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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Unsere Blicke trafen sich und er lächelte matt. Wir probten weiter, dann wurde gedreht, das Licht änderte sich, die Kameraposition wurde geändert, wir aßen zu Mittag, es wurde weiter gedreht. Lasse küsste mich oft an diesem Nachmittag und Abend, aber keiner der Küsse bedeutet mir so viel, wie der erste unabsichtliche Kuss. Ohne Kamera.
    Wir drehten bis es dunkel war, dann zog ich mich schnell um und Lasse und ich wurden ins Hotel gefahren. Auf der Fahrt schwiegen wir wieder, dann hielten wir vor dem Hotel. Ich war den ganzen Tag mit Lasse so eng verbunden gewesen, ihm körperlich so nah gewesen und nun hatte ich nicht vor, mich von ihm zu trennen.
    Im Hotel legte der Portier uns unsere Schlüssel heraus und gab jedem eine Dispo.
    »He, wir werden morgen zur gleichen Zeit abgeholt«, sagte ich.
    »Wir können zusammen frühstücken«, sagte Lasse und blinzelte. »Oder wir trinken noch einen Cola-Fanta-Drink.«
    Ich nickte. »Gute Idee.«
    »Frau Parker?«
    Der Portier beugte sich diskret zu mir herüber.
    »Bevor Sie nach oben gehen. In der Bar wartet noch ein junger Herr auf Sie.«
    Lasse hatte es gehört, tat aber unbeteiligt. Ich nickte, hatte aber keine Ahnung, wer das sein könnte.
    »Tja, dann«, sagte Lasse und warf einen Blick auf die Dispo. »Bis um acht.«
    »Klopf bei mir an«, sagte ich und er nickte.

25.
    Ohne die geringste Ahnung zu haben, wer mich um zwölf Uhr nachts noch sprechen wollte, ging ich in die Hotelbar. Es war nicht sehr voll. Ein ältere Herr, der sich einsam betrank, ein Pärchen, das sich leise stritt. Dann sah ich ihn, die Klamotten zerknittert.
    »Lion!«
    Er stand auf, wir umarmten uns. Er kam mir größer und erwachsener vor und egal was war, ich freute mich riesig, ihn zu sehen.
    »Was ist los?«
    Lion seufzte und begann stockend zu erzählen.
    »Die haben mich von der Schule geworfen und dann ist jemand vom Amt vorbeigekommen.«
    »War Pa nicht da?«
    Lion winkte müde ab. »Der ist in München. Mom war sauer, weil er eigentlich da sein wollte.« Er stöhnte. »Sie haben sich mein Zimmer angesehen. Wo kann der Junge arbeiten, die Seile müssen ab . All dieser Scheiß!«
    »Und Mom?«
    Lion schnellte wütend hoch. »Sie hat einen Verhaltensplan für mich aufgestellt. Stelle dir das mal vor?! Nachhause-komm-Zeiten. Sogar Strafen!«
    »Und jetzt bist du einfach abgehauen? Weiß sie, wo du bist.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Okay, komm mit.«
    Kurz entschlossen nahm ich Lion, vorbei an den kritischen Blicken des Portiers, mit auf mein Zimmer.

    Im Zimmer sah Lion sich begeistert um, ließ sich auf das Bett fallen, machte einen Engel und zerwühlte die Tagesdecke.
    »Cool!«
    Ich sah ihm eine Weile zu, dann setzte ich mich auf die Bettkante.
    »Wie bist du überhaupt hergekommen?«
    »Getrampt.«
    Lion rollte sich zur Seite, ich wusste, dass er nicht weinen wollte. Ich ging zur Minibar.
    »Am besten duscht du jetzt und ... hey, ich kann uns hier ein exzellentes Abendessen zaubern. Schokoriegel an Chips mit gesalzenen Erdnüssen.«
    Lion richtete sich neugierig auf.
    »Und was gibt´s dann als Nachtisch?«
    Lion duschte, dann aßen wir auf dem Bett und legten uns ins Bett, aber wir konnten beide nicht einschlafen.
    Von draußen fiel milchiges Mondlicht ins Zimmer.
    »Erinnerst du dich, was Pa gesagt hat?«, fragte Lion.
    »Er hat eine Menge Sachen gesagt.«
    »Na, dass er uns nie im Stich lassen wird.«
    Ich erinnerte mich.
    »Nun, Eltern sagen viel. Und vielleicht meinte er es anders. Eher symbolisch.«
    »Symbolisch?«
    »Na ja, das man immer zu ihm gehen kann, wenn man ihn braucht. So in der Art.«
    »Symbolisch, da kann man ja echt viel mit anfangen.«
    Lion sah mich unsicher an. »Nervt es dich, dass ich hier bin?«
    Ich lächelte. »Nein. Ich bin absolut froh, dass du da bist!«
    Am Morgen klingelte der Wecker um halb acht. Ich hatte vergessen, die Vorhänge zu schließen und die Sonne schien ins Zimmer, aber Lion wachte nicht auf. Noch in der Nacht hatte ich bei meiner Mutter angerufen und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Lion war nicht begeistert, also musste ich ihm klar machen, dass andernfalls die Polizei nach ihm suchen würde und das leuchtete ihm endlich ein.
    Ich duschte, zog mich an und trocknete mir die Haare. Ich sah müde aus, wir waren spät eingeschlafen. Meine Mutter wollte, dass Lion am nächsten Tag mit dem Zug zurückfuhr, aber ich wusste, dass er das niemals tun würde und hatte vorgeschlagen, dass er noch ein paar Tage hier

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