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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht. Ich weiß nur, dass wir nicht hier bleiben können. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Es sind noch fast zehn Kilometer bis nach Castel Gandolfo«, sagte Uschi stur. »Willst du die zu Fuß gehen? Oder hast du zufällig gerade wieder eine Vision, in der du siehst, wie wir von hier wegkommen?« Sie sah, wie Rachel unter ihren Worten zusammenzuckte, und fügte in verändertem Tonfall hinzu: »Entschuldige.«
    »Sie hat Recht«, sagte Benedikt. »Wir können nicht hier bleiben. Wenn De Ville einen Wagen gefunden hätte, wäre er längst zurück.«
    Bei der Erwähnung des Namens De Ville verdüsterte sich Uschis Gesicht für einen Moment, aber dann nickte sie, um Benedikt beizupflichten. »Ich habe einen Wagen gesehen, als ich auf dem Weg hierher war«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob er groß genug für uns alle ist. Aber für euch beide bestimmt.« Sie machte eine abgehackte Kopfbewegung auf Benedikt. »Und für ihn.«
    »Ein Wagen?«, fragte Benedikt. »Wo?«
    »Nicht sehr weit entfernt, aber auf der anderen Straßenseite«, antwortete Uschi, ohne ihn anzusehen. Sie starrte weiter unverwandt Rachel an und ein sehr seltsamer, sehr nachdenklicher Ausdruck stand in ihren Augen. Etwas, das Rachel Angst gemacht hätte, hätte sie Uschi nicht besser gekannt. »Er steht in einer schmalen Gasse, deshalb hat De Ville ihn wahrscheinlich auch nicht gesehen. Das Haus daneben hat es ziemlich übel erwischt, aber ich glaube, er ist noch in Ordnung.«
    »Ich gehe nachsehen«, sagte Benedikt.
    »Aber bringen Sie vorher Ihren Vater hierher«, verlangte Uschi. Benedikt runzelte die Stirn. »Wozu?«
    »Wollen Sie ihn hier zurücklassen?« Uschi zog eine Grimasse. »Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Aber ich möchte mich vorher noch ein bisschen mit ihm unterhalten. Außerdem könnte es sein, dass wir ziemlich schnell von hier verschwinden müssen.«
    »Wieso?«, fragte Benedikt misstrauisch.
    Uschi hob die Schultern. »Keine Ahnung«, gestand sie. »Aber ich war ziemlich lange dort draußen, wissen Sie? Es ist unheimlich. Irgendetwas ist da, das mir Angst macht.«
    Benedikt wirkte nicht überzeugt, hob aber schließlich die Schultern und ging mit schnellen Schritten aus dem Raum, und bis er zurückkam, sprach niemand auch nur ein Wort. Eine sonderbare Stimmung begann sich breit zu machen. Die Angst war immer noch da, stärker jetzt als zuvor, aber es war auch etwas Neues hinzugekommen, etwas, das vielleicht schlimmer war als nur Angst und das eindeutig Rachels Worte wachgerufen hatten. Sie war fast froh, als Benedikt zurückkam und Darkov hereinführte. Er sagte kein Wort, sondern dirigierte ihn grob an ihr vorbei zum Fußende des Bettes, wo er ihn unsanft niederstieß und an einen der stabilen Bettpfosten fesselte, indem er seine Hände dahinter zusammenband. Als er sich aufrichtete und gehen wollte, hielt Uschi ihn noch einmal zurück.
    »Geben Sie mir eine Waffe«, bat sie.
    »Wozu?«
    Uschi machte eine wedelnde Handbewegung. »Sehen Sie außer mir noch irgendjemanden, der uns verteidigen könnte, wenn nicht Sie, sondern jemand anderer zurückkommt?«
    Benedikt zögerte, aber Uschis Worte schienen ihn dennoch überzeugt zu haben, denn nach einem Moment ging er wortlos wieder hinaus und kehrte nach nur wenigen Sekunden mit dem Gewehr des russischen Söldners zurück. »Wissen Sie, wie man damit umgeht?«
    »Nein, aber das werden Sie mir bestimmt gleich erklären.«
    Er drückte Uschi die halbautomatische Waffe in die Hand – sie war so groß, dass Uschi dadurch noch zierlicher und zerbrechlicher aussah als ohnehin – und erklärte ihr mit wenigen Worten deren Funktion. »Seien Sie vorsichtig, falls Sie sie benutzen müssen«, sagte er. »Der Rückstoß ist sehr stark.«
    »Es wird schon gehen«, sagte Uschi. »Und wenn Sie sich ein bisschen beeilen, überlasse ich das Schießen und alles andere ohnehin lieber Ihnen.«
    Benedikt verzichtete darauf, diese Worte irgendwie zu kommentieren, sondern wandte sich endgültig um und ging. Uschi sah ihm nach, stand auf und drehte das schwere Gewehr ein paar Mal in den Händen, ehe sie es in der richtigen Haltung ergriff und dann wie zufällig auf Darkov richtete. Der Russe folgte ihren Bewegungen mit aufmerksamen Blicken, aber er sah nicht besonders ängstlich aus, sondern eher herablassend.
    »Was haben Sie vor?«, fragte er. »Mich erschießen?«
    »Und mir durch den Rückstoß die Schulter brechen?« Uschi schüttelte den Kopf. »Das könnte Ihnen so gefallen. Außerdem wäre

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