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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Langdon Jones
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brachte der österreichische Botschafter am Hofe von Ibrahim Pascha einige Tulpen mit nach Wien und schenkte sie dem Botaniker Carolus Clausius oder Charles L’Ecluse. Als dieser später an die Universität von Leiden gerufen wurde, nahm er seine Tulpen mit in die Niederlande – und seither sind die Pflanzen stets mit dem Namen dieses Landes verbunden gewesen.
     
    breed         breit
    doof           taub
    vies            schmutzig
    waar           wahr
    geel            gelb
    dun            dünn
     
    Er hatte Geburtstag, Donnerstag, und er hatte etwas Besonderes vor. Er wollte ins Hilton Hotel und sich ein Festessen leisten. Also hör mal, sagte sie. Du machst Spaß, sagte sie.
    Nein, ich mein’s ernst, ich will hin. Sein Gesicht war aufgedunsen und bleich. Ich will Hamburger und ein Milchmixgetränk und Pommes frites und alles. Komm, bat er, nur so zum Spaß.
    Also saßen sie im Drug-Store-Restaurant, alle drei, und aßen amerikanisch. Rachel war übernervös, ihr Gesicht ketchupverschmiert. Graham hatte schon drei doppelte Hamburger mit Beilagen gegessen, und Jess wurde übel beim Anblick der Teller, die auf dem Tisch schon kleine Türme bildeten.
    Und wieder rief er die Kellnerin. Ich habe Geburtstag, sagte er. Haben Sie auch Kuchen?
    Himmel, Graham, zischte Jessica.
    Die Kellnerin brachte einen großen Kuchen, mit Zuckerguß, verziert, rosa Zuckerrosen oben und Kerzen in Plastikbehältern.
    Jess stand auf. Ich gehe nach Hause, sagte sie. Es reicht jetzt.
    Warte doch – nur einen Augenblick. Er flehte sie an. Auf seiner Stirn stand der Schweiß, und sein Mund war fettverschmiert. Iß ein Stück, bitte. Ich habe doch Geburtstag . Er beugte sich vor und blies die Kerzen aus. Schau, Rachel, sagte er, ich wünsche mir jetzt et was, ich blase die Kerzen aus.
    Jess begann dem Kind den Mantel anzuziehen. Schluß jetzt, sagte sie. Du kannst mitkommen oder noch bleiben. Wir gehen jedenfalls wieder ins Hotel.
    Noch nicht, sagte er. Kommt, eßt ein Stück. Sieht doch sehr gut aus. In ihrer Verwirrung begann Rachel zu weinen. Kuchen, rief sie und wurde noch aufgeregter, ich will Kuchen. Die Leute starrten schon herüber. Jess nahm das weinende Kind auf, und Graham griff nach ihrem Arm. Bitte, sagte er. Bitte. Sie versuchte sich loszumachen. Rachel begann urplötzlich zu schlucken. Sie übergab sich zitternd, erbrach sich über Jess und den Tisch.
    In der Damentoilette, beim Saubermachen, weinten Jess und das Kind unentwegt.
     
    Er wurde dicker. Seine Sachen paßten ihm nicht mehr. Gefräßigkeit ist keine moderne Sünde. Sein Magen weitete sich, sein Gesicht war in Fett gehüllt, beim Treppensteigen atmete er schwer. Sie stritten sich, wa ren wieder still, stritten erneut. Er kaufte ihr Blumen, Riesensträuße, sie füllten die Vasen, Schalen, alle Tische, und verrotteten süßlich im Zimmer.
     
    Verzeihung und Rückfall. Im Zentrum lief ein Cowboyfilm, und sie entschlossen sich hinzugehen, einfach nur so und doch aus einem tieferliegenden Grunde, einem obskuren, allesdurchdringenden Heimweh, das sie zu einem verzweifelten Konsum von amerikanischen Totemsymbolen verführte, wo immer sie welche fanden. Jess hatte in einem Laden Erdnußbutter und Wurzelbier gekauft, und sie stürzten sich darauf und vertilgten alles und mußten sich in der Nacht übergeben. Lachend, reuig, der Hunger blieb.
    Das Kino muffig von Generationen von Zigaretten und einstmals großartigen Wandbehängen aus Brokat und Samt (Van Eyck), sie sitzen in der ersten Reihe. Rachel, zwischen ihnen, ist gebannt; ihre Hände voller schmelzender Schokolade, die sie in ihrer Hingabe zu essen vergißt. Halb gefüllt, ein Publi kum von Fans und Ziellosen an diesem Dienstagnachmittag.
    Die Wochenschau ist voller Tod. Ein Stier in Spani en, eine Gruppe anonymer, verschwommener Soldaten in Vietnam, eine schwarze Frau bei einem Aufstand in Milwaukee. Irgendein Trick der Kamera läßt ihren Sturz aus dem dritten Stock zur Straße endlos erscheinen. Sie fällt und fällt, die einzige Bewegung auf der Leinwand, alle anderen Leute in der wilden Szene sind vor Trägheit oder Überraschung erstarrt. Schließlich trifft sie auf, ein kleiner Haufen, seltsam verzerrt, und die anderen Gestalten, freigelassen, beginnen sich wieder zu bewegen, zu gestikulieren, zu schreien. Feuer, Flut, Epidemien. Schlechte Neuigkeiten, schlechte Neuigkeiten.
    Irgendwo hinter ihnen hustet und spuckt ein Mann, ein Junge, etwa zehn Jahre

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