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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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für den jungen Berry, dessen berühmter Vater
in diesem Frühling tödlich verunglückte, dessen Mutter in einer Klinik lag. Der
sei ja noch nicht volljährig und wohne jetzt hier. Pamela schaute alarmiert von
einem zum anderen. »Es ist ihm doch nichts zugestoßen?« Jetzt redete der andere,
hellhäutige. Er redete schnell im etwas grellen Zürcher Dialekt, zappelte dabei
am ganzen Körper: »Also, bei Berrys wurde diese Nacht eingebrochen. Sowohl im Privathaus
als auch im Architekturbüro. Beide Räumlichkeiten werden momentan ja nicht genutzt.
Der Postbote hat es heute Morgen bemerkt, den Nachbarn ist nichts aufgefallen, hätte
es aber sollen, da ja niemand drin wohnt.«
    Pamela wehrte
sofort ab. »Warum wollt ihr das dem Jungen erzählen? Er ist noch nicht über den
Unfall seiner Eltern hinweg, verstört durch das, was geschehen ist.«
    Der zappelige
fiel ihr ins Wort, »Mit bald 18 ist der doch kein Wickelkind mehr. Man wird es ihm
auf jeden Fall sagen müssen.«
    Pamela besann
sich: »Natürlich muss er das wissen, aber das bedeutet für ihn doch einen weiteren
Schlag, er ist überhaupt noch nicht so weit, er ist erst dabei, sich an alles zu
gewöhnen. So ein Einbruch in sein Zuhause macht alles noch komplizierter, irgendwie.«
    Der bedächtigere
erklärte: »Völlig ausgeräumt, das ist das eine, doch es wurde auch intensiv nach
Wertgegenständen gesucht, relativ großer Schaden, so über den Daumen gepeilt. Die
Büroräumlichkeiten wurden genauso gründlich durchsucht. Zum Teil wurden Festplatten
zerstört. Das ist das Seltsame, Unübliche. Jemand muss bei der Bestandsaufnahme
mithelfen. Da kommt ja nur der Junge in Frage.« Pamela schüttelte den Kopf. »Er
wird keine große Hilfe sein. Über Wertsachen weiß er möglicherweise gar nicht Bescheid.
Welche Eltern reden mit einem 17-Jährigen über Derartiges. Wer rechnet schon damit?
Über Festplatten im Architekturbüro wird er wenig bis gar nichts wissen, und es
wäre für ihn ein Schock, zerstörte Bilder oder durchwühlte Schubladen sehen zu müssen
und anzugeben, was darin fehlt.«
    Pamela überlegte,
war es möglich, dass die Einbrecher genau mit dieser Situation gerechnet hatten,
dass niemand imstande wäre, genaue Angaben zu machen?
    Sie musste
nachgeben, denn es lag nicht im Ermessen der beiden, ihren Auftrag irgendwie abzuändern.
Ja, sie würde Francis von der Schule abholen und mit ihm gleich zur Siedlung zu
seinem Elternhaus fahren. Dann sei er zumindest nicht allein, wenn er sich dem Einbruch
stellen müsse. Sie melde sich, sobald sie mit Francis unterwegs sei.
     
    *
     
    Es war ein paar Tage später, nach
einem Anruf auf sein Handy während eines Spaghetti-Essens, als Francis erstmals
wesentlich von Maude redete. Sonst hatte er höchstens erwähnt, »ich hab sie besucht,
es geht ihr wie immer,« oder es war Belangloses gewesen. Auch das sagte er jetzt.
Eine von Maudes Freundinnen hatte sich offensichtlich erkundigt. Er hatte einsilbig,
aber nicht gerade unhöflich geantwortet.
    Er aß nicht
gleich weiter. Pamela meinte: »Da war jemand, der sich nach deiner Mutter erkundigte?
Das ist doch anständig.«
    Francis
runzelte die Brauen, meinte leise: »Die waren am Anfang alle so höflich, und sie
wollten Besuche machen. Jetzt wissen sie ja alles, dass sie geistig weg ist, dass
ich Verwandte habe und dass du da bist, eine Psychologin für alles. In einem Monat
haben sie uns vergessen.« Pamela versuchte, leicht darüber wegzugehen, »Das kannst
du nicht so sicher wissen.«
    Francis
entgegnete wie abwesend, »Oh doch.« Dann ließ er die Gabel einfach sinken, sagte
überhaupt nichts mehr und aß auch nicht weiter, schaute einfach vor sich hin ins
Leere.
    »He, Francis,
wie geht es deiner Mutter?« Jetzt zuckte er zusammen, schaute verstört, sagte fast
tonlos, »Sie liegt oder sitzt, je nachdem, wie sie gebettet ist. Sie sagt nichts,
erkennt mich nicht. Sie ist gar nicht da. Sie wirkt immer schwächer. Ich bin der
Einzige, der zu ihr gelassen wird. Die Klinik ist zuständig, mein Onkel hat das
geregelt. Die Chefärztin redet mit mir, gibt medizinische Auskünfte. Mutters Gehirn
sei geschädigt, möglicherweise von zu langer Unterversorgung mit Sauerstoff, möglicherweise
von einem Schlag beim Aufprall. Sie hätten den Eindruck, das Nervensystem baue stetig
ab. Die Beine seien jetzt gelähmt.«
    Pamela biss
sich auf die Lippe, schluckte, überlegte, wollte er jetzt reden oder war das schon
genug. »Was sagt denn euer Hausarzt, ihr habt doch einen

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