Fly Me To The Moon - In seinem Bann 5: Sinnlicher Liebesroman (German Edition)
dem Laccio-Tisch gelegen hatte.
»Das ist unser aktuelles Portfolio«, erklärte Ian, während ich durch die Hochglanzfotografien blätterte. Rund 90 Fünfsternehotels in 33 Länder, dazu Residenzen und Luxus-Apartments überall auf der Welt.
Gerade hatte ich das Grand Reed in Paris aufgeschlagen. Abgebildet war ein Badezimmer im Dachgeschoss mit einer riesigen quadratischen Wanne und einer Panorama-Fensterschräge mit Blick auf den Eiffelturm.
»Wir können jedes dieser Hotels zusammen besuchen, Ann-Sophie. Wir können gemeinsam reisen und überall auf der Welt zuhause sein«, sagte Ian mit seiner verführerisch rauen Stimme ganz dicht an meinem Ohr. Er war hinter mich getreten und hatte seinen Arm um mich gelegt, während er mir über die Schulter sah.
Ich drehte mich in seiner Umarmung zu ihm um, um ihn zu küssen.
»Ja, Liebster. Ich möchte mit dir reisen, deine Welt kennenlernen. Aber im Gegensatz zu dir habe ich einen Job, der mich an einen Ort bindet. Und ehrlich gesagt brauche ich das auch. Einen Hafen, ein Zuhause.«
Ian zog mich noch enger an sich.
»Und ich brauche dich, Ann-Sophie.« Dann hob er mein Gesicht zu sich empor, indem er seinen Zeigefinger die Konturen meines Kiefers nachmalen ließ. Seine andere Hand lag in meinem Nacken, während er mich zärtlich küsste und mir das Gefühl gab, tatsächlich überall auf der Welt zuhause sein zu können, wenn er nur bei mir war.
Am Mittwoch schließlich schlug Ian vor, einen Ausflug in das Londoner Umland zu unternehmen und einen Abstecher an die Küste zu machen.
Mit dem offenen Aston Martin fuhren wir nach Brighton, den berühmten Küstenort mit seinem kilometerlangen Sandstrand, dem verspielten Royal Pavillon mit seinen orientalischen Zwiebeltürmen und dem weit in den Ärmelkanal hineinragenden viktorianischen Pier.
Wir unternahmen einen ausgedehnten Strandspaziergang, bummelten durch die Lane und genossen die idyllische Atmosphäre des Residenzparks.
Für die Heimfahrt wählte Ian eine noch malerische Strecke mit noch schmaleren Straßen und es dämmerte bereits, als einige Meilen von London entfernt, umgeben von grünen Hügeln, ein majestätisches Herrenhaus im Tudorstil auftauchte.
»Das dort drüben ist Gateskill Manor, seit den 1870er Jahren der Familiensitz der Reeds. Dort bin ich aufgewachsen«, sagte Ian und es klang absolut unspektakulär aus seinem Mund.
»Du bist auf einem Schloss aufgewachsen?« fragte ich staunend.
»Es ist kein Schloss, nur eine Art Landsitz«, betonte Ian.
»Ist der Tudorstil historistisch oder original?«
Ian grinste. »Alles original. Gateskill Manor wurde um 1600 erbaut.«
»Und heute ist es ein Hotel der Reed Group?«, riet ich, als uns die Straße noch etwas näher zum Haus führte und ich die Autos sah, die auf dem geschotterten Vorplatz parkten.
»Nein, obwohl es einem Hotel schon recht nahe kommt. Ich habe das Anwesen vor einigen Jahren in eine Stiftung für Geschädigte durch Entführungen und sexuelle Gewalt überführt. Es ist keine Klinik, eher tatsächlich eine Art Wellness-Hotel. Ich finde es nicht gut, wenn Geschädigte eines Gewaltverbrechens anschließend stigmatisiert und pathologisiert werden. Das versuchen wir hier anders zu machen.«
Sexuelle Gewalt . Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an.
»Hättest du dir selbst damals eine solche Institution gewünscht?« fragte ich mit belegter Stimme.
Ian zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich das Angebot angenommen hätte. Aber die Idee hätte mir gefallen. Viele von uns verzichten auf so genannte professionelle Hilfe, weil sie jegliche Art der Viktimisierung ablehnen. Hier sind sie keine Opfer, sondern Gäste. Das macht einen Unterschied.«
Viele von uns . Diese Formulierung war unmissverständlich und sie versetzte mir einen heftigen Stich in die Herzgegend.
Seine Stimme hatte so fest und sachlich geklungen und seine Miene war eine einstudierte Maske des Gleichmuts, aber ich konnte dennoch die kleinen Falten der Anspannung um seine Mundwinkel sehen und auch, wie fest er das Lenkrad umgriffen hielt.
Ich wusste, dass er in der Gefangenschaft gefoltert worden war, aber das hier gab dem noch eine zusätzliche, schreckliche Dimension. Es ging nicht nur um psychische und physische Gewalt, sondern noch dazu um sexuelle.
Als ich Ian ansah, war sein Blick starr geradeaus, in eine unbekannte Ferne gerichtet. Inzwischen kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er jetzt nicht weiterreden wollte. Vermutlich hatte es
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