Flying Moon (German Edition)
dich.«
Ich räumte ein paar Sachen von meinem Bett. Krista war nicht sehr ordentlich, aber ich war noch schlimmer, ich hatte meine Sachen im ganzen Raum verteilt.
»Sorry, wir sind nicht auf Besuch eingestellt.«
Karl grinste verlegen. »Wollte nur mal schauen, wie ihr so wohnt.«
Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah sich um. »Schönes Zimmer.«
»Sieht eures nicht genauso aus?«
»Ich wohne mit Denis!«
Er setzte sich auf meine Bettkante, sprang aber sofort auf, als Krista kam. Sie trug ein kleines Top und eine Jogginghose und hatte ein Handtuch um ihre Haare gewickelt. Sie zögerte und wollte uns höflich allein lassen, aber ich winkte sie herein.
»Er vergleicht nur unsere Zimmer.«
»Na, zum Vergleichen musst du zu Lasse gehen, der hat ein Zimmer für sich!«
»Ja, hab schon gehört«, sagte Karl.
Er merkte, dass ich nicht mitlachte. »Ich geh dann mal wieder, bis später.«
Krista sah ihm nach und zuckte mit den Schultern. Sie ließ sich aufs Bett fallen und blätterte in ihrer Vogue. Sie sah gut aus, elegant, souverän.
»Du siehst aus wie eine Filmdiva!«
Sie sah erstaunt auf. »Soll das eine Beleidigung sein?«
»Wieso?«
Sie grinste schief. »Filmdiva. Weiß nicht. Ist irgendwie kein richtiger Beruf, oder?«
»Wieso nicht?«
»Marco, mein Freund, studiert Architektur. Das finde ich irre, wenn man sich vorstellt, dass man Häuser baut, in denen später Leute wohnen. Ich habe überlegt, ob ich das auch mache. Oder vielleicht Bühnenbild.«
»Das macht meine Mutter.«
»Ja?« Sie strahlte.
»Willst du nicht Schauspielerin sein?«
»Nicht unbedingt.«
»Aber, du bist so gut!«
Ich hatte Krista den ganzen Vormittag über bewundert. Für ihr Spiel, für ihre souveräne Art. Ich fand sie großartig, wunderschön, talentiert. Ihre Meinung war mir wichtig.
»Krista? Was ist mit Lasse?«
»Nichts, wieso?«
»Sobald die Sprache auf ihn kommt ... was war mit den Details? «
»Na ja, weißt du Moon, wenn man im Grunde jedes Mädchen haben kann, dann sollte man schon ein bisschen Verantwortung zeigen.«
»Ich versteh nicht ...«
Sie sah mich ernst an. »Also, ich kann´s echt nicht haben, wenn Typen wie Lasse die Mädchen anmachen und es dann nicht ernst meinen.«
»Wen?«
»Eine Freundin. In den Tränen, die damals flossen, hättest du Lasse locker ertränken können!«
11.
Lasse erschien nicht zum Abendessen. Es hieß, er wäre nach Hamburg zu einem Synchrontermin geflogen und würde erst morgen zum Nachtdreh wiederkommen.
In der Nacht stand ich allein auf dem Balkon. Ich war sehr müde und trotzdem nicht in der Lage zu schlafen. Ich hätte gerne Lasses Version der Geschichte mit Kristas Freundin gehört. Aber vielleicht war auch alles ganz klar und ich wollte es nur nicht sehen. Hatte er mich auf dieser Party damals nicht verführt? Und wieso hatte er sich nicht bei mir gemeldet, obwohl er meinen Namen kannte?
Am nächsten Morgen weckte mich mein Handy um sieben Uhr. Krista fluchte und verkroch sich unter ihre Decke, während ich hektisch meine Tasche durchwühlte. Ich war einfach nicht darauf eingestellt, hier angerufen zu werden.
»Ja!«
»Moon? Können wir reden?«
Es war meine Mutter.
»Klar, geht es euch gut?«
Irgendetwas war. Ich ging schnell auf den Gang.
»Was ist?«
»Also, ich mach es kurz. Es fehlen fünfzig Euro aus der Haushaltskasse. Da du es ja nun nicht gewesen sein kannst ...«
»Fünfzig Euro?!«
»Ich meine Moon, es hat keinen Sinn, dass ich mit Lion rede. Er schaut mich nicht mal an. Aber so geht es nicht.«
Wie konnte Lion so blöd sein.
»Mom, ich kümmere mich drum. Ich rede mit Lion.«
Sie seufzte. »Moon, du kannst ihn nicht immer beschützen! Er ist langsam in einem Alter, wo er allein für seine Dummheiten einstehen muss.«
»Es gibt sicher einen Grund!«
»Du meinst eine Ausrede.«
»Bitte, lass mich mit ihm reden.«
»Okay, aber klär das schnell. Und - entschuldige, wenn ich dich geweckt habe.«
Ich ging zurück ins Zimmer.
Krista sah auf. »Ärger?«
»Nein«, log ich.
Den Nachmittag verbrachten Krista und ich auf dem Zimmer. Krista blätterte durch ihre Zeitschriften, ich las in meinem Buch. Langsam verstand ich, was Krista mit »dauernd warten« meinte. Ich war nicht entspannt genug, um den Dreh zu vergessen, aber auf der anderen Seite gab es hier nichts zu tun. Nichts, außer herumzusitzen und zu warten. Als es endlich Zeit wurde, stand ich auf und sah aus dem Fenster. Auf dem Hof wurden Schienen für die Kamera
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