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Flut

Flut

Titel: Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Galera
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oder?
    Richtig.
    Greice, ich verstehe Sie vollkommen. Aber ich muss sie gesehen haben, bevor ich eine Entscheidung treffen kann. Vorher werde ich nicht gehen.
    Sie mustert ihn einen Augenblick.
    Dann kommen Sie mit.
    Im Behandlungszimmer stehen kaum Sachen, ein Schrank an der Wand, ein Beistelltisch, Plastikspritzen, Watte, nirgends ist ein chirurgisches Instrument zu sehen. In der Mitte, auf einem Aluminiumtisch im Licht von vier Strahlern, liegt die Hündin seines Vaters.
    Ich habe sie gewaschen und ihr ein Sedativum gegeben. Aber es ist so, wie ich Ihnen gesagt habe, sie ist schwer verletzt. Sie werden einen Schreck bekommen.
    Er kommt näher und betrachtet sie.
    Dann geht er zur Tierärztin, die in der Tür stehen geblieben ist, und spricht ganz dicht an ihrem Gesicht.
    Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, Greice. Egal, wie lange es dauert. Egal, wie viel es kostet. Ich zahle auch mehr als üblich, falls nötig. Ich zahle so viel, wie Sie für richtig halten. Wenn Sie sie woanders hinbringen müssen, tun Sie es. Tun Sie alles Menschenmögliche, damit sie überlebt und es ihr so gut wie möglich geht.
    Sie haben verstanden, dass sie gelähmt bleiben wird? Dass es nicht die geringste Garantie dafür gibt, dass sie wieder laufen wird?
    Ja.
    Die Operation kostet um die zweitausend Reais. Kann aber durchaus mehr werden.
    In Ordnung. Egal, wie teuer.
    Geben Sie Uíliam Ihre Kontaktdaten. Handy und alles. Ich rufe Sie an, sobald es etwas Neues gibt. Und sie wird mindestens dreißig Tage in der Klinik bleiben müssen. Das sind weitere Kosten.
    Ja, gut. Tun Sie, was Sie können.
    Das verspreche ich Ihnen.
    Danke.
    Er gibt Uíliam seine Daten und läuft zurück nach Garopaba.
    In der Academia Swell wissen alle Bescheid. Mila umarmt ihn und küsst ihn auf den Hals. Sie streichelt ihm übers Haar und bietet ihm ein Stück Vollkornschokoladentorte an. Sie sagt, er sei ganz blass. Débora nimmt gerade neue Mitglieder auf, beugt sich aber vor und fragt mit mitleidiger Miene, wie es dem Hund gehe. Sie sagt, er solle nach Hause gehen, er habe sowieso gleich Feierabend, Panela kümmere sich um die Schüler. Während er sich umzieht, überlegt er, seine Mutter anzurufen, entscheidet sich dann aber dagegen. Für sie ist Beta nur ein Hund, im Grunde sogar eine Art Feindin, und ihm wird bewusst, wie absurd es ist, wegen einer Hündin und eines toten Mannes eifersüchtig zu sein, und nicht mal ganz zu Unrecht. Als er seiner Mutter nach dem Selbstmord seines Vaters gesagt hatte, dass er sich um Beta kümmern wollte, hatte sie nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie einen der Nachbarn gezwungen, den Hund zu nehmen. Aber ihr Sohn? Das war fast eine Beleidigung.
    Als er Pablo von der Schule abholt, kommt der Junge in Begleitung einer Lehrerin. Er hat beim Spielen den Nagel vom Zeigefinger verloren und trägt einen übertrieben großen Verband, ein Gazebausch umwickelt mit Heftpflaster. Die Lehrerin streicht ihm über den Kopf.
    Er musste in die Notfallpraxis. Stimmt’s, Pablito?
    Ja.
    Und was hat die Ärztin gesagt?
    Dass ein neuer Nagel nachwächst, sagt der Junge und sieht zur Seite, wo irgendetwas seine Aufmerksamkeit fesselt.
    Er setzt Pablito auf den Gepäckträger.
    Bereit?
    Bereit.
    Kannst du dich mit dem kaputten Finger gut festhalten?
    Ja.
    Hat es sehr wehgetan?
    Ja.
    Den ganzen Weg über stellt er Fragen, die Pablo so kurz und klar wie möglich beantwortet, mit einer Ehrlichkeit, die noch nicht von Sarkasmus und Ironie verdorben ist. Als sie nach Hause kommen, fragt Dálias Mutter ihn, ob er ihre letzte E-Mail gelesen habe. Er verneint.
    Ich hatte wieder eine Vision mit dir. Oder einen Traum, wenn dir das lieber ist. Diesmal war es wirklich komisch. Ich würde gern wissen, was du dazu sagst.
    Ich verspreche dir, die Mail sobald ich kann zu lesen.
    Auf dem Nachhauseweg bleibt er vor der Pizzeria stehen. Er erkennt Dália an ihren fast ein Meter achtzig und den wilden Locken. Sie hat eine Besprechung mit den anderen Angestellten an der Bar und gibt ihm ein Zeichen, dass er warten soll. Als sie rauskommt, verzieht sie die Lippen, schielt und verzerrt insgesamt das Gesicht zur Grimasse.
    Hi, weif du wer if bin?
    Nein, aber ich suche nach einem sehr hübschen Mädchen, das hier arbeitet.
    Ihre Fratze löst sich auf, und jetzt erkennt er sie wieder. Das wievielte Mal ist es wohl? Das dreißigste? Das fünfzigste?
    Und, hübscher Mann. Dein Bart wird ja immer länger.
    Tja, ich lass der

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