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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Hilfe, aber der Mann dort drüben war in Lebensgefahr. Die Brandverletzungen waren mit Sicherheit nicht ganz so schwer, mussten aber entsetzlich schmerzen, aber er war auch schon vorher am Ende seiner Kräfte gewesen. Außerdem lag er nur wenige Schritte vom Bus entfernt auf der Straße und das Fahrzeug konnte jeden Moment explodieren.
    Aber sie hatte eine Bestimmung. Sie war nicht hier, um das Oberhaupt der katholischen Kirche zu retten oder Benedikt oder gar sich selbst. Tanja wand sich immer noch in ihrem Griff und versuchte sich völlig unsinnigerweise loszureißen, aber Rachel biss die Zähne zusammen und ging weiter. Schritt für Schritt kämpfte sie sich voran, entfernte sich dabei unablässig weiter von dem brennenden Bus und blieb erst stehen, als sie die Straße verlassen hatten und sie Tanja in das weiche Gras daneben sinken lassen konnte. Sie überzeugte sich davon, dass sie in einer einigermaßen bequemen Stellung dalag, dann fuhr sie herum und lief zurück.
    Sie hatte sicherlich nicht einmal eine Minute gebraucht, um Tanja in Sicherheit zu bringen, aber diese Zeit hatte Torben durchaus gereicht, sich von den brennenden Schuhen und auch von den verkohlten Strümpfen zu befreien. Als Tanja auf ihn zurannte, stemmte er sich mit einer unerwartet agilen Bewegung in die Höhe, lief auf nackten Füßen fünf, sechs Schritte in ihre Richtung und blieb dann plötzlich wieder stehen. Auf seinem Gesicht erschien ein zuerst überraschter, dann erschrockener und schließlich durch und durch fassungsloser Ausdruck. Langsam hob er die Hände, erstarrte mitten in der Bewegung und sah dann auf seine nackten Füße hinab.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Rachel besorgt. »Sind Sie schwer verletzt?«
    Torben antwortete nicht. Er starrte an sich herab. Tanjas Blick folgte dem seinen und sie sah, dass er Glück im Unglück gehabt hatte – soweit sie es feststellen konnte, war er wie durch ein Wunder nahezu unversehrt davongekommen. Trotzdem starrte er seine bloßen Füße mit einem so fassungslosen Entsetzen an, als hätten sie sich vor seinen Augen in die gespaltenen Hufe seines uralten Widersachers verwandelt.
    »Heiliger Vater! Was ist mit Ihnen?«
    »Großer Gott«, murmelte Torben. »Was habe ich getan?«
    Das fragte sich Rachel auch. Aber sie kam auch fast im gleichen Moment zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich nur der Schock und die Furcht waren, die seine Gedanken verwirrten. Er mochte zeit seines Lebens gewusst haben, was ihn erwartete, aber er hatte es sich ganz bestimmt nicht so vorgestellt. Er war von einer Sekunde auf die andere aus seiner gewohnten Welt in eine hineingeworfen worden, die die meisten anderen Menschen – und er vermutlich nicht einmal das – nur aus dem Fernsehen oder aus Actionfilmen im Kino kannten, und dafür hatte er sich bisher sogar erstaunlich gut gehalten. Sie wollte nach seinem Arm greifen, um ihn einfach mit sich zu ziehen, aber Johannes Petrus schlug ihre Hand zur Seite, starrte sie aus entsetzt aufgerissenen Augen an und wich dann sogar einen Schritt vor ihr zurück.
    Dann tat er etwas, das sie überhaupt nicht mehr verstand: Er ließ sich auf die Knie sinken, faltete die Hände und begann zu beten.
    Rachel wischte ihre letzten Bedenken beiseite, griff einfach nach seinem Arm und zerrte ihn grob in die Höhe. »Dafür ist jetzt wirklich nicht der Moment«, sagte sie zornig. Ohne seine Reaktion abzuwarten, fuhr sie herum und rannte los, wobei sie ihn einfach hinter sich herzerrte. Es war noch längst nicht vorbei. Das Geräusch der Schüsse war näher gekommen und sie hörte Schreie und sah aus den Augenwinkeln aufflackerndes orangerotes Feuer und schattenhafte Gestalten, die einen bizarren Tanz aufzuführen schienen.
    Keuchend erreichte sie die Stelle, an der sie Tanja zurückgelassen hatte, stieß Torben wenig sanft auf die Knie herab und fuhr erneut herum.
    Erst jetzt, als hätte irgendetwas bisher verhindert, dass sie sich auf mehr als das absolut Wesentliche konzentrieren konnte, vermochte sie die ganze chaotische Szenerie zu übersehen. Die Straße wurde längst nicht mehr vom bleichen Licht des näher kommenden Sterns allein beleuchtet. Der Bus stand mittlerweile in hellen Flammen, aber auch überall sonst brannte es. Zwei oder drei von De Villes Männern waren hinter dem rauchenden Wrack des zertrümmerten Mercedes in Deckung gegangen und schossen durch die Flammen hindurch auf Angreifer, die für sie vermutlich ebenso unsichtbar waren wie für Rachel, und sie sah aus

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