FO 32 - neue SF 2
Schlaff, freundschaftliche Grunzer, dan ke, okay, ja, alles in Ordnung, großartig, toll. Aus, an. Wieder ein Gefühl des Körpers als Landschaft, Verbindungen, Bewegungen der Natur, Ebbe und Flut. Gibt uns das Gefühl der Bewegung auf ein Ziel zu, Leben als Reise, als Zyklus, Narr, Protz, schöne harte Rute, herrlich, diese Bällchen; Herumgespiele am Eingang, Finger hinein, heraus, hinein, das Erzittern eines Klaviertrillers drinnen, Worte im Ohr, Meilen entfernt, Finger im Deich, braver holländischer Junge.
Auf diesem allesumfassenden Bett, die salzigen Laken und das Durcheinander von Gliedern in der punktierten städtischen Dunkelheit. In Ann Arbor wurden die Sommer so heiß, daß ich meine Haut ablegen und zur leblosen Materie gehören wollte, Jess, die auf dem Rücken liegt und beim Reden vage Gesten zur Decke macht. In dem unvollkommenen sporadischen Licht bleiben ihre Bewegungen ein wenig hinter den Worten zurück, wie ein Film, bei dem der Ton asynchron läuft. Viermal duschen am Tag, singt sie, literweise Eiskrem. Völlig überraschend, diese Kindheitserinnerung, erstmals ausgegraben, Säfte fließen, Grahams Mund füllt sich mit Spucke. Schokolade, Vanille, Erdbeer, Pfirsich. Dreht sich auf den Bauch. Da war ein großes Schild an einer Bank, die Zeit auf der einen Seite, und die Temperatur auf der anderen. Das Schild drehte sich langsam, den ganzen verdammten heißen Tag hindurch; mein Gehirn war zu durchtränkt von der Hitze, als daß ich an etwas anderes denken konnte. Ich starrte nur immer auf das Schild. Ich fragte mich andauernd, wie viele Kalorien das Ding wohl in die Atmosphäre strahlte. Süße Entropie.
Guten Tag! Goeden dag!
Guten Morgen! Goeden morgen!
Guten Abend! Goeden avond!
Wie hoe
gehen gaan
es het
mit Ihnen met u
Wie geht es Ihnen? Hoe gaat het met u?
Gut, danke Goed, dank u
Und (mit) Ihnen? En met u?
Ganz gut heel goed.
Graham wurde dicker, sein Gesicht wurde wabbelig, und um seine Hüften legten sich weiche, weiße Fettwülste. Er brachte nun noch zusätzlich Lebensmittel mit aufs Zimmer; Gläser mit sauren Gurken, Würstchen, Schokolade, Brot, falls wir nachts noch Hunger bekommen, sagte er.
Eines Morgens beim American Express, es wimmelte immer von Karikaturen ihrer Landsleute, traf ein Brief von Grahams Schwester ein. Er steckte ihn zunächst in die Hemdtasche und las ihn erst im Café. Ein dicker Umschlag, Photos, und der Brief erstreckte sich über mehrere Blätter dünnes Luftpostpapier. Jess konnte von der anderen Seite hindurchschauen, während er las, sah rückwärts durch das dünne Papier die geschwungene Kugelschreiberschrift, Ausrufungszeichen, Unterstreichungen. Sein Gesicht machte einige Wandlungen durch, während er den Brief studierte, die Aufnahmen durchblätterte. Blonde Neffen und Nichten auf den Vorderstufen eines großen Hauses zurechtgestellt, Sommersprossen, Zahnlücken, und eine zweite Aufnahme der Familiengruppe an einem Strand vor einem sehr blauen Meer, die gebräunten Gestalten dunkel auf dem gelben Sand. Liebe Linda, schrieb er an diesem Abend an seine Schwester. Es war sehr schön, von Euch zu hören. Die Kinder sehen ja prima aus. Auf eine Weise bin ich sogar neidisch auf das solide Leben, das Du Dir mit John geschaffen hast. Amsterdam ist sehr schön, sehr von der Geschichte beeinflußt, aber die Dinge sind doch etwas aus den Fugen. Jess und ich sind in letzter Zeit nicht so gut miteinander ausgekommen, die alte Sache. Ich schaffe es wohl nicht, die Dinge im Griff zu behalten. Das Gleichgewicht ist zu prekär, läßt sich schlecht wahren. (Erzähl bloß Mutter nichts davon, sie würde sich nur Sorgen machen.)
Wahrscheinlich liegt es nur am Herbst, der mir aufs Gemüt schlägt, bitte mach Du Dir auch keine Gedan ken. Übrigens – weißt Du noch, ob es einen Geheimgang in Großmutters großem Schlafzimmer-Wandschrank gab? Ich habe Mutter danach gefragt, aber sie antwortet nicht. Rachel wächst und wird hübsch. Erinnerst Du Dich noch an den Herbst, damals, als wir noch klein waren, an die gewaltigen vermodernden Blätterhaufen hinten im Hof, in die wir immer hineingesprungen sind? Komisch, ich habe
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