Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
verwackeltes Abschlussfoto gefunden.
Dann ist »diese Thoma« schon nach kurzer Zeit als Partnerin aus einer smarten Zürcher
PR-Agentur ausgeschieden und nirgends sonst aufgetaucht, Topqualität, hohes Level.
Der Name Pamela Thoma steht im Zusammenhang mit der Restaurierung einer barocken
Gartenanlage in der Westschweiz auf Wikileaks. Das ist seltsam genug, doch es könnte
dieselbe Frau sein, der Name war ungewöhnlich genug. Ein weiteres Mal taucht er
in den Anchorage News auf, eine Pamela Thoma war Dritte bei einem Schlittenhunderennen,
einem offensichtlichen Marathonrennen. Sie ist weder bei Facebook noch bei Xing
zu finden.
Ich ging in den Klinikcomputer und
habe die Akte von Francis Mutter gehackt, man wird keine Spur davon bemerken. Es
stimmte alles, so wie Vater es gesagt hatte. Also soll sie bald tot sein. Ich suche
Lucius.
5
Countdown
Diese Kraft der Vernichtung.
Sie würde den Bruch markieren in der sich abspielenden Geschichte. Es würde das
schwarze Nichts sein, das alles Vorherige kippen und alles Künftige um sich kreisen
ließe. Das Errichten eines negativen Spins.
Er durfte
nicht abschweifen. Sein blutig rotes Bewusstsein legte sich ins Stadion, das Oval
mit den zwei Brennpunkten. Das Stadion würde das Grauen hochschaukeln bis ins Universum.
Hier irgendwo
spürte er ein Fremdbewusstsein. Jemand anderes, der ebenso um dieses Stadion kreiste.
Er musste wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Die Föhnwolken türmten sich
schwarz im Süden, Fetzen davon wurden losgerissen, Fratzen jagten durch die Lichtglocke
über der Agglomeration, Fledermäuse, geflügelte Wolfshunde, Drachen, Riesen, Ungeheuer.
Der heutige
Tag hatte es in sich gehabt.
Zunächst
die Beschattung Rezas, wie er sein Rad in den Fahrradständer beim Supermarkt stellte
und es ankettete. Pünktlich betrat er den Supermarkt, fasste einen Einkaufskorb.
Auf der Rolltreppe nach unten suchte er im Seitenspiegel nach einem Beschatter,
doch er schaute sich nicht um. Er wusste, jemand war da zu seinem Schutz. Beim Grillzubehör
ging er zum Gestell mit den Anzündern und den Pasten. Er fasste nach einem der Pakete,
scheinbar um den Preis zu kontrollieren. Es war das dritte Paket von links in der
hinteren Reihe. Es sah aus wie die anderen, war aber leichter. Er packte auch Holzkohle,
Anzündwürfel und Streichhölzer in seinen Korb, typisches Grillzubehör eben. Das
war’s. Bei den Lebensmitteln brauchte er Milch, Kartoffeln, Tomaten, Brot und zwei
Schweinsbratwürste. Keinesfalls fiel er als Moslem auf. Eine Kontrolle der Kassen
ergäbe einen normalen Einkauf. Er bezahlte bar. Auf dem Nachhauseweg fuhr er zur
Post und kaufte einen halben Bogen Briefmarken sowie feste gelbe Kuverts A5.
Wie in der
Ausbildung instruiert, würde er zu Hause in seinem Mansardenzimmer alles nur mit
Sanitärhandschuhen anfassen. Er steckte die zweimal 20.000 Schweizerfranken aus
dem Paket in ein Doppelkuvert, das Geld passte hinein, stülpte ein weiteres von
der anderen Seite darüber, legte das Ganze so in seine Sportumhängetasche, dass
es mit einem einzigen Handgriff herauszuziehen wäre. Jetzt kontrollierte er die
Uhr.
Dann hatte er sich mit dieser
Pamela Thoma befasst. Eine Frau, wie er sie hasste, eine durchweg unmögliche Emanze.
Schon wie sie sich gab. Er verabscheute Frauen, die meinten, einen mit einem festen
Blick vom Leib halten zu müssen. Frauen, die sich ihrer weiblichen Reize nur zu
bewusst waren und annahmen, alle wollten sie vögeln, und darüber schon im Vornherein
beleidigt reagierten. So eine war das. Dazu diese Art des demonstrativen Ich-mache-mich-nicht-zurecht-und-sehe-trotzdem-gut-aus.
Nein, danke. Eine Nutte wie alle anderen. Dazu nicht mehr die Jüngste, er hatte
es auf Füsslis PC gesehen, 35. Bei der tickte doch die Uhr, die war auf das eine
aus. Das würde sie bei ihm ganz sicher nicht bekommen. Er bevorzugte Unkompliziertes,
und das war sie nicht, das war gegen den Wind zu sehen. Natürlich hat er sie etwas
angemacht, darauf fielen sie alle herein, ein bisschen Macho in den Bewegungen,
ein bisschen raubeinige Höflichkeit, grüßen und bitte und danke, nicht die direkte
Anmache, eher ruppig, und dann ab und zu ein heimlicher Blick, als fühle man sich
unbeobachtet, vor allem gepflegt, aber nicht zu viel Deo, sichtbar keinen Ehering.
Sie war auf Draht, das sagte alles. Er peilte sie an, und das Signal wurde bemerkt,
aufgenommen. Sie hatte eine hohe Sensitivität. Das merkte man auch, wie sie mit
dem Hund umging. Was ihm
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