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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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zwei Scheunen am Waldrand ließ der Schiffbauer den Karren ausrollen. Die beiden Gebäude aus Brettern waren riesig und weit und breit die einzigen. Ihre mit Bohlen gedeckten Dächer waren erst kürzlich erneuert worden. Ein Flickwerk aus Brettern, Stämmen und Reet. Das einzig Ungewöhnliche, das Marek erkennen konnte, waren dicke Baumstämme, die man außen an die Mauern gesetzt hatte, auf jeder Seite zwei Stück. Sie trugen dicke Balken, enorme Zangen, die durch das Satteldach ins Innere ragten.
    Noch etwas passte nicht ganz ins Bild, doch der Kapitän bemerkte es erst, nachdem sie bereits gehalten hatten: Hier gab es keine Handkarren, keine Heuwagen, keine Gatter für Vieh, keinerlei Gerät. Weder lief ein Bauer herum noch Gesindel. Da waren bloß diese beiden Scheunen, groß wie ein halbes Dutzend Wohnhäuser.
    An der Längsseite des vorderen Gebäudes schnaubten sieben Pferde. Allesamt stattliche Kaltblüter, die man, um sie vor dem Regen zu schützen, mit einfachen Schabracken abgedeckt hatte. Warum sie nicht drinnen warteten, vermochte Marek nicht zu sagen.
    Zwei Planwagen standen im Schatten des vorderen Gebäudes, die Planen waren zugezogen, sodass Marek ihre Fracht nicht sehen konnte. Die Spuren im Feld zeigten, dass sie spätestens gestern hergerollt worden waren. Der Regen hatte die Furchen ihrer Speichenräder noch nicht gänzlich verwischt.
    Marek spähte über die Kante und konnte Poling zu zwei Männern treten sehen, die aus der Scheune kamen. Der Kleinere der beiden, ein gedrungener Kerl mit schiefem Kreuz und Bärtchen, hatte sich ein altes Kettenhemd übergestreift und hielt eine Fackel. Der andere, ein dicker Mann mit dünnem Haar, war mit einer großen Taulehre bewaffnet, einem Holzdorn mit Kerben, um damit Seile oder Taue zu wickeln. Sie begrüßten den Schiffbauer mit einem kumpelhaften Schulterklopfen.
    »Wo hast du gesteckt, Poling? Es sind alle gekommen. Aber ohne dich können wir nicht weitermachen«, meinte der Dicke.
    »Hat länger gedauert bei Meenkens. Die acht Spezialfässer muss er noch bis morgen fertigstellen. Und die Holstenbrücke ist überschwemmt. Ich habe einen Ochsen verloren.« Polings Stimme war angenehm und ruhig.
    »Ja. Da sind wir heute früh auch durch«, antwortete der Dicke. »Ochsen haben wir genug. Vier Stück. Wir haben das zerfetzte Fass hergebracht.«
    »Gut.«
    »Die ollen Rinder vertragen sich mit den Gäulen nicht«, warf der Kleine ein.
    Poling klopfte ihm auf die Schulter. »Wird schon werden, wird schon werden. Laden wir es ab. Wir schaffen das schon über Nacht. Können wir eben erst morgen früh zurück.«
    »Dann sprichst du aber mit unseren Weibern«, frotzelte der Kleine und lachte dreckig. »Die bekommen langsam kalte Füße.«
    »Wer nicht in diesen Tagen, Zabel«, war Polings trockene Antwort, mit Blick auf die Pfützen, in denen sie standen.
    »Immer zu Späßen aufgelegt, unser Schiffbauer. Immer gut gelaunt.« Der kleine Mann, Zabel, zwirbelte seinen Bart. Seine stechenden Augen strichen über den Ochsenkarren, sodass Marek sich ducken musste. »Wir haben den Kran aufgebaut. Du musst dir die geborstenen Dauben ansehen. Die Kraft der Explosion ist gewaltig. Das ist wirklich Hexenwerk! Bei Gott!«
    »Diesmal wird es funktionieren. Ich habe die Pläne noch einmal gezeichnet.«
    Brummelnd reichte der Dicke sein Werkzeug an Zabel. »Diesmal muss es klappen. Der letzte Versuch. Es wird immer schwieriger, noch mehr Kinder aus der Stadt zu holen.« Er pfiff auf zwei Fingern und winkte aus der Scheune drei weitere Männer herbei. Gemeinsam drückten sie das haushohe Tor auf. »Ich muss genau wissen, wie schwer das neue Fass ist«, fuhr der Dicke fort. »Wenn die Seile nicht reißen sollen, brauche ich das Gewicht. Auch wie viel wir zuladen, Poling.«
    »Habe ich alles berechnet, Tüks. Und diesmal hat Meenkens nicht gepfuscht. Ich hab’s ihm drei Mal erklärt.« Schiffbauer Poling ging zurück zu seinem Ochsenkarren.
    »Gut«, Zabel spuckte in die Pfütze. »Sonst hätte das Ekel ihn auch einen Kopf kürzer gemacht. Er sucht immer noch nach Gryps, oder? Hat echt Eier, unser Schmied. Einfach abzuhauen.«
    »Stimmt«, seufzend nahm der dicke Tüks Zabel das Werkzeug wieder ab. »Bei Mornewech war das Ekel auch nicht zimperlich. Ihr habt doch davon gehört?«
    Betretenes Schweigen breitete sich zwischen den dreien aus.
    » Mornewech . Mit ›Morgen weg‹ wird’s wohl nichts mehr werden«, frotzelte Zabel. »Der hat’s nicht besser verdient, wenn ihr mich

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