Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
Vom Netzwerk:
fragt. Was ist das für ein Sünder, der sein eigenes Kind herschleppt. Gott hab’s Peterchen selig. War ein guter Bursche.« Er bekreuzigte sich.
    »Hört auf und lasst uns arbeiten.« Der Schiffbauer schwang sich auf den Bock. »Laden wir’s ab, sonst sitzen wir bis morgen Mittag hier rum.«
    Die zwei pflichteten ihm bei und gingen zum Schober. Fackellicht drang aus dem Tor, und Marek konnte vier Ochsen sehen, die Joche trugen.
    Ein Peitschenschnalzen, dann setzte sich der Karren in Bewegung. Während sie aufs Tor zuhielten, rutschte Marek auf dem Fass nach hinten und ließ sich auf den Feldweg fallen.
    Im Schatten des Wagens schlich er geduckt hinter einen Haufen Feldsteine. Er scheuchte ein paar Frösche auf und legte sich flach ins Wasser, verfolgte, wie die Männer den Karren behutsam in den Schober bugsierten. Sie banden den Ochsen ab, gaben ihm zu fressen und schmissen Taue über das Fass. Ein Dutzend Fackeln tauchte die Scheune in goldenes Licht, und Marek kam der leichte Holzbau jetzt noch gewaltiger vor als ein Kirchenschiff. Mehrere Feuer brannten, und er meinte, eine komplette Schmiede in einer Ecke zu erkennen. Da schoben die Männer das Tor bereits wieder zu.
    Marek löste sich von dem Steinhaufen und rannte geduckt übers freie Feld. Hoffentlich hatten sie keinen Posten auf dem Dach. Der Kapitän entschied sich für die Seite mit den Pferden und tauchte schnell, aber ohne Hektik, damit sie nicht scheuten, hinter den großen Tieren unter. Er schlich sich an einem Rappen vorbei und presste seinen Kopf an die Bretterwand der Scheune. Durch die Ritze konnte er nichts sehen. Truhen verstellten ihm den Blick. Schnell sah er sich nach einer besseren Stelle um und bemerkte, dass nur wenige Klafter entfernt einige Bretter aus der Wand gebrochen waren, aber die Lücke war zu hoch oben, als dass er hätte hindurchblicken können. Marek band den Rappen los und führte ihn an die Stelle.
    »Ruhig. Ganz ruhig bleiben. Ich tue dir nichts. Ganz ruhig. Ich will nur schauen.« Behände zog er sich auf den Rücken des Kaltblüters und stellte sich hin. Das Pferd schnaubte, ließ aber alles gleichmütig über sich ergehen. Marek balancierte zum Hintern und hielt sich schließlich an der Wand fest. Er streckte sich ins goldene Licht der Fackeln.
    Um nicht geblendet zu werden, kniff Marek die Augen zusammen. Er presste seine Stirn gegen das Holz und spähte hinein.
    Sie hatten den Ochsenkarren beiseitegefahren. Tatsächlich war eine Schmiede aufgebaut worden, während sich über die ganze Länge der Halle eine Reeperbahn spannte. Der Dicke, wie hieß er noch? – Tüks – war gerade dabei, mit zwei weiteren Männern aus mehreren Seilen ein dickes Tau zu drehen.
    In hüfthohen Zubern schwamm Leder, das Zabel mit einer Holzkelle umrührte. Vor ihm auf einer langen Werkbank lagen zugeschnittene Bahnen neben Spindeln voller Garn.
    Das Seltsamste jedoch war das Zentrum des Raums. Unter Polings Rufen zogen zwei der Ochsen das Fass mit armdicken Tauen unter die Decke. Die Handwerker hatten sie an die Eisenösen gebunden, und Marek erkannte nun auch, wozu die Baumstämme außen am Gebäude gut waren: Sie bildeten mit mehreren Flaschenzügen im Inneren einen Kran.
    Die Ochsen schnaubten, hielten das Fass aber in einer Höhe von ungefähr vier Klaftern. Die Männer, Marek zählte mehr als zehn, arbeiteten Hand in Hand. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses … dieses Monstrum aufbauten.
    Während einige die Taue sicherten und Hilfsseile aufspannten, rollten zwei weitere eine Treppe auf Rädern heran. Einer der Planwagen wurde hereingeschoben, und Poling schlug die Plane beiseite und offenbarte drei extrem schlanke Fässer. Waren das die Spezialfässer, von denen Poling gesprochen hatte?
    Der Schiffbauer pfiff zwei Handwerkern zu, die, auf der rollenden Treppe stehend, begonnen hatten, das große Fass außen mit Pech einzustreichen. Sie halfen Poling, ein erstes schlankes Fass an ein Seil zu knoten und es unter das riesige Fass zu hieven.
    »Mein Gott«, entfuhr es Marek, der vor Faszination ganz vergessen hatte, dass er immer noch auf einem Pferd stand. Was immer dieses hängende Fassgebilde unter dem Dach werden sollte, für Marek sah es wie ein riesiger Krake aus. Eine düstere Kreatur, die im Fackellicht zu atmen schien und mit ihren Tonnenbeinen geradewegs über die Felder und Wiesen auf Lübeck losmarschieren konnte.
    »Beim Klabautermann«, entfuhr es ihm. Und im selben Moment schallte Zabels Ruf übers Feld. Der

Weitere Kostenlose Bücher