Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6
Leben?« fragte ich ungläubig.
»Jemand hat mir einmal gesagt, dass jeder Mensch einen Ort braucht, an dem er sich geborgen fühlt und ankommen kann. Und zufällig gebe ich sehr viel auf das Wort dieses Jemands, ich vertraue ihm förmlich blind.«
»Oh, Ian!« Ich fiel ihm um den Hals und er schloss im gleichen Augenblick seine Arme um mich und liebkoste zärtlich meinen Rücken, während er mich an sich zog, um mich zu küssen.
Dann nahm er mich an die Hand. »Komm, Liebste. Du sollst schließlich nicht die Katze im Sack kaufen, sondern wissen, worauf du dich einlässt, wenn du dich entschließen solltest, mit mir zusammenzuziehen.«
Es stellte sich heraus, dass das, was ich für den Hauptraum der Wohnung gehalten hatte, lediglich der Eingangsbereich war.
»Acht Zimmer, etwa 320 Quadratmeter Wohnfläche und ein Pool«, erklärte Ian, als wir in den spektakulären Wohnbereich traten, und was bei jedem anderen ziemlich großspurig geklungen hätte, klang aus seinem Mund lediglich informativ. Auch dieser Raum war bis auf einen schwarzen Steinway-Flügel noch gänzlich unmöbliert, aber der in die strahlend weiße Wand eingelassene Kamin und die über Eck verlaufende vollverglaste Außenwand machten ihn schon jetzt zu einem Design-Highlight.
Dann drückte Ian auf einen Knopf des unauffälligen Bedienfeldes an der Wand und die Glaswände öffneten sich mit einem Schiebetürmechanismus zu beiden Seiten, bis man den Eindruck hatte, dass Innen und Außen förmlich miteinander verschmolzen. Erst jetzt stellte ich fest, dass es wohl einen vorgelagerten Balkon geben musste.
»Ich vergaß, die Dachterrasse zu erwähnen«, ergänzte Ian grinsend, als er den Arm um meine Taille legte und mich nach draußen führte. Mir stockte der Atem. Die Terrasse war einfach riesig. Sie verlief ebenfalls über Eck und während man von der einen Seite einen fantastischen Blick auf die Wolkenkratzer der Frankfurter Skyline hatte, blickte man von der anderen direkt auf den Main.
»Das ist unglaublich!« brachte ich überwältigt hervor, als wir an das puristische weiße Geländer traten. »Ich wusste nicht einmal, dass es Gebäude mit einem solchen Blick in Frankfurt gibt.«
»Es gefällt dir also?«
»Ich bin überwältigt, Ian. Der Blick ist ein einziger Traum.«
»Das beruhigt mich, Ann-Sophie. Ich hatte schon befürchtet, du würdest mir und dieser Wohnung aus Protest gegen Gentrifizierungsmaßnahmen und Luxussanierung einen Korb geben«, erklärte er und hob spöttisch eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen.
»Ich fürchte, in diesem Fall bin ich eindeutig befangen.«
Wieder küssten wir uns lange und intensiv, ehe Ian feststellte, dass ich fröstelte und wir die Besichtigung drinnen fortsetzten.
Erst als wir wieder ins Wohnzimmer traten, sah ich das Gemälde an der Wand gegenüber des Kamins. Max Ernsts surreale Waldlandschaft aus dem Archiv der Sammlung Reed.
»Ich habe die Restauration vorziehen lassen. Es soll dir gehören, Ann-Sophie. Mein Geschenk zum Einzug sozusagen«, erklärte Ian lächelnd.
»Das geht nicht, Ian. Das ist ein Meisterwerk, ein Hauptwerk und ein Vermögen wert.« Meine Stimme zitterte, während ich meinen Kopf schüttelte, als hätte ich einen Wackelkontakt.
Ian nahm mein Gesicht zärtlich in beide Hände und küsste mich sanft. »Sieh mich an, Ann-Sophie. Ja, es ist ein Meisterwerk. Und dein Lieblingsbild. Deswegen mache ich es dir zum Geschenk, Liebste.«
»Nein«, ich wollte nochmals protestieren, aber meine Stimme erstarb unter einem weiteren Kuss.
»Doch«, entgegnete Ian und diesmal lag in seiner schönen Stimme diese wunderbar herb-strenge Färbung, die keinen Widerspruch gelten ließ.
Ich hatte die Episode mit dem Ernst-Gemälde noch nicht ansatzweise verdaut, als Ian erneut nach meiner Hand griff und die Wohnungsbesichtigung unbeirrt fortsetzte.
Die nächsten Highlights waren der Pool mit ebenfalls komplett zu öffnender Glasfront zur Dachterrasse, die elegante, höchst professionell ausgestattete Hightech-Küche mit dem modernen Küchenblock im Zentrum sowie das zukünftige Esszimmer von den Ausmaßen eines veritablen Bankettsaals. Dann folgten zwei Gästeschlafzimmer mit dazugehörigen Marmor-Bädern, die jedem Grand-Reed-Bad Konkurrenz gemacht hätten. Außerdem gab es zwei große, nahezu identische Räume, die sich durch eine breite Schiebetür verbinden ließen und von denen Ian meinte, dass sie in Zukunft unsere Arbeitszimmer beherbergen sollten.
»Wenn ich dich bisher
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