Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
verlassen. Er war ins Parkhaus eingetreten, hatte
das Paket mit seinem Peilgerät gecheckt, es schien sauber zu sein. Er hatte es an
sich genommen, dieses Stockwerk verlassen und war die Treppe hinunter an irgendwelchen
Touristen vorbei in die nächste Etage gegangen, unauffällig. Dort hatte er sein
Auto so nah wie möglich beim Eingang geparkt. Hier blinkte im ganzen Stockwerk keine
einzige Kamera, alle waren tot. Im Auto riss er die äußere Umhüllung weg. Vorsicht
war Vorsicht, es mochte irgendeine Markierung dran sein. Was er in Händen hielt,
war eine technische Kostbarkeit. Er würde sie in seinem Bau kontrollieren und einstellen.
Jetzt fuhr er gemächlich weiter und parkte sein Auto. Vor dem Lift steckte er die
Umhüllung in die Mülltonne, fuhr nach unten, kaufte im großen Bahnhofskiosk eine
Wochenzeitung, fuhr wieder hoch, verließ das Parkhaus, fuhr in die Stadtmitte zum
Waisenhausplatz zu seinem amtlichen Standparkplatz im großen Parkhauskeller der
Polizei. Von hier aus waren es 200 Meter zu seinem Bau. Er ging ihn mit kleinen
Umwegen, um allfällige Verfolger loszuwerden.
Pamela begann die Hundetrainings
zu lieben. Zumindest sie waren problemlos, dort fühlte sie sich sicher. Nils hat
Pamela zu einem Wassertraining an den Moossee mitgenommen, denn weil nicht klar
war, ob Cooper je im tiefen Wasser war, konnten sie nicht gleich in der Aare beginnen,
da diese zu sehr zog. Sie trafen sich auf dem Parkplatz vor der Badeanstalt, der
um diese Jahreszeit noch ziemlich leer war. Ein paar Autos standen herum, mochten
zu Spaziergängern gehören, die den Uferweg genossen; zwei weitere standen vorn beim
Eingang zu der Anlage. Sie parkten ihre Autos weit weg an der Ligusterhecke des
Parkplatzes. Nils hatte auch für Pamela einen Neoprenanzug mit Badeschuhen und eine
Schwimmweste mitgebracht. So hatten sie es abgesprochen, das Wasser war noch kalt.
Zwischen Hecke und Auto bot sich genügend Privatheit zum Umziehen. Zu Pamelas Überraschung
stimmte die Größe, Nils schien ein gutes Auge zu haben. Bei ihrer Bemerkung lächelte
er, was sein Gesicht weniger hölzern erscheinen ließ, er hatte noch einen zweiten,
kleineren Anzug dabei.
Es war seltsam,
Nils war höflich, trocken, schnörkellos, das waren Eigenschaften, die sie an einem
Mann mochte. Es war offenkundig, er interessierte sich für sie, sie war die Einzige,
mit der er im Kurs redete, spontan, mehr als ein Wort, nicht belehrend.
Es war kein
Geheimnis, die anderen Kursteilnehmer waren dabei gewesen, als sie sich zum heutigen
Wassertraining abgesprochen hatten, also war alles völlig harmlos. Keiner der anderen
hatte sich dazu gedrängt, denn es wäre ein Drängen gewesen, Nils meinte offensichtlich
nur sie. Der Eindruck, den die anderen hatten, war klar, da war etwas im Anlaufen.
Sie waren beide neu in der Gruppe, deshalb mochte keiner eine unpassende Bemerkung
machen.
Erst als
er jetzt in seinem engen Anzug daherkam, bemerkte sie, dass er doch einiges an Muskeln
aufwies, nicht ganz der Büromensch war, als den sie ihn eingeschätzt hatte. Das
sah nach Krafttraining und Proteinen aus.
Jetzt holten sie die Hunde aus den
Autos. Das Gehen in Anzug und Badeschuhen war etwas ungewohnt, für Pamelas Geschmack
zu körperbetont, als wäre sie nackt. Zuerst vorschriftsmäßig an der Leine die Hunde
Gassi führen, das hieß, der Kot wurde auch hier mit einem Griff in die braune Tüte
gepackt. Etwas pingelig fand Pamela dies schon, der Gehölzrand zum See wurde nicht
beweidet und nicht begangen. Das war jetzt Regelbefolgung um der Regeln willen.
War das jetzt ein typischer Schweizer, oder war Nils ein Mensch, der Regeln brauchte?
Beim zweiten mochten die Gründe dann sehr tief liegen, oder war er eben doch ein
typischer Beamter?
Den Platz
kannte Nils, eine kleine Sandbucht, in der der Grund schon nach wenigen Metern jäh
abfiel. Das Wasser sei hier schon wärmer. Nein, keinesfalls durften die Hunde ohne
weiteres ins Wasser rennen und schwimmen, die Dressur sei das Spiel. Die Hunde schienen
es genauso zu verstehen, sie schwammen unermüdlich nach dem Gummiknochen und brachten
ihn zurück, dann nach dem Wasserball, den sie nur stoßend vorwärts bewegen konnten.
Nils war sehr erbaut über Coopers Leistung, wobei er doch den Kopf schüttelte, »So
Pudel sind doch eher eigenartige Hunde. Schau dir doch einmal sein Verhalten an,
ein Rüde, der zu gefallen sucht und sich unterordnet, er hat überhaupt keine Schwierigkeiten
mit Darko.« Sie gurteten die
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