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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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noch immer nicht klar war, war ihr Bezug zum jungen Berry.
Wie kamen die zwei zusammen zu einem Fußballspiel? Möglicherweise kannte sie dessen
Eltern von ihrer PR-Tätigkeit her.
     
    *
     
    Der Jet aus den Arabischen
Emiraten war zehn Minuten zu früh auf dem Kleinflugplatz Belpmoos gelandet, nämlich
um 17.30 Uhr. 20 Passagiere und die zehnköpfige Besatzung verließen das Flugzeug,
Geschäftsleute aus der Schweiz, Arabien und China, das Botschafterehepaar mit Botschaftsangehörigen
und Personal. Der Botschafter war ein Prinz.
    Obwohl es
sich um einen offiziellen Jet des Königshauses handelte, und obwohl eigentlich um
18 Uhr Schichtwechsel des Flughafenpersonals angesagt war, und obwohl zwei Drittel
der Flugzeuginsassen über diplomatische Immunität verfügten, waren alle zur Passkontrolle
gebeten worden. Das Aufgebot von Sicherheitsleuten irritierte sie offensichtlich.
Es war der Stellvertretende Botschafter, der aufbegehrte. Sein Land würde sich beschweren.
Den kommandierenden Zolloffizier bewegte das nicht. Es handle sich um eine Übung,
Ausweise und Beglaubigungen müssten geprüft werden, die Gesichtskontrolle umfasse
auch Diplomaten. Sie könnten sich anschließend beschweren. Auch das Diplomatengepäck
wurde heimlich durchleuchtet, die Filme nahmen sie mit. Der Stellvertretende Botschafter
beschimpfte die Beamten, redete von Polizeistaat. Der Prinz schwieg hoheitlich.
Die arabischen Frauen wurden von der Kontrolle nicht erfasst. Er beobachtete aus
Distanz und wusste, der spezielle Zündmechanismus befand sich wohlverpackt im Beauty
Case der Prinzengattin, der Prinz wusste nichts davon. Einer der Attachés war ihr
Liebhaber.
    Er schlenderte
durch die Halle und entdeckte die Gestalt, die sich im Hintergrund hielt, auf den
ersten Blick. Also doch, die Kontrolle hatte System. Es war Tizian Füssli aus der
obersten Etage der Sicherheitsabteilung. Es mochte genau um das gehen, weswegen
auch er hier war. Füssli zeigte keine Überraschung, als er ihn erblickte. Also wusste
auch er, wer er war. Natürlich ging er davon aus, dass auch er sich in seiner beruflichen
Funktion hier aufhielt. Zur Sicherheit war er zu ihm getreten und hatte genau das
erklärt. Er sei routinemäßig hier, mache eine Sichtkontrolle, Diplomaten gegenüber
habe auch er kaum Spielraum. Seine Anwesenheit sei ein Mahnfinger, mehr nicht. Um
was es diesmal gehe? Füssli hatte das Stichwort ›Routinekontrolle‹ aufgenommen.
Er hatte gemeint, er spüre Füsslis Verdecken. Doch es konnte nicht sein, dass Füssli
wusste, dass überhaupt etwas mit diesem Flug angekommen war, geschweige denn, was
es denn war. Es durfte kein Leck geben. Aber konnte seine Anwesenheit etwas anderes
bedeuten? Füssli war möglicherweise doch cleverer, als er gedacht hatte. Nein, er
wollte sich hüten, sich mit Füssli in einem privaten Katz-und-Maus-Spiel zu sehen.
Füssli war mitverantwortlich für die Sicherheit im Stadion, das wusste er ja. Also
hatte er pflichtgemäß ein Auge auf potenzielle Einfallwege, war vielleicht doch
die richtige Besetzung für seinen Posten. Füssli mochte seine Herausforderung sein.
Er beruhigte sich, er musste sich bloß Füsslis Schwachpunkt vor Augen halten, sein
unterdurchschnittliches Computerwissen.
    Er wusste
nach seinen heimlichen Recherchen in Füsslis PC, dass Füssli nicht mehr konnte,
als die Tasten drücken, die ihm der Fachmann für PC-Sicherheit seines Amtes angegeben
hatte, das war’s dann. Zusätzlich entsprachen diese Firewalls den Standards von
vorgestern.
    Er durfte
nicht in die Falle tappen, sich zu sehr auf Füssli zu konzentrieren, er musste das
Ganze im Auge behalten. Immer einen Schritt voraus.
     
    Das Paket aus dem Beauty Case
holte er sich am nächsten Tag im dritten Stock des Parkhauses am Bahnhof. Er stand
in Deckung außerhalb der zweiten Glastür des hinteren Ausgangs. Den Joghurtbecher
hatte er platziert, die Kamera war defekt, dafür hatte er gesorgt. Er erkannte das
unscheinbare Dritt-Klasse-Auto der Botschaft, das für derartige Aktionen diente,
auf den ersten Blick. Es fuhr auf die Minute genau in langsamem Tempo durchs Parkhaus,
ein Fahrer und ein Beifahrer saßen darin. In der Kurve verlangsamte es noch einmal,
bremste hart am Bordstein, die Beifahrertür wurde etwas geöffnet, der Beifahrer
legte das Paket neben den Joghurtbecher. Die Tür wurde wieder geschlossen, das Auto
fuhr weiter Richtung Ausgangsbarriere, völlig unspektakulär. Es würde das Parkhaus
unverzüglich Richtung Fribourg

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