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Föhn mich nicht zu

Föhn mich nicht zu

Titel: Föhn mich nicht zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Serin
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was
     du willst.»
    Ich bangte jede Pause, dass nichts passierte.
Bitte keine Prügelei! Bitte keine Verletzten! Bitte keinen Schüler, der das Papier von seinem Marsriegel fallen lässt, statt
     es im Mülleimer zu entsorgen!
|80|
Bitte keinen Schüler, der durch den Schulgarten läuft.
Mir fiel es sogar gegenüber Menschen, die schwächer und kleiner waren als ich, schwer, ihnen etwas zu verbieten. Aber auf
     dem Schulhof tummelten sich nur solche, die mindestens die siebte Klasse besuchten und mir vermutlich fast alle physisch überlegen
     waren. Eine einfache Aufforderung genügte bei ihnen in der Regel nicht, sondern körperlicher Einsatz war nötig.
    Bei meinen bisherigen Eingriffen hatte das eigentlich immer in einer persönlichen Niederlage geendet. Ich scheiterte schon
     mit der Bitte, die Schüler mögen doch gefälligst ihre Abfälle nicht einfach irgendwo hinschmeißen:
    «Entschuldigung! Könntest du bitte dein Tetrapak aufheben! Ich habe gesehen, dass du es fallen gelassen hast.»
    «Habisch aba nisch gesehn.»
    «Egal! Du schmeißt das trotzdem in den Mülleimer!»
    «Nee!»
    «Okay. Ich komme dir entgegen. Ich hebe es auf und du bringst es hin.»
    «Nee!»
    «Na los!»
    Ich hielt das Tetrapak bereits über dem Mülleimer. «Du musst es nur noch kurz berühren und einfach loslassen. Die Schwerkraft
     tut den Rest.»
    «Schmeißense rein! Hamse doch fast geschafft.»
    Diesem Argument hatte ich in dem Moment nichts entgegenzusetzen. Ich gab mich geschlagen und warf die Packung in den Betonkübel.
     Ich konnte dann beobachten, wie der Schüler einen Augenblick später diese wieder aus dem Abfallbehälter fischte, um sie die
     dreißig Meter zurückzutragen und erneut an der Stelle auf den Boden zu schmeißen, wo ich sie aufgelesen hatte.
    Als ich in einer anderen Situation eine Schlägerei beenden wollte, kam ich nicht durch die Meute, die sich um die Streithähne |81| gebildet hatte. Ich bat die Umstehenden, mir den Weg frei zu machen. Die Reaktion der Schaulustigen hätte demütiger nicht
     sein können: «Bleib mal lieber weg, Kleiner! Das ist noch nichts für dich.» Als ich die Prügelnden schließlich doch erreichte,
     begriff ich sofort, dass mir die körperliche Statur nicht gegeben war, um der Gewalt ein Ende zu setzen:
    «Bitte, hört auf zu prügeln!» Die beiden Typen schenkten mir keine Beachtung. «Okay! Dann kommt ihr jetzt bitte mit ins Sekretariat.
     Dort kriegt ihr einen Tadel.» Derjenige, der zu gewinnen schien, erklärte, er werde erst noch zu Ende kämpfen.
    «Eure Namen bitte und eure Klassenlehrer!» Sie wollten mir das nicht sagen, bevor ich ihnen nicht meinen Schülerausweis gezeigt
     hatte.
    Erschwert wurden mir meine Hofaufsichten allein durch die Zahl der Schüler. Ich konnte mir unmöglich alle fünfhundert Gesichter
     merken. Ich wusste daher oft nicht, ob der Schläger, den ich vor mir hatte und der sich vorstellte mit: «Kaan, 8a. Klassenlehrer
     Frau oder Herr Müller», obwohl er wie Mitte zwanzig aussah, überhaupt auf dem Werner-Heisenberg-Gymnasium war. Kritische Nachfragen
     meinerseits: «Ich hab dich hier auf der Schule aber noch nie gesehen» wurden gekontert mit Bemerkungen wie: «Isch disch auch
     nisch!»
    Härte nahm mir kaum ein Schüler ab, Verhandeln brachte mich auch nie weiter. Ich hatte einmal, als fünf Neuntklässler einen
     aus der Achten zusammenschlugen, sogar erfolglos angeboten, mich gegen das Opfer einwechseln zu lassen. Alles, was ich damit
     erreichte, war eine weitere Verschlechterung meiner Position in der Schulhierarchie.
    Daraufhin hatte ich entschieden, Vorfälle auf unserem Schulhof, wo es nur möglich war, zu übersehen oder mich für nicht zuständig
     zu erklären. Zumal ich sowieso bestenfalls einen Zustand verteidigen konnte, der selbst nicht schön anzusehen war. |82| Der Open-Air-Bereich der Schule war gespickt mit Chipstüten, Tetrapaks, Taschentüchern, Bananenschalen und anderen Abfällen.
     Und das von mir mit zu beschützende Schulgartenbeet hatte zahlreiche Trampelpfade, die gesäumt waren von welkender Restvegetation.
    André, der zur gleichen Zeit wie ich auf dem Abschnitt Hof 1 eingesetzt war, fuhr eine ähnliche Strategie. Auch er definierte
     Vorkommnisse – wo nur möglich – als außerhalb seines Kompetenzbereichs liegend. Sobald sich bei einem von uns in der Nähe
     etwas Bedrohliches anbahnte, setzten wir uns beide augenblicklich in Bewegung, um uns schleunigst davon zu entfernen. Wir
     wollten weiter weg sein als

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