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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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Blumenbegeisterte oder Touristen, die die Schönheit endloser Blumenfelder zu schätzen wissen, ist ein Besuch in den Blumenanbaugebieten der Niederlande Pflicht. Zur »Tulpenzeit«, besonders April bis Mitte Mai, ist ein fünfzig Kilometer breiter Streifen zwischen Haarlem und Den Haag von einer leuchtenden Decke aus Tulpen, Narzissen und Hyazinthen bedeckt.
    Am größten ist diese Blumenpracht in einem sechzig Morgen großen Blumengarten in der Nähe der Stadt Lisse, Keukenhof genannt, wo es Gewächshäuser mit Zehntausenden von Tulpen gibt und gewaltige offene Gartenanlagen und einen Pavillion mit einer Blumen-Photoausstellung, mit Präsentationen von Blumenarrangements, einem Informationsbüro und allen möglichen anderen Dingen, die einem Blumenfan am Herzen liegen.
     
    Spiegel sind abstrakt gewordenes Wasser. Sie kühlen, nähren, fließen nicht. Sie spiegeln nur wider, kehren um, reflektieren.
     
    Oh, bitte (keine Ursache)        Niets te danken.
    Bis dann (›Bis Sehen‹)            Tot ziens.
    Verstellen Sie, was ich sage?         Verstaat u wat ik zeg?
     
    Was für Geräusche macht ein Ertrinkender?
     
    Die Dinge lösen sich auf. Eines Tages fand er bei seiner Rückkehr ins Hotel Jess vor dem Spiegel. Sie schnippelte mit der Nähschere an ihren Haaren herum. Die dunklen Strähnen lagen ringsum auf dem Boden, und sie hatte nur eine kurze, kaum gewellte Haarhaube gelassen, die ihren Kopf sehr klein machte, ihren Hals in die Länge zog.
    Warum machst du das? Sein Gesicht hing weiß und zitternd im Spiegel über ihr.
    Sie fegte die Haarbüschel in den Papierkorb. Macht zuviel Arbeit, ich war’s leid.
    Aber ich mochte dein Haar. Er bebte.
    Graham, das ist doch nicht weiter wichtig. Es ist mein Haar. Pick nicht auf mir herum.
    In seinem Darm regte sich etwas. Es war so schön .
    Um Himmels willen, kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Ihre Stimme klang schrill.
    Er sah darin eine weitere Loslösung. Als sie das Zimmer verließ, bückte er sich, zitternd, krank, nahm eines der dunklen, abgetrennten Haarbüschel auf und stopfte es zum Aufheben in die Tasche.
    Er erstickte in der Mannigfaltigkeit der Welt, am Fehlen der Ordnung. Die Ordnung ist ein glücklicher, reicher, aufreizender, privilegierter, vielgefragter Vo gel. Zum Essen läßt sie sich nicht einladen.
     
    Die Besichtigung der Blumen in Holland war zuerst mehr ein Witz gewesen, wie der Marsch zum Eiffelturm in Paris oder zur Freiheitsstatue in New York. Aber als sie die Gärten erreichten und sich von den unzähligen blühenden Blüten umgeben sahen, ein schwerer Duft in der Luft, wurden sie förmlich high, betrunken, von den Füßen gerissen.
    Was haben diese Blumen, fragte er sie später im Bett, sie hatten sich wieder gestritten, was haben sie, diese Blumen, was einen so verwirrt und fasziniert? Duft auf einem Stengel, Form auf einem Stengel, Farbe auf einem Stengel. Sie lehnte sich in die Kissen, die Augen noch rot und verquollen vom Weinen, das Straßenlicht zeichnete Flecke auf ihr Gesicht, wie die Haut eines Rehkitz. Was eine Blume so überaus schön macht, fuhr er fort, und seine Stimme nahm die Schwülstigkeit seines College-Diskussionsteams an, ist die Tatsache, daß sie ein Paradigma für unsere eigene Sterblichkeit ist. Ihr kurzes und vollkommenes Leben ist ein Beispiel für uns, eine Vorbereitung auf unseren Tod. Knospe, Blüte, Verwesung. Dieser Anblick gewann für Graham eine derartige Bedeutung, war ein so vollkommener Fall von Kongruenz des Sinnlichen mit dem Didaktischen, daß er sich verwunderte, warum die anderen Gartenbesucher nicht ähnlich davon ergriffen waren. Sie wanderten gelassen durch die riesigen Felder aus Duft und Farbe, anscheinend unberührt von der Gewaltigkeit des Dramas, das da draußen ablief. Immer, wenn er Blumen sah, begannen ihm nun die Augen zu brennen, und er fürchtete, daß er die Beherrschung verlieren und weinen würde – eines Tages im Garten oder in einem Park, vor allen Leuten, vor Jess.
     
    Fig, fimp, fiik, fack, fib, fick, faak.
     
    Sex in jenem süßen, stinkenden Zimmer. Die Dinge lösen sich auf. Wechsel von Licht und Dunkel, aufblitzende Muster, Straßenlampe an der Decke, als sie sich umdrehen und sich gegenseitig durchschwimmen. Kommt, und sie, erlöst, bewegt sich aufwärts ihrem Ziel entgegen, deutliche Stufen des Fortschrittes, klare Sprünge des Empfindens, bis alles auf das Äußerste angespannt ist, Vibration, Ausschütten, Durchbrechen, Überfließen.

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