Fly Me To The Moon - In seinem Bann 5: Sinnlicher Liebesroman (German Edition)
Bridget Riley neben stylishen schwarz-weißen Fotoportraits, die der Haus-und-Hof-Fotograf des Glam-Rock Mick Rock von David Bowie, Iggy Pop und The Velvet Underground gemacht hatte.
Obwohl die vielen Treppchen und Nischen überall im Restaurant für eine intime Atmosphäre sorgten, wirkte der Tisch, an den uns Thierry führte, ganz besonders privat und verdiente schon fast die Bezeichnung Séparée.
Über unserem Tisch mit den gemütlichen Samtsesseln hing eine perlmuttschimmernde Muschelplättchen-Lampe von Verner Panton – auch sie ein nostalgisches Relikt aus den 1970er Jahren.
Etwas irritiert nahm ich zur Kenntnis, dass man bei Thierry Maud keine Bestellungen aufgab, sondern sich auf das Gespür und die Menschenkenntnis des Kochs verlassen und sich entsprechend überraschen lassen musste, was er zubereiten würde.
Ebenso gab es keine festen Preise und keine Rechnung, wie mir Ian erläuterte. Jeder Gast bezahlte so viel oder wenig, wie ihm Thierrys Kochkünste wert waren.
»Ich bin überrascht, dass du ausgerechnet dieses Restaurant gewählt hast«, sagte ich zu Ian, nachdem uns Thierry allein gelassen hatte.
»Ich dachte, Thierrys subversive, nonkonformistische Art würde dir gefallen«, entgegnete Ian grinsend.
»Ja, ich finde ihn sympathisch«, gab ich zu. »Aber zu dir passt das alles nicht so gut, finde ich. Weder das Ambiente noch die anarchistischen Gepflogenheiten.«
»Nun, anarchistisch trifft es wohl nicht so genau. Was die Speisekarte angeht, herrschen hier eher diktatorische Prinzipien und in Hinblick auf die Preisgestaltung folgt Thierry schlicht basisdemokratischen Grundsätzen«, erwiderte Ian noch immer grinsend. »Aber tatsächlich mag ich die lockere Atmosphäre hier, die Musik und Thierry ist wirklich ein begnadeter Koch.«
Trotzdem blieb aber offenbar weniger dem Zufall überlassen, als es zunächst den Anschein hatte, denn das partiell von der Molekularküche beeinflusste Menü, das uns serviert wurde, war fleischlos und entsprach auch sonst genau Ians Vorlieben, die ich glücklicherweise größtenteils teilte.
Ich war begeistert von dem schaumigen Weißen Tomaten-Espuma und dem sphärischen Gurken-Kaviar, die zusammen mit einem Tomaten-Brotsalat im Anschluss an die ebenso ausgefallene Spargelessenz mit Petersiliennudeln serviert wurden. Ich bewegte die witzigen grellgrünen Gurkenkügelchen in meinem Mund und presste sie mit der Zunge gegen den Gaumen, bis sie zerplatzten.
Die Konsistenzen waren eigenartig, aber der Geschmack intensiv und ausgesprochen köstlich.
»Was ist das für ein Blick, mit dem du mich gerade ansiehst?« wollte ich von Ian wissen.
»Ein faszinierter«, entgegnete er schlicht und das jungenhafte Lächeln, das er mir schenkte, ließ mich fast die leckeren Kügelchen auf meiner Gabel vergessen.
»Fasziniert vom Salat-Essen?«, fragte ich irritiert zurück.
»Fasziniert von der Sinnlichkeit, mit der du den Kaviar in deinem Mund bewegst und den Tomatenschaum von deinen Lippen leckst. Du ahnst nicht, wie sexy dieser Anblick ist.«
Ich lächelte ihn offenherzig an, ehe ich mit betonter Langsamkeit die nächste Gabel zum Mund führte. Wieder haftete ein bisschen Espuma an meiner Oberlippe und ich schaute Ian direkt in die Augen, während ich meine Lippen lasziv übereinander gleiten ließ und dann den Rest Mousse aus dem Mundwinkel leckte.
»Willst du mich um den Verstand bringen, Liebste?«
Am kehligen Klang seiner Stimme erkannte ich, dass ihn tatsächlich erregte, was er sah.
Ich strahlte ihn kokett an und war überzeugt, dass der Erfinder des populären Begriffs Gaumensex genau diese Art von Konversation im Sinn hatte, als er dieses gewagte Determinativkompositum gebildet hatte.
»Ich habe den Eindruck, du spielst mit mir, Ann-Sophie«, meinte Ian mit funkelnden Augen und diesmal klang seine schöne Stimme fast drohend. »Du weißt, welche Konsequenz das heute Vormittag hatte.«
Ich kräuselte die Lippen. »Wie könnte ich das vergessen. Schließlich trage ich sie noch immer in mir.«
»Dann gib sie mir«, entgegnete Ian unvermittelt.
»Bitte?« fragte ich entgeistert und runzelte die Stirn.
»Die Kugel. Gib sie mir«, forderte er und hielt demonstrativ seine Hand auf.
Ich lachte. Es sollte überlegen klingen, aber tatsächlich klang es eher verunsichert.
Als Ian mich ebenso ernst wie auffordernd ansah und seine Hand weiterhin geöffnet hielt, schüttelte ich entschieden den Kopf.
»Das kannst du doch unmöglich ernst meinen. Hier im Restaurant
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