tun. Jetzt nicht mehr.«
    Wieder flackerte der Himmel und obwohl der Lichtblitz diesmal womöglich noch kürzer war als das erste Mal, glaubte sie etwas wie eine dünne Linie aus greller, nur einen Moment währender Helligkeit zu erkennen, die zu schnell verging, um sie wirklich zu identifizieren. Auch De Ville sah kurz nach oben und konzentrierte sich dann wieder auf den näher kommenden Darkov und seine Begleiter, aber Rachel zwang sich den leuchtenden Stern über ihnen länger und aufmerksamer anzublicken. Er war deutlich näher gekommen. Sein Licht schien kälter geworden zu sein, aber auch viel intensiver, und sie war plötzlich nicht mehr sicher, dass Giradelis Einschätzung richtig gewesen war. Seit ihrem Gespräch auf dem Flughafen waren längst keine vier Stunden vergangen, aber es konnte jetzt nicht mehr lange dauern, bis er heran war und sein Werk der Vernichtung vollendete. Sie glaubte nicht, dass Giradeli und seine Kollegen sich so sehr geirrt hatten, aber was scherten die Götter schon die Erkenntnisse menschlicher Wissenschaft?
    Darkov und seine Begleiter kamen mit den langsamen, vorsichtigen Bewegungen von Männern näher, die ihrem Gegenüber nicht vollkommen trauten, und blieben in fünf oder sechs Meter Entfernung stehen. Sowohl Darkov als auch Benedikt waren unbewaffnet und Darkovs linke Hand hing in einer Schlinge, die er aus einem schmalen Ledergürtel improvisiert hatte, aber die beiden Männer an ihrer Seite waren mit automatischen Waffen ausgerüstet, die sie drohend auf De Ville und die anderen richteten. Rachel erkannte mit einer Mischung aus Schrecken und Staunen in einem der beiden den hünenhaften Farbigen wieder, den sie in Uschis Berghütte zurückgelassen hatten. Offensichtlich waren die Gefangenen schnell gefunden worden, aber nicht unbedingt von denen, mit denen De Ville gerechnet hatte.
    »Ich bin froh, dass Sie vernünftig sind«, sagte Darkov, nachdem er De Ville geschlagene zehn Sekunden lang durchdringend angestarrt hatte. »Ich hätte Sie wirklich nur ungern getötet.«
    De Ville schwieg. Sein Gesicht war zu einer Maske erstarrt, aber das Feuer in seinen Augen machte klar, dass Darkov und er auch in diesem Punkt so verschiedener Meinung waren, wie es nur ging. Darkov schien das auch zu begreifen, denn er setzte das Gespräch nicht fort, sondern schüttelte nur den Kopf und wandte sich mit einem resignierenden Seufzen direkt an Johannes Petrus.
    »Es tut mir wirklich Leid, dass es so enden musste«, sagte er. Mit einer Geste auf Torbens bloße Füße und in eindeutig bedauerndem Tonfall fügte er hinzu: »Ich habe alles gesehen, weißt du?«
    »Was gesehen?«, fragte Rachel. »Ich verstehe nicht …?«
    »Wie auch?«, gab Darkov mit einem traurigen Lächeln zurück. »Sie kennen die Prophezeiung nicht, nicht wahr?«
    »Welche Prophezeiung?«
    »Eine der Prophezeiungen des Nostradamus«, sagte De Ville leise.
    »Nostradamus?« Rachel hätte aufgelacht, hätte sie noch die Kraft dazu gehabt. »Aber das ist doch Unsinn. Nostradamus war …«
    »... einer von vielen, die mit der Entschlüsselung der Schriftrollen betraut wurden«, unterbrach sie De Ville. Er sah nicht in ihre Richtung, sondern starrte weiter Darkov an. »Vieles von dem, was er vorausgesagt hat, ist

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