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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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Kellner kam mit einem Besen.
    Stell mir keine Fragen.
    Warum?
    Das neue Fleisch unter seinem Kinn zitterte.
    Siehst du denn nicht, daß da eine kleine Karte drauf war? Da konnte man sehen, wo wir sind. Seine Augen waren feucht geworden. Er deutete auf das Glas, auf den Rücken des Kellners, auf die Bruchstücke unter dem karierten Tischtuch. Hier an dieser Stelle.
     
    MADURODAM NICHT VERSÄUMEN
    Auf keinen Fall dürfen Sie die Miniaturstadt Madurodam versäumen, zwischen Scheveningen und Den Haag (Straßenbahn 29, Bus 22). Ein Besuch in Madurodam ist sowohl amüsant als auch lehrreich, denn es enthält eine typische holländische Stadt in Miniatur ausgabe – 4 Prozent Normalgröße – mit allen Gebäu den, Straßen und Plätzen, wie es sie auch in Wirklichkeit gibt.
     
    Rachel, launisch und etwas außer Rand und Band, versuchte eines der winzigen Gebäude zu treten. Jess war zu müde, um sich darum zu kümmern, und Graham gefiel es sowieso nicht, weil er hier, wie er sagte, einen unwillkommenen Blick in die Ewigkeit tun müßte.
     
    Es lebte ein guter alter Freund in Amsterdam, Richard, ein Freund von Jess. Er war Akademiker und hatte gerade einige Monate in Deutschland hinter sich. Sie waren zusammen auf der Universität gewesen, hatten sich ganz gut gekannt, waren fast miteinander ins Bett gegangen, aber die Gelegenheit war verstrichen, anderes war dazwischen gekommen, und das war so gut wie gar nichts bei so etwas, in dieser Zeit, bei diesen Leuten. Sie waren in losem Kontakt geblieben, durch gemeinsame Freunde, durch ein paar lange Plauderbriefe. Geplaudert hatten sie schon immer gern, das war ihre große Gemeinsamkeit gewesen, endlose Gespräche von unbestimmtem Zuschnitt.
    Kommt und besucht uns, schrieb er Jess, ich bin mit einer Niederländerin verheiratet, und wir bekommen bald ein Baby, sie, meine ich. Kommt doch zum Abendessen.
    Sie brachten Blumen, rote Tulpen. Die Wohnung war groß, grün erleuchtet von den Reflexionen eines Kanals. Richard begrüßte sie lebhaft, lauter und scherzhafter, als sie ihn in Erinnerung hatte, das prägnante jüdische Profil verschwamm etwas. Er war Historiker an der Universität, wollte immer hier leben, schwelgte in der Stadt, liebte die Leute. Seine Frau Anna? Anneke, sehr ruhig, blond, kleine Nase, Brüste und Bauch angeschwollen, doch noch nicht zu voller Größe, sechster, siebenter Monat. Sie redeten, tranken Cocktails, redeten. Zivilisation, großes Gerede, eine schwierige Sache. Ein zerbrechliches, köstliches, mimosenhaftes Gebilde, ein Produkt von Tausenden von Händen, stets bereit, umzustürzen, kopfüber, spritzend, endgültig, spurlos im Meer zu versinken.
    Der Himmel draußen wurde von Grau über Blau zu einem unschönen Schwarz, und Anneke zündete auf dem kleinen Tisch eine Gruppe dicker Kerzen an, die Tulpen in einer Schale in der Mitte, und servierte das Essen. Nachdem das Licht nun nur noch von einer Stelle ausging, vergrößerten sich alle Bewegungen zu Schatten ringsum im Zimmer. Der kleine Lichtkreis der Kerzen war das Energiezentrum, und das Drama aus Tellern und Tassen und sich bewegenden Händen und kaltem, bärtigem Bier spielte sich in diesem Nukleus ab, von dem alles ausging, in die blauen tiefen Ecken des Zimmers fiel. Nun, sagte Richard gerade, es ist fast, als ob die Amerikaner noch immer (mehr Schinken) daran glaubten, daß sich die Menschheit vervollkommnen läßt; die Europäer (bitte reich mir das Brot, morgen gehen wir zum Haus der Anne Frank) wissen, daß das nicht möglich ist. Und das gibt den Amerikanern all den Optimismus und die schreckliche Energie. Sie lernen erst jetzt (sie?), daß die Geschichte nicht unbedingt ein Happy-End haben muß. Aschenputtel bringt ihre Schwestern um und zündet Warenhäuser an, und die Zwerge vergewaltigen Schneewittchen. Die Blasen im Bier steigen auf und zerplatzen an der Oberfläche der Luft. Geruch von Kohl und Kartoffeln und heißer Wurst, ein echtes holländisches Essen.
    Richard dehnte den Mund und bezeichnete den Um fang, den sein Bauch in einigen Jahren erreichen wür de. Er tätschelte scherzhaft Annekes runden Bauch. Der vollkommene Bürger, dieser jüdische Junge aus Brooklyn und Harvard.
    Jess redete mit vollem Mund, ihr Gesicht schimmer te in dem schwankenden Licht. In manchen Gemälden ist das Licht Äquivalent oder zumindest Analogie der Liebe. Gottes Blick über die Welt. Grahams Gesichtsmuskeln begannen zu schmerzen, so sehr bemühte er sich um sein verknittertes Lächeln. Richard

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